Angepasstes Programm Die Oper startet mit Plan B ab September in die Saison

Düsseldorf · Kleinere Besetzungen führen zu neuen Inszenierungen. „Romeo und Julia“ konzentriert sich auf zwei Protagonisten, „Tristan und Isolde“ wird in drei Akten an drei Abenden gespielt.

 Generalmusikdirektor Axel Kober begeht die erste Premiere der Saison mit Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“.

Generalmusikdirektor Axel Kober begeht die erste Premiere der Saison mit Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“.

Foto: Max Brunnert

Im Herbst soll es weiter gehen. Trotz 100 abgesagter Vorstellungen und einem Minus von über zwei Millionen Euro: Oper und Ballett leben. Die Corona-Pandemie und Abstandsregeln werden zwar in die Annalen der Rheinoper eingehen. Doch kleinkriegen lassen sie sich nicht. Erstmals in ihrer Geschichte stellten jetzt die Teams von Intendant Christoph Meyer, Generalmusikdirektor Axel Kober und Neu-Ballettdirektor Demis Volpi zwar keinen opulenten Jahresspielplan vor, sondern nur einen „Plan B“, für September bis Dezember. Mit personell abgespeckten Produktionen, bei denen auf der Bühne, in Orchestergraben, Parkett und auf Rängen der Mindestabstand eingehalten werden kann.

Die Opernmacher orientieren sich an noch geltenden Vorschriften, so Meyer. Das scheint jetzt die einzig realistische und vernünftige Lösung. Im Musentempel an der Heinrich-Heine-Allee mit seinen knapp 1300 Plätzen können demnächst maximal 320 Sitze belegt werden. Abgesperrte Reihen, dazwischen Reihen mit wenigen Besuchern (Familien und Kleingruppen), die im Sicherheitsabstand sitzen. Pausenlose Vorstellungen von etwa 75 Minuten. Ein Prozedere, an das man sich in den vergangenen Wochen in der Tonhalle schon gewöhnt hat. Wie man heute weiß: ohne Infektions-Gefahr. Zumindest soll sich dort bislang noch keiner angesteckt haben.

 Demis Volpis erstes Handlungsballett ist für Dezember geplant.

Demis Volpis erstes Handlungsballett ist für Dezember geplant.

Foto: Deutsche Oper am Rhein/ Andreas Endermann/Andreas Endermann

Doch niemand wisse in diesen Tagen, so Meyer, ob sich bereits im August oder September die Lage entspannt hat und wieder mehr Publikum zugelassen sein wird. Falls, wider Erwarten, im Herbst alles so sein sollte wie vor Corona? „Dann können wir schnell reagieren und wieder große Oper anbieten,“ versichern Meyer und Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown. Die geplante Eröffnungs-Premiere, Verdis „Macbeth“, wird jedoch in die Saison 2021/22 verschoben, ähnlich wie das abendfüllende Handlungsballett, mit dem Tanz-Chef Volpi eigentlich seine Visitenkarte abgeben wollte.

Plan B also. Ein Blick in das flachere Programm-Buch lohnt sich. Beide — Oper und Ballett — machen aus der Not eine Tugend, setzen auf kleines Format und führen bislang in großen Häusern selten oder nie aufgeführte Werke. Nach dem Appetizer „Comedian Harmonists“ wird am 19. September eröffnet mit „Der Kaiser von Atlantis“ (Oder die Todverweigerung), die Viktor Ullmann 1944 im Grauen des KZ Theresienstadt komponierte. Hier sind Harlekin und Tod Zaungäste in einer Welt, die verlernt hat, sich am Leben zu freuen und eines natürlichen Todes zu sterben. Ein Stück, das für Axel Kober ebenso eine Entdeckung war wie die komische Oper „Maseltov! Wir gratulieren“ von Mieczyslaw Weinberg (29. Oktober). Mit kleiner Personnage kommen auch andere Inszenierungen aus: „Romeo und Julia“ von Boris Blacher — auf die Protagonisten und Thybalt und Benvolio konzentriert — oder Wagners „Tristan und Isolde“ — drei Akte aufgeführt an jeweils drei Abenden (ab 3. Dezember).

Für Dezember ist auch Demis Volpis erstes Handlungsballett in Düsseldorf geplant. Problem: Noch wartet er auf die Rechte für dieses Stück. Daher dürfe er den Titel noch nicht verraten. Ab 11. September bitten er und seine 45 Tänzer (18, übernommen von Schläpfer, plus 27 ‚neue‘, die Volpi für das Ballett am Rhein engagierte) zu einem ‚First Date‘. In drei Episoden stellen sich jeweils 15 Athleten vor, mit einem Mix aus Stücken, unter anderem von Volpi und José Limon.

Mitte Oktober folgen zwei Uraufführungen, eine von Volpi (seine erste neue Arbeit hier), eine zweite von Juanjo Arqués. Mitte November trifft man dann auf moderne Klassiker des ‚alt bekannten‘ Hans van Manen und die israelische Choreographin Sharon Eyal, die mit Körperbildern in Trance und Rausch versetzen will. Spektakulär klingt das Projekt von Ballett und Tonhalle. In „Über Grenzen — Prometheus aus Licht“ kooperiert unter der Sternenkuppel Jung-Choreographin Virginia Segarra-Vidal mit den Licht- und Medienkünstlern Nick und Clemens Prokop.

Und die jungen Zuschauer? Durch den Lockdown durften auch sie nicht mehr die Oper betreten. Daher bringen Sänger und Musiker nach den Sommerferien ihre Kunst auf die Schulhöfe.

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