Kulturpolitik Stahlbrücke für Reeser Platz erhält nicht nur Beifall

Düsseldorf · Der Siegerentwurf, der das 39er-Denkmal ergänzen soll, sorgt für gegensätzliche Reaktionen.

 So sieht der Siegerentwurf für die Neugestaltung des 39er-Denkmals am Reeser Platz aus.

So sieht der Siegerentwurf für die Neugestaltung des 39er-Denkmals am Reeser Platz aus.

Foto: Kunstkommission

Der Kulturausschuss hat den Siegerentwurf der Kunstkommission, das 39er-Denkmal auf dem Reeser Platz durch eine begehbare Stahlbrücke zu durchkreuzen, zustimmend zur Kenntnis genommen. Der Antrag der Bezirksvertretung 1, nun die Realisierung in die Wege zu leiten, stand nicht zur Debatte. Er wurde jedoch dem Protokoll beigefügt. Jörg-Thomas Alvermann von der Kunstkommission erläuterte dem Fachausschuss die Pläne: „Durch das Begehen des Steges erhebt man sich buchstäblich über das nationalsozialistische Denkmal und seine militärische und revanchistische Aussage. Der Steg führt durch die Baumkronen und ermöglicht einen befreienden Blick in Richtung Rhein.“ Er erhielt dafür Beifall. Aus der Politik gab es keine Gegenstimmen.

Anders sieht das bei einem Anlieger sowie einigen Künstlern aus, die das „Martialische“ im Entwurf der Künstlergruppe Konsortium kritisieren. Sofort nach Bekanntwerden der Pläne schrieb der Deutsch-Engländer Robert Broadfoot an die WZ-Redaktion. Er meint, nun werde das Rednerpult geliefert, nicht als Gegendarstellung oder Gegendenkmal, sondern in einem „ästhetischen Vokabular der Militarisierung, Aufrüstung und des Faschismus“. Er sieht schon die ersten Redner einer Neonazi-Versammlung oben auf der neuen Tribüne stehen, die eventuell auch noch mit Flaggen ausgestattet wird. Broadfoot spricht von einer „militaristischen beziehungsweise faschistischen Kommandobrücke“. Er kritisiert die Entscheidung der Jury als „ein Unding“.

Der Künstler Helmut Schweizer hätte lieber „Tausende weißer Kletterrosen“ um diesen „Stein des Schreckens“ ranken lassen. Auch er sieht schon Hakenkreuze auf Stahl gesprüht und daneben herabhängend Fahnentücher und Standarten, und dazu erhobene Hände, die von oben herab grüßen.

Die Bildhauerin Katharina Fritsch hofft auf eine leidenschaftliche Diskussion über Sinn und Unsinn neuer Mahnmale. Der Reeser Platz sei ein stiller Ort mit einem wohltuenden Freiraum. Das Denkmal sei „böse Geschichte, wo jeder größere Eingriff es noch schlimmer macht“. Für sie kommt es nun viel zu sehr in den Vordergrund. Es sollte dennoch irgendwie bleiben, denn Geschichte dürfe man nicht vergessen, weswegen es auch unter Denkmalschutz steht. Jetzt aber müsse die Diskussion über die Ästhetik bei der Kunstkommission im Vordergrund treten.

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