„Tante Laura“ bringt Grüße zu alleinstehenden Senioren

Maximilian Wolff hat eine Computer-App entwickelt, die Familien hilft, Kontakt zu halten.

  Wenn Maximilian Wolff seine Schwägerin Margrit Wolff nicht besuchen kann, schafft die App Verbindung.

Wenn Maximilian Wolff seine Schwägerin Margrit Wolff nicht besuchen kann, schafft die App Verbindung.

Foto: ja/Tante Laura GmbH

„Guten Morgen, hier ist Martin. Ich hoffe, Du hast gut geschlafen.“ So eine schriftliche Botschaft mit einem Foto von Martin könnte seine Großmutter morgens begrüßen. Fotos der Familie könnten tagsüber zu sehen sein. Auch ein Lied könnte die App „Tante Laura“, installiert auf einen Tablet abspielen. Und damit Senioren, die allein leben, das Gefühl geben, mit der Familie verbunden zu sein. Entwickelt hat sie Maximilian Wolff (75), Betriebswirt, ehemaliger Unternehmensberater, Unruheständler und besorgter Bruder.

Denn für seinen älteren demenzerkrankten Bruder hat er die App ursprünglich entwickelt – sie sei aber auch eine gute Möglichkeit, eine Verbindung zu geistig fitten älteren Angehörigen aufzubauen. Maximilian Wolffs Bruder war 2012 erkrankt, konnte irgendwann nicht mehr in der Familie versorgt werden. Als er deshalb ins Johanniter-Stift in Vohwinkel zog, habe er sich dort sehr allein gefühlt, berichtet Maximilian Wolff, trotz vieler Besuche von Familienangehörigen. Schlimmer wurde es, als der Bruder durch seine Demenz auch nicht mehr telefonieren konnte. „Ich dachte, dass es in der heutigen Zeit doch etwas geben muss, um ihm zu helfen“, erzählt Maximilian Wolff.

Damit begann eine Zeit des Experimentierens und Recherchierens. Hilfe fand er bei der Internetagentur Visiomax, deren Inhaber Jan Wenzel ihn mit technischem Wissen unterstützte. Von den Mitarbeitern des Johanniter-Stifts lernte er, was Menschen mit Demenz brauchen und was in einem Pflegeheim möglich ist. Wichtige Gesprächspartnerin war ihm zudem seine Frau Gisela: „Sie kann so gut zuhören“, erklärt er. Und habe ihm geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Ich habe so viel gelernt“, schwärmt Maximilian Wolff über die Entwicklungszeit.

„Ich fühle mich
nicht mehr so allein“

Gelernt hat er zum Beispiel, dass Menschen mit Demenz nicht zu viele verschiedene Bilder gezeigt bekommen sollten. Und dass Heim-Mitarbeiter keine Kapazitäten haben, sich um ein zusätzliches technisches Gerät zu kümmern. Deshalb funktioniert die App „Tante Laura“, einmal eingestellt, von allein.

Sie wird auf einem Tablet installiert, der in der Wohnung der Senioren aufgestellt wird. Über das Internet laufen die Inhalte ein, die die Familie an die Empfänger schicken will. Vorgesehen ist ein Wochenplan, nach dem zum Beispiel an drei Stunden pro Tag Bilder und Botschaften auf dem Bildschirm gezeigt werden. Für den Nutzer läuft alles automatisch, er muss nichts bedienen.

Für Menschen mit Demenz, so weiß er inzwischen, sollte der Bildschirm vertraute Ansichten zeigen – Bilder von Angehörigen, die er kennt. Die jüngsten Kinder der Familie, die sich schnell verändern, können für sie schon fremd sein. Dafür könnte das Bild eines einfachen Apfels sie erfreuen.

Wer geistig noch rege ist, hat andere Bedürfnisse. Maximilian Wolff hat auch seiner Schwägerin Margrit Wolff (90) die App Tante Laura installiert, deren Töchter weit weg wohnen. „Für sie muss ich das Programm lebendig halten.“ Für sie stellt er auch Bilder aus dem Familienleben ein, von der Hochzeit in Paris, die sie nicht miterleben konnte, von der Indienreise der Enkelin, Bilder aus den Alpen, in denen sie gern wanderte. Seine Schwägerin habe ihm gesagt: „Ich fühle mich nicht mehr so allein.“

Dieses vertraute Gefühl soll auch der Name „Tante Laura“ ausdrücken. Und deshalb denkt Maximilian Wolff auch, dass die App jetzt in Coronazeiten hilfreich sein könnte für die älteren Menschen, die wegen der Kontaktverbote keinen Besuch mehr bekommen können, besonders in den Altenheimen. Die App sei inzwischen so gut getestet, dass er damit jetzt auf den Markt gehen will.

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