„Asphalt Festival“ Von intimem Jazz bis zur gnadenlosen Poesie

Düsseldorf · Das Programm für die neunte Ausgabe, die vom 9. bis 19. Juli stattfindet, bietet mit Musik, Poesie und Theater-Action jede Menge Abwechslung.

 Schrill, schnell und explosiv könnte es mit „Candlelight Dynamite“ zugehen.

Schrill, schnell und explosiv könnte es mit „Candlelight Dynamite“ zugehen.

Foto: Axel Schilling Photography

Das „Asphalt Festival“ geht ins neunte Jahr. Wie seit 2012, stets in den Sommer- und Theaterferien, ziehen die Initiatoren, darunter Schauspieler und Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen (auch Leiter der Bürgerbühne des Schauspielhauses), an theaterferne Orte. Erkunden und entdecken, gemeinsam mit den Zuschauern — wie in den vergangenen Jahren — wenig bekannte, aber geschichtsträchtige Nischen und Ecken. Mit Theater-Performances, Kleinkunst, Lesungen und Konzerten. Im Corona-Sommer haben sie sich den Schwanenspiegel vor dem K21 ausgesucht: In der Natur-Idylle im Stadtzentrum, wo häufig Schwäne ihre Bahnen ziehen, bietet das Kleinkunst-Festival vom 9. bis 19. Juli Abwechslung und ein bisschen Ablenkung von Pandemie und zunächst überwundenem Lockdown. Natürlich unter den derzeit und voraussichtlich im Juli noch geltenden Bedingungen und Abstands-Regeln. Günstig scheint der zentral gelegene Ort gerade jetzt, bietet er doch viel Luft und Platz.

Ein Blick in das „Asphalt“-Programm mit seinen zeit- und gesellschaftskritischen Theaterformaten und vielfältigen Musikstilen macht ebenso neugierig wie der ungewöhnliche Ort — die Seebühne im Stadt-Park, der als Ort der Zerstreuung und des Rückzugs aus urbaner Hektik so recht zur Entschleunigung passt, die die meisten Düsseldorfer in den letzten Monaten zwangsweise erlebt, manchmal auch erlitten haben. Man darf gespannt sein, wie Performer, Sänger und Instrumentalisten mit Schwanenspiegel und Seebühne umgehen. Zudem dürfte in diesen Sommerferien, in denen voraussichtlich weniger Düsseldorfer nach Mallorca und Co. fliegen und daheim bleiben werden, eine rechtzeitige Ticket-Buchung empfehlenswert sein.

„Intimate Jazz“ mit Reiner Witzel und Joscha Oetz eröffnet den Reigen. Wie man Jazz mit osteuropäischen Volksrhythmen und verfremdeten Sounds aus Popmusik kombinieren kann, werden einen Abend später die Sängerin Taya Chernyshova (Taz Chernill) und Gitarrist Roman Gorich zeigen. Zwei Konzerte indes gibt Omer Klein (11. und 12. Juli). Der in Israel geborene und in New York ausgebildete Musiker gilt mit seinem sanft klingendem E-Piano mittlerweile als renommierter Ausnahme-Jazz-Pianist und wird, dank mehrerer Auftritte beim „Asphalt-Festival“, einen Fan-Kreis um sich scharen.

Ebenso renommiert sind einige Performer, die beim Poetry Slam „Dead or alive“ (Tot oder lebendig) in einen „gnadenlosen Dichterwettstreit“ treten. Neben den Berlinern Anna Sophia Friedmann und Eduard Lind, beide aus dem Schauspielhaus-Ensemble, werden vermutlich auch Marie Gdaniec und der Kölner Jonathan Löffelbein reichlich poetische Ergüsse erzeugen.

Ein herausragendes Theaterprojekt zum 75-jährigen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs und des Nazi-Terrors verspricht das Kollektiv „Pièrre Vers“ von Christof Seeger-Zurmühlen. Wie bereits im Vorjahr, werden eine Reihe von Darstellern an historischen Orten Geschichte lebendig machen. Nicht auf der Seebühne, sondern auf dem Vorplatz des Polizeipräsidiums am Jürgensplatz nehmen sie mit auf eine Zeitreise in das Frühjahr 1945. Der Krieg war fast verloren, die Alliierten standen vor den Toren der Stadt und rüsteten sich, um auch Düsseldorf einzunehmen. In den Tagen schwafelten dennoch unbelehrbare Hitler-Getreue von „Endsieg“ und „Kampf bis zum letzten Mann“. In der Performance „Aktion:Aktion!“ geht es um die Tage, in denen Männer um den Rechtsanwalt Karl August Wiedenhofen und den Architekten Aloys Odenthal vom geistigen zum aktiven Widerstand übergehen und mit der „Aktion Rheinland“ eingreifen und damit Stadtgeschichte schreiben (13. bis 18. Juli)

Zu einer kurzweiligen Show zum Entdecken indes lädt Ariel Doron die ganze Familie ein. „Boxed“ nennt der international gerühmte Puppenspieler seine One-Man-Show und erzählt eine lustige, aber hintergründige Geschichte über einen einsamen Mann, der versucht mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Für alle ab zehn Jahren (10. bis 12. Juli).

Schrill, schnell und hoch explosiv könnte das Theaterfeuerwerk „Giganten des Universums“ werden (17. bis 19. Juli). Die Truppe „Candlelight Dynamite“ lockt auf der Seebühne mit einer „Theater Remmidemmi-Fantasy-Action“. Es geht um die 1980er Jahre und die populäre Action-Figur „He-Man“. Wer Spaß an Poesie und Chaos hat, zudem an Muskelmännern, Prinzessinnen und Schwertern, der sollte schnell ein Ticket bestellen.

Tickets gibt es im Internet auf www.asphalt-festival.de, unter Telefon 0211 33990044 und per E-Mail: [email protected]

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