Kultur : Wie sich die Oper auf die Gala im Autokino vorbereitet
Düsseldorf 52 Symphoniker und 20 Mitglieder des Opernchors treten am 19. Juni auf dem Messeparkplatz P1 auf. Noch gibt es einige Karten für den Abend.
Die Habanera aus „Carmen“, die Faktotum-Arie aus der „Barbier von Sevilla“ oder der Gefangenenchor aus „Nabucco“. Ach, die schönen alten Sachen! Opernschlager zum Mitsummen werden am 19. Juni wegen Corona an einem theaterfernen Ort erklingen: im Autokino auf dem Messe-Parkplatz P1.
Live singen werden sieben renommierte Solisten der Rheinoper und – erstmals seit dem Lockdown – 20 Mitglieder des Opernchors. Spielen werden 52 Symphoniker unter der Leitung von Axel Kober. „Wenn das Wetter mitspielt, unter freiem Himmel und mit vorgeschriebenem Sicherheitsabstand“, sagt Kober im Telefonat mit unserer Redaktion. Eine große Herausforderung für alle, nennt der Generalmusikdirektor die „Mittsommer Opern-Gala im Autokino“. Falls es regnet, wird das Orchester von zwei Steinway-Flügeln ersetzt, die dann die Sänger einrahmen würden.
500 Autos mit maximal fünf opernbegeisterten Insassen werden auf „P 1“ (Zufahrt wie zur Messe, ist ausgeschildert) Platz finden, stehen in Sicherheitsabstand in 25 Reihen. Es dürfte – vermutlich weltweit – die erste Gala dieser Art sein. Festliche Robe und Lackschuhe kann man zu Hause lassen. Sieht eh‘ keiner. Höchstens jemand im Nachbar-Auto.
Was in Pandemie-Zeiten durch die räumlichen Gegebenheiten im Opernhaus undurchführbar erscheint – Open Air macht’s möglich. Besonders die Chorsänger freuen sich darauf, endlich wieder auftreten zu können, sagt Kober. Galten Chorauftritte bisher doch als besonders gefährlich, weil Chöre meist nebeneinander aufgereiht stehen und singen. Nun dürfen sie wieder proben. Allerdings nur in kleinen Gruppen, in extra eingerichteten und abgemessenen Räumen im Opernhaus.
Für satten Klassik-Sound und eine ordentliche UKW-Übertragung ins eigene Autoradio auf der Frequenz 92,6 sorgt das Team von Michael Brill. Er ist der Geschäftsführer von D-Live. Das städtische Veranstaltungs-Unternehmen hatte Anfang April unter seiner Ägide das Autokino auf dem Messeparkplatz installiert, um in Zeiten von sozialer Distanz und Kontaktbeschränkungen auch Pop- und Jazz-Konzerte, Comedy und Filmvorführungen zu ermöglichen. In 70 Autokino-Events – mit bewährter Open-Air-Kino-Technik – hat D-Live knapp 70 000 Zuschauer von Frust und Pandemie-Sorgen abgelenkt. „Wir waren die Ersten“, sagt Brill und verweist auf internationales Medienecho – bis hin nach Kanada, Japan, Australien und in die USA. Dadurch erhielt das Düsseldorfer Unternehmen An- und Nachfragen nach der geeigneten Technik und Ablaufplänen von überall und wird mittlerweile in vielen Ländern, die stärker unter dem Lockdown leiden als Deutschland, nachgeahmt. „Einige bedienen sich sogar unseres Logos,“ berichtet Brill, nicht ohne Stolz.