Weihnachten Es ist noch Platz in den Herbergen

Düsseldorf · Wo bekommt man über Weihnachten noch ein Zimmer? Ein Besuch im größten und im kleinsten Hotel der Stadt.

 Das Knusperhaus im Gartenlaubenformat wirkt im Maritim Hotel  kaum größer als das Lebekuchenhäuschen unterm Christbaum daheim.

Das Knusperhaus im Gartenlaubenformat wirkt im Maritim Hotel  kaum größer als das Lebekuchenhäuschen unterm Christbaum daheim.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Weihnachten, wohin? Nicht Jeder kann oder will den Tag im trauten Miteinander mit Familie oder Freunden verbringen. Viele sind unterwegs, bewusst geplant und gebucht. Aber was ist, wenn man spontan noch eine Unterkunft sucht, wie einst die Heilige Familie und laut Lukas 2, 1 – 2 in einem Stall landet? „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn es war sonst kein Raum in der Herberge.“

Gegen diese Art des Zustellbetts protestierte schon ein kaschubisches Weihnachtslied: „Wärst du Kindchen, im Kaschubenlande, wärst du Kindchen doch bei uns geboren! Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen, wärst auf Daunen weich gebettet worden“.

Und in Düsseldorf? Wo hätte die Heilige Familie hier noch ein Dach über dem Kopf gefunden? Die WZ folgte den Sternen der hiesigen Hotelerie und siehe: Es ist noch Platz in den Herbergen, in der größten und auch in vielen mehr oder weniger versteckten kleinen.

Die Statistik des Hotel- und Gaststättenverbandes zählt 227 Beherbergungsbetriebe mit rund 28 500 Betten in der NRW-Metropole. Pensionen sind darin nicht mitgerechnet, Airbnb-Unterkünfte schon gar nicht. Wenn man wie die Heilige Familie auf Durchreise ist, bietet sich zuerst einmal praktischerweise die größte Herberge der Stadt an. Das ist mit 533 Betten das Maritim Hotel Düsseldorf am Airport.

Wer hier landet, wähnt sich schon in der Vorhalle eines Flughafens. Nicht wie Weihnachten: Die Riesenhalle wirkt wie ein weiterer Hangar. Wahrscheinlich war das die Absicht des Architekten, der den Bau leicht erreichbar von der Anflug-/Abflug-Halle an den Airport DUS angedockt hat, leicht erreichbar über eine Fußgängerbrücke. Zurzeit steht hier ein Haus im Haus. Das Knusperhaus im Gartenlaubenformat wirkt in dieser Umgebung aber auch kaum größer als das Lebekuchenhäuschen unterm Christbaum daheim.

Gleich neben der rund um die Uhr besetzten Rezeption blinkt die Anzeige der startenden und landenden Flugzeuge, auch die, die noch verspätet vom Himmel hoch kommen (dürfen). Vor den Schaltern lange Reihen, Gepäck bei Fuß.

Die Lobby-Lounge ist bevölkert von einer modernen Engelschar, erkennbar an ihren roten Käppchen mit seitlichem Schleier. Das Maritim ist Crew-Hotel für Emirate und weitere Fluggesellschaften.

Gerade ist ein A 380 angekommen. Dessen Besatzung ruht sich jetzt aus, die nächste rüstet sich für den baldigen Start Richtung Dubai. Normalerweise klappt das ja reibungslos. Aber nicht immer, wenn wie kürzlich Pilot und Ersatzmann gleichzeitig kurzfristig erkrankt sind. Dann müssen hunderte Passagiere untergebracht und verpflegt werden.

Ist dann noch genug Platz in der Herberge? Maritim-Regionalverkaufspräsentantin Christina Matz kann beruhigen: „Dafür haben wir je nach Bedarf auch Abkommen mit umliegenden Hotels, die Hotelhalle kann kurzfristig als zusätzliches Restaurant genutzt werden. Wir lassen niemandem im Regen stehen“.

