Wülfrath : „Arme Kinder sind die Corona-Verlierer“
Wülfrath . „Die armen Kinder in Deutschland schlafen nicht unter Brücken. Sie können aber an vielen Dingen nicht teilhaben, auch nicht in den Urlaub fahren, Klassenfahrten sind ein Problem und sogar den eigenen Geburtstag feiern geht aus finanziellen Gründen oft nicht.“ Wolfgang Peetz hat vor 15 Jahren die Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ gegründet.
Genau so lange besteht eine intensive Zusammenarbeit mit dem Wülfrather Jugendamt. Er und Jugendamtsleiterin Bärbel Habermann nehmen das kleine Jubiläum und die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kinderarmut in Deutschland zum Anlass, erneut auf dieses wichtige Thema hinzuweisen. Fazit: Kinder aus armen Familien sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie.
In Wülfrath gilt jedes sechste der 3300 Kinder unter 18 Jahren als arm, deutschlandweit jedes fünfte. „24 Prozent der armen Kinder in Wülfrath haben keinen internetfähigen PC, 13 Prozent keinen ruhigen Platz zum Lernen“, nennt Wolfgang Peetz erschreckende Zahlen. „Diese Kinder konnten nicht am Homeschooling teilnehmen“, ergänzt Bärbel Habermann. Die Schul- und Kita-Schließungen während des Lockdowns hätten gerade diese Kinder hart getroffen. „Die weitere Entwicklung ist unklar. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit drohen vielen Familien“, sagt Wolfgang Peetz. Er gehe jedoch davon aus, dass es nach den Sommerferien wieder einen Regelbetrieb in den Schulen gibt.
300 Lebensmittelgutscheine und 200 Spiele für arme Familien
Wolfgang Peetz betont den rechtlichen Anspruch der Kinder auf ein kostenfreies Mittagessen. Dies sei auch gleichzeitig die Eintrittskarte für eine Ganztagsbetreuung. „Ohne muss man gehen.“ Mit dem „Starke-Familien-Gesetz“ haben diese Kinder seit August 2019 über das Bildungs- und Teilhabepaket diesen Anspruch. Während der Schließungen ging das Geld für diese Kinder jedoch zurück an das Jobcenter sowie ans Sozialamt. Um die finanzielle Mehrbelastung etwas zu entspannen, verschickte das Deutsche Rote Kreuz in Kooperation mit dem Sozialamt rund 300 Lebensmittelgutscheine im Wert von je 50 Euro an die betroffenen Familien. Zusammen mit der städtischen Kinder- und Jugendförderung und dem DRK wurden zudem 200 Spiele angeschafft, „um den Familien die Zeit des Lockdowns etwas zu versüßen“, wie es Peetz formuliert.