Film über Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Arnold Die Erde mit Erde malen

Eigentlich sollte es zu Jahresbeginn eine große Filmpremiere werden im Bambi. Der Regisseur Hank Levine wollte aus Spanien anreisen und seinen Film „Dialogue Earth“ über das Leben und Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Arnold vorstellen.

Doch dann kam Corona. Zwar war der Streifen zwischenzeitlich über www.filmkunstkino.de abzurufen, doch die grandiosen Landschaftsaufnahmen brauchen eine große Leinwand — im doppelten Wortsinn.

Jetzt endlich war Premiere im Bambi, die erste nach dem Lockdown, an Arnolds Wunschort. Ganz in der Nähe war sie aufgewachsen, das kleine Kino auf dem Schulweg ein verbotener Sehnsuchtsort, tabu für die Tochter aus strengem Pastoren-Haushalt: „Fernsehen und Kino waren verboten. Es gab keine Bilder von der Welt.“ Der Vater kommt am Schluss des Films auch zu Wort wie eine Stimme aus dem Jenseits. Aufarbeitung per Lebenswerk? Das möchte eine Zuschauerin nach der Vorstellung wissen. Ulrike Arnold nickt stumm.

Es war wohl eher der Anstoß zum Aufbruch in eine selbstgewählte Freiheit: „Ich hatte eine panische Angst vorm Heiraten und Kinderkriegen.“ Sie floh in eine wüste Welt und erlebte „die Einsamkeit als Zweisamkeit mit der Natur“. In jungen Jahren inspiriert von Höhlenmalereien in Frankreich, sammelt die junge Künstlerin und Meisterschülerin von Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie seit 40 Jahren die Erden der Welt. Zu bestaunen in vielen Leinensäckchen, die in ihrem Atelier an der Bilker Straße auch eine Art Landschaft bilden. Sie waren auch 1992 bei der UN-Konferenz in Rio ausgestellt.

2017, dem Entstehungsjahr des Films, vereint Ulrike Arnold in ihrem sieben Meter langen One-World-Painting die Erden der Welt auf einer Leinwand: „Das ist mein Appell, die Umwelt unseres einzigartigen Planeten zu schützen und friedvoll zu bewahren.“

Der 76-minütige Film, untermalt durch die Musik von Hauschka, ist zwar eine biographische Dokumentation, geht aber weit darüber hinaus. Das ist die Faszination des archaischen Werks von Ulrike Arnold, das sich nur schwer einordnen lässt in den heutigen elitären Kunstbetrieb. Wohl deshalb hat die Künstlerin in der Kunststadt Düsseldorf bis heute keine Galerie, die sie vermarktet. Wer ihre Bilder kauft? Schauspieler Dennis Hopper wollte sofort haben, was er sah. So ging’s auch Rita Süssmuth. Fans gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt.

Ulrike Arnold hadert ein bisschen, dass der Film vielleicht nicht vollkommen sein könnte, weil manches ausgelassen ist, was nur sie sieht, der Zuschauer aber nicht vermisst, was er nicht zu sehen bekommt. Dafür aber so starke Szenen wie die, in der die Künstlerin inmitten der Wüste mit der Spannbreite ihrer Arme eines ihrer großformatigen Werke immer höher hält, bis sie dahinter verschwindet, das Licht zu flimmern beginnt, das Bild verschwimmt, als würden Mensch und Erde eins.

„Dialogue Earth“ läuft im Bambi an der Klosterstraße am Samstag und am Sonntag jeweils ab 14.30 Uhr; Matinee mit der Künstlerin am Sonntag ab 12 Uhr. Der Film ist auch als DVD und im Leporello inklusive Bonusmaterial online und über den Buchhandel erhältlich. Atelier: Bilker Straße 12, Kontakt: [email protected]

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