Auch nicht Weihnachten. Für die Crews, die Heiligqbend im Haus sind, wird ein festliches Weihnachts-Menü serviert. Matz: „Deutsche Küche, das ist Tradition. Darauf freuen sich alle.“ Auch in der „Rheinische Stov“, der guten Stube des großen Hauses, wird durchweg Hausmannskost serviert. „Da beißt selbst die zarteste Stewardess begeistert in die Haxe“, hat Matz beobachtet. Während deutsche Gäste gern die Shushi-Bar „SushiSho“ ansteuern. Die macht aber über Weihnachten Winterpause bis zum neuen Jahr.

Man sieht es sofort: Das Maritim funktioniert in erster Linie als Business-Hotel, eine bunte Bühne bevölkert mit internationalem Publikum. Prototyp: Smart gekleideter Mann mittleren Alters, Trolley in der linken Hand, Handy in der rechten. Das lässt er selbst im gläsernen Aufzug nicht aus dem Auge und verpasst den grandiosen Blick über das Flugfeld, wo unzählige Lämpchen blinken – mit Sicherheit keine Weihnachtsbeleuchtung.

Die Gänge in den sieben Etagen erscheinen hier endlos. Mal steht ein Bügelbrett mit Bügeleisen davor, mal ein abgegessenes Tablett, man könnte sich auf dem Weg zum Zimmer Geschichten ausdenken, je nachdem, ob eine leere Champagnerflasche draufsteht, oder ein Teller mit Soßenpfütze und angebissenem Brötchen oder ein Messer mit blutroten Marmeladenresten.

Die Zimmer sind geräumig, selbst der Einzelreisende hat ein Doppelbett. Auf dem Bett liegt ein kleines Säckchen. Wer es bei mehrtägigen Aufenthalten bis Mitternacht von außen an die Zimmertür hängt, als Signal, dass er der Umwelt zuliebe auf den Zimmerservice am nächsten Morgen verzichtet, bekommt es zurück als kleine Bescherung mit einer Nascherei aus der hauseigenen Patisserie oder einem Stück Obst.

Überhaupt wirkt der Riesenkasten auf den zweiten Blick gar nicht so unpersönlich, wie man vermuten möchte. Das zeigt sich am späteren Abend in der Bar. Sie ist nur spärlich besucht, die meisten Reisenden und Tagenden sind eben nicht zum Feiern, sondern zum Schlafen hier. Aber der Sushi-Chef hat nach Feierabend einige Gäste hierher eingeladen, einen jungen Holländer, der am nächsten Morgen nach Neuseeland fliegt, einen freundlichen indischen Geschäftsmann und – hätte man hier gar nicht erwartet, einen nicht ganz unbekannten Düsseldorfer Künstler.

Eine Dreiergruppe diskutiert über einem Laptop, ein Pärchen hockt an der Bar und verfolgt, wie der Barmann einen Rosmarinzweig in Brand setzt, um ihn danach im Cocktail des Hauses zu löschen: Snake Poison, Schlangengift, grasgrün auf Wodka-Basis, raffiniert im Geschmack. Wird gleich noch mal bestellt. Die Bar schließt um 1 Uhr, Frühstück im Restaurant Classico gibt’s ab 6.

Bald bekommt Düsseldorf ein weiteres Großhotel, ein Holiday Inn Express (3 Sterne) an der Moskauer Straße, mit 455 Zimmern das größte seiner Marke auf dem europäischen Festland. Wenn es rechtzeitig im vierten Quartal 2020 fertig ist, wird man nächstes Jahr zu Weihnachten auch dort übernachten können.

Die Diva ist die kleinste Herberge Düsseldorfs

Vom Element Luft zum Element Wasser, von der größten zur kleinsten Düsseldorfer Herberge, einer mit dem besten Blick auf Sterne. Es ist die „Diva“. Das gleichnamige Boot dümpelt im Handelshafen. Die Gäste des Schiffes sind meist Pärchen, die sich mal eine romantische Unterkunft gönnen möchten, beliebt ist die Diva auch als Geschenk zum Geburtstag oder Hochzeitstag, bei Geschäfts- und natürlich Wassersportfreunden. Wahlspruch der Schiffseignerin Kerstin Westhoff: „Das Leben findet auf dem Wasser statt“. Aber leider nicht zu Weihnachten und besser auch nicht mit Familie plus Kleinkind. Nicht sicher genug und sicher auch zu kalt.

