Corona „Klassische Aufgabe“: Apotheker mischen Desinfektionsmittel selbst

Düsseldorf · Die EU hat sämtliche Beschränkungen aufgehoben. Trotzdem gibt es beim Nachschub weiter Probleme.

 Viele Apotheken stellen Desinfektionmittel wieder selber her.

Viele Apotheken stellen Desinfektionmittel wieder selber her.

Foto: dpa/Marijan Murat

Desinfektionsmittel sind in diesen Tagen absolute Mangelware und meist ausverkauft. Glück können die Kunden in einer Apotheke haben. Denn dort werden Desinfektionsmittel oft inzwischen wieder selbst hergestellt. „Das ist eigentlich eine klassische Aufgabe von Apothekern. Jetzt ist das wieder möglich“, erklärte Stefan Denix, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein. Trotzdem gibt es immer noch Nachschubprobleme.

In den vergangenen Jahren haben kaum noch Apotheker selbst Alkohol, Wasserstoffperoxid, Glycerin und Wasser gemischt, um daraus Desinfektionsmittel zu mischen. Grund dafür waren die Branntwein-Steuer und nach deren Abschaffung verschiedene Richtlinien der Europäischen Union, die das praktisch unmöglich machen.

Doch wegen der Corona-Krise wurden all diese Hindernisse innerhalb von wenigen Tagen aus dem Weg geräumt. „Inzwischen stellen viele Apotheken Desinfektionsmittel wieder selbst her“, so Denix. Wie Birgit Kroll in ihrer Mozart-Apotheke an der Duisburger Straße. Sie bietet 500 Milliliter Desinfektionsmittel für 8,95 Euro an. Doch trotz der Eigenproduktion kommt es zu Engpässen: „Im Moment fehlt mir eine bestimmte Sorte Alkohol, die nur schwer zu bekommen ist.“ Sie hofft aber, dass der Nachschub kurzfristig kommt. Die Apothekerkammer warnt übrigens ausdrücklich davor, selbst im Hobby-Keller Desinfektionsmittel zu mischen. Stefan Denix: „Dabei handelt es sich um sehr gefährliche chemische Stoffe. Es besteht ein Explosions-Risiko.“ Außerdem sei es zweifelhaft, ob das Mittel am Ende auch wirkt: „Darum sollte das in jedem Fall ein Apotheker machen.“

Der Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein weist außerdem darauf hin, dass man Desinfektionsmittel denen überlassen sollte, die es wirklich brauchen: „Das sind Arztpraxen, Altenheime und Krankenhäuser.“ Für alle anderen reichen die normalen Schutzmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und zwei Meter Abstand halten. Es könne sogar Apotheken geben, die Kunden fragen, ob jemand zu einer Risikogruppe gehört und nicht an alle Desinfektionsmittel verkaufen. Das sei in diesen Tagen auch völlig in Ordnung.

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