Haan „Schulen zu erreichen, ist schwer“

Haan. · INterview Marek Kasper und Jonas Lütz von der „Fridays for Future“- Ortsgruppe Haan bilanzierten.

 Marek Kasper (l.) und Jonas Lütz von der Ortsgruppe „Fridays for Future“ Haan ziehen für 2019 Bilanz.

Marek Kasper (l.) und Jonas Lütz von der Ortsgruppe „Fridays for Future“ Haan ziehen für 2019 Bilanz.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Für das Jahr 2020 wünschen die beiden Delegierten der „Fridays for Future“-Ortsgruppe Haan den Politikern mehr Mut zu Entscheidungen.

Was hat FFF Haan im vergangenen Jahr erreicht?

Marek Kasper: Auf Bundesebene hatten wir ein paar wichtige Streiks, wie zum Beispiel am 20. September, am Weltklimatag. Dann ist das Klimapaket gekommen, aber vielmehr als ein Päckchen ist es auch nicht. Seitens der Politik sind wir daher enttäuscht. Wie kann es jedoch sein, dass die Politik nicht auf 1,4 Millionen hört, die regelmäßig für den Klimaschutz auf die Straße gehen?

 In 2019 hatte die Ortsgruppe FFF Haan zu mehreren Demos aufgerufen.

In 2019 hatte die Ortsgruppe FFF Haan zu mehreren Demos aufgerufen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Jonas Lütz: Auf lokaler Ebene haben wir jedoch kleine Erfolge erreicht. Fast Demo, die wir veranstaltet haben, war die größte seit der Gebietsreform in Haan. Im September haben wir einen Bürgerantrag mit unseren kommunalen Minimalforderungen im Haupt- und Finanzausschuss eingebracht. Die Stadt ist darauf teilweise eingegangen, zumindest hat sie Gelder bereitgestellt, zum Beispiel für den kostenlosen Lastenräderverleih. Das ist schön. Große Schritte wie beispielsweise, dass es in städtischen Gebäuden künftig nur noch emissionsfreie Heizungen gibt, sind allerdings ausgeblieben. Bei vielen Themen wird die Verantwortung einfach nur von A nach B geschoben.

Welche Hürden haben sich euch im vergangenen Jahr in den Weg gestellt?

Kasper: Es wirkt, als habe die Politik manchmal keine Lust auf uns. Wir haben festgestellt, dass man auf allen Ebenen angreifen muss. Denn wenn wir etwas vorschlagen, fühlt sich hinterher keiner zuständig. Wichtig für uns ist, zunächst die kommunale und Kreisebene zu erreichen, dann geht es weiter über Landes-, Bundes-, EU- bis hin zur UN-Ebene.

Lütz: Es ist jedoch nicht so, dass die Politik gar kein Interesse am Klimaschutz hat. Im vergangenen Jahr wollten Politiker mit uns auch konkrete Konzepte erarbeiten, wie zum Beispiel den Ausbau von Solaranlagen. Zum Teil sind diese Konzepte jedoch sehr kleinschrittig, und hält uns von anderen Planungen ab. Es gibt Experten, die sich besser darum kümmern können.

Ist es überhaupt schwierig, Unterstützer zu finden und zu mobilisieren?

Kasper: Es kommt immer auf die Aktionsform an. Wenn es beispielsweise darum geht, im Rat seine Präsenz zu zeigen, weil es dort um umweltrelevante Themen geht, ist es schwieriger als beispielsweise bei Demos. Doch die Ratssitzungen werden eben auch als langweiliger empfunden.

Lütz: Schwierig ist es auch die einzelnen Schulen zu erreichen. Da ist die Toleranz schon gering. Außerdem nehmen einige unserer Aktiven auch an Demos in anderen Städten teil, doch da die Anreise oft mit Aufwand verbunden ist, machen das nur wenige.

Wie hat FFF euer Leben beeinflusst? Was hat sich privat verändert?

Lütz: Meine Familie war schon immer recht klimabewusst. Allerdings habe ich es angestoßen, dass wir in diesem Jahr eine Photovoltaikanlage aufs Dach bekommen.

Kasper: Grundsätzlich wirkt FFF auf mich wie eine Bildungsmaßnahme, ich habe viel über die Städte in der Umgebung gelernt, über die Gründe und Auswirkungen des Klimawandels und nicht zuletzt über politische Zusammenhänge und Verhaltensweisen. Das ist ein großer Effekt von Fridays for Future, der gerne übersehen wird.

Welches Thema ist euch für 2020 besonders wichtig?

Kasper: Die Kommunalwahlen im Herbst werden ein wichtiges Thema sein. Wir haben bereits im vergangenen Jahr unsere Minimalforderungen an die Stadt Haan gestellt, diese bleiben auch weiterbestehen. Davon wollen wir aber nichts in den Fokus stellen, um nichts anderes aus dem Fokus zu rücken.

Lütz: Das oberste Ziel ist bis 2035 klimaneutral zu werden. Es wäre gut, wenn die Politik das auch so sehen würde. Dazu müsste man jedes Jahr überprüfen, was bislang erreicht worden ist und ob man das schafft. Für Haan wäre auch ein kostenloser ÖPNV erstrebenswert – um das attraktiver zu machen, müsste man aber auch gleichzeitig Parkpreise erhöhen, Parkplätze reduzieren und mehr Radwege schaffen. Wir bekommen immer zu hören, dass dann nur leere Busse durch Haan fahren würden. Die Politik sollte aber auch den Mut haben, etwas Neues zu probieren.

Kasper: Wenn es zum Beispiel in Hilden darum geht, eine Straße durch eine Fahrradstraße zu ersetzen, wird leider ein Einwand über den nächsten gestapelt.

(isf)
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