Wohnzimmer-Comedy Mit Friedemann Weise nachts im Museum

Düsseldorf · Premiere für die Wohnzimmer-Comedy im Pong im NRW-Forum: Ein schöner Ort, eine nette Runde, eine Menge schöne Lieder und abgedrehte Gedanken.

 Friedemann Weise gestaltete den Abend meist an der Gitarre und gelegentlich am Klavier.

Friedemann Weise gestaltete den Abend meist an der Gitarre und gelegentlich am Klavier.

Foto: Christian Herrendorf

Das Wohnzimmer für die Comedy liegt an einem besonderen Ort: in der Mitte des nun dunklen NRW-Forums, in dem dezent beleuchteten, hohen Rund des Cafés namens Pong. Dort gibt es keine Bühne, Friedemann Weise steht auf Höhe der Zuschauer, spielt seine Songs und teilt seine Betrachtungen einer so oft widersprüchlichen Welt. Nur eines passt am Ende nicht: Es gibt so viel und so herzlichen Applaus, dass man in einem echten Wohnzimmer Ärger mit den Nachbarn gekriegt hätte.

Die Veranstaltungsagentur Rheinkonzerte und unsere Redaktion haben die Reihe Wohnzimmer Comedy (WZ Comedy) ins Leben gerufen. Einmal im Monat gastieren im Pong im NRW-Forum Comedians, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie bald größere Hallen füllen und die man nun noch einmal in einem kleinen, persönlichen Rahmen erleben kann.

Friedemann Weise war für den besonderen Ort auch noch ein besonderer Gast. Er ist kein Stand-up-Comedian, der mit einzelnen Nummern angefangen und später ein abendfüllendes Programm entwickelt hat. Weise ist ein Liedermacher, der seinen Humor in melancholische Songs oder bisweilen auch nur ein paar Takte Musik packt. Dabei ist er allerdings nicht so albern wie frühere Vertreter dieser Comedy-Gattung. Er geht tiefer, weiter und kommt dabei auch an Politischem vorbei. Der 46-Jährige beweist über den gesamten Abend, dass er ein sehr guter Singer-Songwriter sein könnte, dass er aber ganz offensichtlich nicht sehr lange ohne Ironie leben kann und deshalb seinen Weg so gewählt hat. Seine Gebrauchsanweisung zu Beginn des Abends: „Lacht, wenn ihr Lust habt, ihr müsst aber nicht, denn manchmal ist es auch traurig.“

Weise spielt sein drittes Soloprogramm. Es heißt „Bingo“ und setzt fort, was vor knapp zehn Jahren mit zwei Alben und einer EP begann. Der in Gummersbach geborene Künstler veröffentlichte zunächst Musik und schrieb dann 2013 sein erstes Bühnenprogramm: „Der große Kleinkunstschwindel“. Damit gewann er eine Reihe von Preisen, die in der Comedy- und Kabarettszene meist immer noch schreckliche Namen tragen, und startete in der Saison 2015/2016 in der Kabarett-Bundesliga. Inzwischen ist er regelmäßig in der „Heute-Show“ zu sehen und für sein beachtliches Pensum an Beiträgen in den Sozialen Netzwerken geschätzt.

Der Wechsel zwischen längeren und ganz kurzen Beiträgen prägen auch den Abend im Pong. Da sind Songs gegen Optimismus („Sieh‘s doch auch mal negativ“), zu Verkehrsphänomenen („Komm wir gehen an die Ampel und lachen SUV-Fahrer aus“) und zur konsequenten Sportverweigerung („Mein Personalcoach wird seit gestern Abend vermisst“). Da sind aber auch 15-sekündliche Melodien mit zwei Versen oder Sätzen: „Eine Million Arten verrecken, warum nicht auch Mücken und Zecken?“ oder „Neulich habe ich gelesen, dass Somalia das korrupteste Land der Welt ist. Das glaube ich nicht, das korrupteste Land der Welt kann sich sicher einen besseren Platz auf der Liste kaufen.“

Auf dem Plakat zum neuen Programm trägt Weise ein kleines, ebenfalls bärtiges Alter Ego auf dem Arm. Dieses Friedemännchen erhält am Ende des Abends seinen großen Auftritt. Der Comedian hat es in einer kleinen Schachtel dabei, aus der dann live auf einen Bildschirm übertragen wird. Das Friedemännchen schreibt dort gerade Texte für Eckhart von Hirschhausen, unterbricht die grausame Arbeit aber gerne, um ein Duett mit dem großen Weise zu singen. Das Lied heißt „Das Mädchen und der Tiger“ und handelt von einer Schnecke.

Wer nun bedauert, nicht im Pong dabei gewesen zu sein, hat mindestens zwei Möglichkeiten, Friedemann Weise noch kennenzulernen. Am Mittwoch gibt es einen Wohnzimmer-Comedy-Abend im Südbahnhof in Krefeld. Und der Comedian hat ein Buch geschrieben, das „Die Welt aus der Sicht von schräg hinten“ heißt und aus dem er im Pong vorgelesen hat. Darin stehen Gedanken wie der folgende: „Zehn Chiasamen decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Für immer.“

Die nächsten Termine: 17. Januar Dr. Pop; 15. Februar Leticia Wahl; 27. März Amjad; 7. Mai Osan Yaran. Karten sind erhältlich unter 

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