Randale bei KFC-Spiel Das sagt ein Polizist zur Fan-Gewalt in Duisburg

Krefeld · In Duisburg haben sich Randalierer aus Krefeld und Rostock geprügelt. Die Fans äußerten sich wütend über die Vorfälle. Besonders eindringlich ist der Brief eines Familienvaters an unsere Redaktion.

 Zahlreiche Polizisten waren am Samstag im Duisburger Hauptbahnhof im Einsatz, weil Anhänger der Fußball-Drittligisten aus Krefeld und Rostock aneinander geraten waren. 

Zahlreiche Polizisten waren am Samstag im Duisburger Hauptbahnhof im Einsatz, weil Anhänger der Fußball-Drittligisten aus Krefeld und Rostock aneinander geraten waren. 

Foto: dpa/Marius Becker

Der Leserbrief, der unsere Redaktion am Sonntag erreicht hat, zeigt sehr eindringlich, was rund um das Fußball-Drittligaspiel zwischen dem KFC und Hansa Rostock passiert ist. Der Absender (Name der Redaktion bekannt) schreibt in doppelter Funktion: als Polizist, der in Duisburg im Einsatz war, und als Familienvater. „Aufgrund des sportlichen  Erfolges des KFC habe ich mir überlegt, mit meinem neunjährigen Sohn mal nach Duisburg zu fahren, um mir ein Spiel  anzuschauen. Spätestens seit Samstag sind diese Überlegungen dank der so genannten Ultras des KFC Geschichte“, schreibt er. Und: „Diese leider in der Öffentlichkeit immer noch als „Fans“ wahrgenommene Gruppierung hat mal wieder alles dafür getan, diesen tollen Sport kaputt zu machen.“

Bus der Gäste landet vor dem Eingang der Heimmannschaft

Rund um die Begegnung war es am Samstag wiederholt zu Gewalttaten gekommen. Nach Angaben der Duisburger Polizei begannen die Auseinandersetzungen zwischen jeweils etwa 80 Anhängern beider Vereine eine Stunde vor dem Anpfiff. Zwei Busse mit Rostockern seien offenbar falsch abgebogen und am Eingang der Heimfans gelandet. Die Polizei beendete die Auseinandersetzung nach eigenen Angaben und brachte die Busse zum Gästeeingang. Laut Bericht der Pressestelle gab es mehrere Leichtverletzte, darunter zwei Polizisten.

Als die Personalien der Beteiligten an der Schlägerei festgestellt werden sollten, erklärten rund 60 Fahrgäste eines Busses damit nicht einverstanden zu sein. Sie mussten mit zum Polizeipräsidium, um dort die Identitäten festzustellen. Das nahmen etwa 300 Rostocker zum Anlass, das Stadion wieder zu verlassen. Vorher zündeten sie im Gästeblock noch Mülleimer in zwei Toiletten an. Im Krefelder Block wiederum zündeten Zuschauer mehrfach Feuerwerk. Nach dem Spiel eskalierte der Konflikt im Duisburger Hauptbahnhof. Ein Mann wurde schwer verletzt, der Bahnverkehr musste zwischenzeitlich eingestellt werden.

Zu den näheren Umständen der Krawalle wollte sich der KFC-Fanbeauftragte am Sonntagnachmittag noch nicht äußern. Matthias Finken will die Ermittlungen der Polizei erst abwarten, spricht aber von einer „Verkettung ungünstiger Umstände. Es gab keine verabredete Schlägerei.“ Er meint den Rostocker Fanbus, der im Vorfeld fehlgeleitet in einer Gruppe anreisender KFC-Anhänger hielt und seine Türen öffnete. Oder die Szenen am Duisburger Hauptbahnhof, als Gruppen beider Lager am Gleis aufeinanderprallten. „Das Konzept der Fantrennung ist nicht aufgegangen.“ Der Schwerverletzte, der ins Gleisbett gestürzt war, ist laut Finken ein KFC-Fan.

KFC-Sprecher Jan Filipzik sagt zu den Ausschreitungen: „So etwas hat im Sport nichts zu suchen. Wir haben als Gastgeber aber alles getan, was wir konnten.“ Wie die Personengruppen da zusammenstießen? „Das muss man aufarbeiten. Wir haben im Vorfeld darauf hingewiesen, dass es am Hauptbahnhof problematisch werden kann.“ Filipzik appelliert: „Der Sport soll gewaltfrei sein. Wir haben in der Hinrunde gezeigt, dass wir ein guter und friedlicher Gastgeber gewesen sind. Es gibt aber immer Leute im Fußball, denen es nicht um den Sport geht.“ Vom Hausrecht Gebrauch machen? Einzelne Personen bei Heimspielen ausschließen? „Das wäre im Einzelfall zu prüfen. Wir werden den Kontakt zur Polizei suchen.“ Gewaltszenen rund ums Stadion könnte man damit jedoch auch nicht verhindern.

Die KFC-Fans sind verärgert. Bei Facebook fragt einer von ihnen, wie es sein kann, dass bei einem Risikospiel Busse fehlgeleitet werden, bei so viel Polizei und Ordnern. Fast schon ernüchtert schreibt eine Frau: „Es macht keinen Spaß mehr, sich Spiele anzugucken. Was stimmt in der Birne nicht?“ Ein weiterer Fan fordert ein Bus-Shuttle bei Risikospielen.

Der Familienvater und Polizisten, der unserer Redaktion geschrieben hat, berichtet auch, wie er seinem Sohn die Vorkommnisse geschildert hat: „Meinem Sohn habe ich versucht zu erklären, dass wir leider zu keinem Spiel des KFC gehen werden, weil die Mama sonst die ganze Zeit zu Hause sitzt und sich Sorgen machen muss.“ Dieser Gedanke hat sich am Wochenende in der Praxis gezeigt: „Auf die drei WhatsApp-Nachrichten meiner Familie, ob ich unverletzt bin und es mir gut geht als eingesetzter Polizeibeamter, konnte ich Gott sei Dank mit „Ja“ antworten. Einige andere meiner Kollegen konnten das leider nicht.“

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