Sparkasse HRV auf Tönisheide Kundenverhalten besiegelt Filial-Aus

Velbert · Vor dem Stadtrat erläuterte der Sparkassenchef Jörg Buschmann die Gründe für die Schließung. Einer ist die Unterdeckung der Filiale.

 Die Tönisheider Geschäftsstelle der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert wird zum Jahresende in eine reine SB-Filiale umgewandelt.

Die Tönisheider Geschäftsstelle der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert wird zum Jahresende in eine reine SB-Filiale umgewandelt.

Foto: Ulrich Bangert

Die Filiale Tönisheide der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV) wird zum 1. Januar zu einem Selbstbedienungsstandort umfunktioniert. Neben den Geldautomaten für die Versorgung mit Bargeld lassen sich bereits an den SB-Terminals Überweisungen, Daueraufträge und ähnliches durchführen. „In die Sparkassenfiliale kommen die Kunden dagegen immer seltener, teilweise sogar nur einmal jährlich, um sich dort beraten zu lassen“, so Pressesprecher Thomas Bestling vor gut drei Monaten. Der Schritt wurde von vielen Tönisheidern mit Unverständnis aufgenommen, man möchte „seine“ Sparkasse vor Ort behalten.

Verwaltungsrat setzt sich aus Ratspolitikern zusammen

Der Stadtrat, aus dessen Reihen sich der Verwaltungsrat des Kreditinstitutes zusammensetzt, hatte auf Antrag der SPD den Vorstandsvorsitzenden Jörg Buschmann zu einer erläuternden Stellungnahme gebeten. Der holte in seiner teilweise sehr werblich angelegten Präsentation weit aus, stellte auch das soziale Engagement seine Hauses heraus und bezeichnete die jährliche Ausschüttung von zwei Millionen Euro an die Trägerstädte als „strategischen Punkt“. Dann kam er auf die Veränderung im Bankengeschäft zu sprechen und klagte über die Nullzinspolitik vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank: „Herr Draghi hat uns den Zins gestohlen, wir verdienen kein Geld mit Einlagen. Dazu hat die Finanzkrise 2008 zu starken Regulierungen geführt, wir müssen mehr Kapital bilden. Dann kam der Sparkassenchef auf das veränderte Kundenverhalten zu sprechen, die nicht mehr in die Filiale kommen, sondern in der digitalisierten Welt leben. „50 Prozent erledigen ihre Bankgeschäfte von zu Hause oder von unterwegs, wir müssen weiter in die Digitalisierung investieren.“ Hinzu kommt ein aggressiver Wettbewerb: „An Wertpapieren sowie dem Kredit- und Provisionsgeschäft wird noch verdient.“ Inwischen gibt es sieben Möglichkeiten, wie die Kunden mit der Sparkasse in Kontakt kommen, dabei wird das Online-Banking immer stärker von älteren Menschen genutzt.

Kunden kommen nur einmal im Jahr zur Beratung in die Filiale

Die Sparkasse hat das Verhalten ihrer Kunden analysiert: „Im Jahr wird die Sparkassen-App 192 Mal genutzt, 108 Mal Online-Banking, 24 Mal die SB-Geräte und einmal im Jahr kommt ein Kunde zur Beratung in eine Filiale. „Das ist der Trend der Zeit, sie brauchen nirgendwo hinzugehen.“

In Velbert wird die Sparkasse neben der Hauptfiliale künftig vier weitere in Neviges, Langenberg, Am Berg und in der Unterstadt betreiben. „Die Versorgung mit Bargeld vor Ort ist gesichert, die verbleibenden Filialen werden besser mit Mitarbeitern ausgestattet sein. Wir wollen eine starke Sparkasse bleiben und dabei in der Region stark verwurzelt sein.“

Shamail Arshad (SPD) wollte wissen, warum gerade Tönisheide geschlossen wird. „Tönisheide hat sich sehr, sehr erschreckend zurückentwickelt“, so der Sparkassenchef, der selbst einmal an der Nevigeser Straße 305 tätig war. „Das war eine größere Filiale mit zehn Mitarbeitern, heute sind es noch drei. Das ist die Filiale mit der größten Unterdeckung.“

„Wird uns die Ausschüttung erhalten bleiben?“, wollte Martin Schwarz (Piraten) wissen. Sparkassenvorstandsmitglied Josef Stopfer verwies auf das strategische Ziel und geht davon aus, dies aufrecht erhalten zu können, obwohl die Entwicklung nicht abzuschätzen ist. Er erinnerte an das Jahr 2007, als die Ausschüttung ausfiel, weil die Sparkassen die Schäden der WestLB begleichen mussten.

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