Nach kleinen Herbergen sucht man erfolgreich im Herzen der Stadt. Folgt man dem Bolker Stern, dem Tor zur Altstadt, findet man eine Vielzahl von kleinen Hotels, die gern von Städtetouristen gebucht werden – auch zu Weihnachten. Lange Zeit war das Hotel Ludwig an der Hunsrückenstraße das kleinste Hotel, ein schmales Haus mit 39 Quadratmetern pro Etage und gerade mal sieben Zimmern. Daraus wurde später die „Kleine Luise“. Aber die ist jetzt geschlossen.

Dafür putzt sich gerade zwischen Bolker- und Flinger Straße die Hausnummer 50 heraus. Die Aufschrift signalisiert, dass hier das Hotel Victoria Altstadt Hotel entsteht. Noch ist der Eingangsbereich verhangen.

 Weihnachtsdekoration im Hotel National.

Weihnachtsdekoration im Hotel National.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Doch schräg gegenüber könnte man Weihnachten im Hotel Alt Düsseldorf unterkommen. Ein Haus mit zwei Sternen, nicht mehr als einem Dutzend Zimmern, ein paar mehr mit seinem Schwesterhotel Rheinblick, das sich in der Mühlenstraße vor dem Hyatt House im Andreas-Quartier duckt (Zimmer mit Kingsize-Bett im Andreasquartier knapp 450 Euro über Weihnachten). „Kein Problem“, lächelt Sophie an der Rezeption des Alt Düsseldorf, „über eine Familie würden wir uns sogar freuen.“

Auch im Hotel National in der Schwerinstraße in Pempelfort wäre eine Familie zu Weihnachten willkommen. Das National ist mit drei Sternen eines dieser beliebten Stadtteil-Hotels, in denen Anwohner gerne Familien und Freunde unterbringen, wenn kein Platz in der eigenen Herberge ist. Das Besondere am National: Zum Team gehören Tourismus-Studenten und Studentinnen der Fachschule IUBH wie Kristina Eberhard, die hier gerade ihr Tourismus-Studium beendet. Das Haus hat sogar ein eigenes Maskottchen: Teddy Norbär begrüßt die Gäste.

Heutzutage würde wohl niemand mehr wie Maria und Josef an die Tür klopfen. Mary und Joe auf der Durchreise klicken sich einfach durch von booking.com bis Airbnb. Und siehe: Es ist in Düsseldorf immer noch Platz in der Herberge, preiswert sogar auf der Kö: das Leonardo Royal würde laut Buchungsportal für die beiden Nächte 168 Euro berechnen. Das Novum am Hauptbahnhof, praktisch für die Weiterreise, sogar noch weniger.

Selbst im Breidenbacher Hof, der absoluten Nobel-Herberge der Stadt mit fünf Sternen plus könnte man als Familie über Weihnachten, wenn man durchs Buchungs-Portal reinkommt, verhältnismäßig günstig für 570 Euro nächtigen. Da taucht sogar ein Hotel namens Engelbert auf, in Flingern, klingt schön für Weihnachten. Eine Nacht würde noch keine hundert Euro kosten.

Bei Airbnb ist die Übersicht etwas unübersichtlich, und Schlüssel werden immer öfter unpersönlich mit einem Code aus einer Box entnommen. Aber die Auswahl ist groß in Düsseldorf. Da gibt’s eine komplette Wohnung schon für 69 Euro, mit Terrasse in der Carlstadt für 166 Euro und eine komplette Villa für 750 Euro pro Nacht, sicher auch mit weichen Daunen wie im Kaschubenlande. Und, wer weiß, vielleicht hat ein freundlicher Vermieter sogar zur Deko eine Krippe reingestellt.

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