Im NRW-Forum trifft Mode auf Tanz

Beim „NRW Design Issue“ in Düsseldorf verbinden Designer ihre Mode mit anderen Künsten, um sich vom Kommerz zu distanzieren. Aber ist das der richtige Weg?

Düsseldorf. Was denn dieses „Ischu“ sei, wo sie heute Abend hinginge, wollte ihre kleine Tochter wissen, erzählte WDR-Moderatorin Anja Backhaus zur Eröffnung der so genannten „The NRW Design Issue“ am Vorabend des Düsseldorfer Modewochenendes im NRW-Forum, der bereits zweiten Veranstaltung dieser Art. Backhaus hat eine ungewöhnliche Übersetzung der gemeinhin als „Problem“, im Publizistischen „Ausgabe“ verstandenen Bezeichnung parat: „Issue stammt aus dem Jiddischen und meint weibliches Wesen.“ Passe auch prima, schließlich stehe die Frau im Fokus der Mode mit einem Wunsch nach Einzigartigkeit.

Im NRW-Forum trifft Mode auf Tanz
Foto: Thomas Frank

Die Verbindung von Mode und Kunst soll Thema sein. Jeff Koons habe ja schon Handtaschen für H & M gemacht, erinnert die Moderatorin. Nicht nur Prada arbeite mit Künstlern zusammen. Und an Yves Saint Laurent erinnern zwei Museen in Paris und Marrakesch.

Backhaus trägt eine raffinierte blaue Bluse der Kölner Designerin Fenja Ludwig zu schwarzen Leggings und goldenen Stiefeletten und bekräftigt die Nachhaltigkeit in der Mode: „schon zehn Jahre alt“. Designerin Ludwig nennt sich „freischaffende Fashionartistin“. Für sie ist Mode angewandte Kunst. So heißt denn auch die Präsentation im Obergeschoss: „Schöpfer & Muse“, eine Gruppenausstellung des Studiengangs Applied Art and Design der Hochschule Düsseldorf.

Fenja Ludwig und (Muse?) Felipe González tanzen den Titel, indem sie einen überlangen goldenen Schal um ihn und sich drapieren: Couture Performance. Eine überschaubare Zahl von Zuschauern verteilt sich zwischen schwebenden Kleiderpuppen vor Wänden, auf denen die Vorführung auf Fotos von Modefotograf Gabriel Dimanos festgehalten ist. Da ist auch der eigentliche Star des Abends drauf, ein eleganter Windhund im feinen subtilen Beigeton, wie ihn auch Armani gern für seine Mode benutzt.

Von der anfangs angesprochenen Einzigartigkeit war im theoretischen Teil weniger die Rede beim Vortrag der amerikanischen Trendforscherin Emily Segal. Es geht um das Mode-Wort „Normcore“, das es 2014 in die Shortlist des Oxford English Dictionary zum Wort des Jahres geschafft hatte. Nach Segal geht der Trend zum modischen Mitläufer zwischen Isolation und maximaler Selbstdarstellung. Alle wollen irgendwie gleich aussehen, um nicht aufzufallen, lieber gemeinsam als einsam etwas Besonderes sein. Dabei kommt angepasste Mode zum Tragen: Jeans, T-Shirt, Kapuzenpulli, Cargo-Shorts. Dafür stehen Marken wie GAP oder Abercrombie & Fitch.

Auch Segal selbst passt in dieses Bild: schlichte schwarze Hose, weißes T-Shirt, übergroße schwarze Jacke, lässig im Nacken zusammengestecktes Haar, dazu untertassengroße Creolen in den Ohren. Normcore sei das neue Normale, sagt sie. Noch. Der nächste Begriff steht schon im Raum: Menocore. Vielleicht ein Thema für die dritte Ausgabe von NRW Design Issue.

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