Konzert Opernstar trifft Top-Orchester

Düsseldorf · Mit den Berliner Philharmonikern ist Mezzosopranistin Marianne Crebassa zu Gast in der Tonhalle.

 Marianne Crebassa in der Mozart-Oper „La Clemenza di Tito“.

Marianne Crebassa in der Mozart-Oper „La Clemenza di Tito“.

Foto: picture alliance / Barbara Gindl/Barbara Gindl

Sie bringt Kritiker und Publikum zum Schwärmen. Spätestens als sie bei den Salzburger Festspielen als Sesto (in Mozarts letzter Oper „La Clemenza di Tito“) mit einem Klarinettisten schmiegsam auf der Riesen-Bühne der Felsenreitschule lag und eine herzzerreißende Arie sang, wurde Marianne Crebassa beinah über Nacht ein Star. Als die Entdeckung feierte man die französische Mezzosopranistin in der Hosenrolle Sesto, die ihre große Stimme biegsam und dynamisch durch alle Register führt und vor Energie sprüht. Die internationale Presse überschlug sich, pries ihre „körperliche Bühnenpräsenz und intensive Gestaltungskraft“.

Crebassa, 1986 in der südfranzösischen Region bei Montpellier geboren, feiert seitdem nicht nur in Mozarts Hosenrollen weltweit Triumphe, sondern tritt am 26. Juni erstmals in der Tonhalle auf – mit Ravels Orchesterliedern „Shéhérazade“. Die bildschöne Französin, die vor zwei Jahren für ihre phänomenale CD „Oh. Boy“ mit dem Echo Klassik belohnt wurde, wird in Düsseldorf mit ihrer warmen, gleichzeitig kristallklaren Stimme als verführerische Erzählerin aus „Tausendundeiner Nacht“ auftreten. Und das mit den Berliner Philharmonikern unter dem Dirigenten Tugan Sokhiev. Der 41-jährige russische Gastdirigent (aus Nordossetien) kommt aus der St. Petersburger Talentschmiede, der vier Jahre lang, bis 2016, das Deutsche Symphonie Orchester Berlin (DSO Berlin) leitete. Heute ist er verstärkt in Moskau und St. Petersburger Opernhäusern tätig, daneben als Gastdirigent von Top-Orchestern, wie eben auch den Berlinern.

So bietet dieses Konzert zwei Knüller und damit alles für ein Leuchtturm-Musikevent der Saison am Rhein. Zumal die Berliner noch zwei Prokofjew-Kompositionen zum Besten geben: Neben der Leutnant Kishe-Suite auch noch die Suite Nr. 1 aus dem Ballett „Romeo und Julia“. Letztere ein rhythmisches Feuerwerk und Ohrwurm-Klassiker, der zu den starken Stücken der Philharmoniker zählt. Der Clou: Crebassa und die Berliner gastieren in der Tonhalle mit demselben Programm, das sie drei Tage später auf der Berliner Waldbühne absolvieren werden. Für Interessenten ist es höchste Zeit: Es sind nur noch einzelne Restkarten verfügbar (von 74,30 bis 217,30 Euro).

Lockmittel ist nicht nur das Spitzenorchester, sondern, besonders für Stimmfreaks, die Crebassa. Ihr natürlicher Charme und ihre Offenheit packen in Interviews und zahlreichen Youtube-Auftritten den Zuschauer. Und wenn sie auch nur auf der Straße ein kleines Liedchen trällert (von der Französin in Österreich – „Une Francaise en Autriche“) zieht ihre brillante Stimme in Bann.

Bei ihren ersten Salzburg-Engagements (bereits 2012 wurde sie für die Titelpartie der Uraufführung der zeitgenössischen Oper „Charlotte Salomon“ gefeiert) verliebte sie sich in einen Österreicher. Und lebt mit ihm in Wien. Wie sie sich angepasst hat, könne man gut daran erkennen: Die Frau, die gerne schicke Hüte und Kappen aus Paris trägt und typisch französische Eleganz ausstrahlt, erzählt (auf Youtube) von ihrer Begeisterung für alpenländische Trachten und Dirndl. Was sie und ihren Freund noch verbindet, sei vorrangig der Wein. Denn die Eltern beiden, in Frankreich wie in Österreich, sind Winzer.

Crebassas Mezzosopran mit leichten Spitzentönen, wie man sie eher von Sopranstimmen kennt, klingt besonders authentisch bei Mozart und in Arien aus dem Barock. Doch in Werken von Debussy und Ravel kommt ihr französisches Timbre zum Vorschein. In den „Shéhérazade“-Liedern mit einer prächtigen und bilderreichen Sprache beschwört Schriftsteller Tristan Klingsor die magische Anziehungskraft des Orients. Seine Gedichtsammlung „Shéhérazade“ begeisterte den mit Klingsor befreundeten Komponisten Maurice Ravel, der den Zyklus zu einem außergewöhnlichen Meisterwerk inspirierte. Seine Vertonungen von 1903 für Sopran (mit drei Klingsor-Gedichten) lässt Crebassa eintauchen in einen exotischen Klangzauber. Zu hören bereits auf der CD „Secrets – Französische Lieder“, den Marianne Crebassa bereits mit ihrem bevorzugten Klavierbegleiter Fazil Say eingespielt hat.

Gespannt darf man darauf sein, wie Crebassas natürlich geführte Stimme in den fließenden Gesängen – L’Asie, La flûte enchantée (Zauberflöte) und L’indifférent (der/das Unterschiedslose) – im Zusammenspiel mit den Berliner Philharmonikern wirken wird.

26. Juni, 20 Uhr. Tonhalle. Marianne Crebassa und Berliner Philharmoniker (Dirigent: Tugan Sokhiev). Tickets: Tel. 0211/13 53 70

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