Interview „...dann beginnt die Einfahrt zu leuchten“

Düsseldorf · Interview Alexandra Wehrmann erzählt, wie die Adventsaktionen in Oberbilk verliefen.

 Alexandra Wehrmann vor dem Tor der Einfahrt in Oberbilk.

Alexandra Wehrmann vor dem Tor der Einfahrt in Oberbilk.

Foto: Dirk Feller

Alexandra Wehrmann hat sich für den 1. bis 24. Dezember Aktionen in einer Hofeinfahrt an der Industriestraße 33 in Oberbilk ausgedacht. Jeden Abend stand sie mit den Künstlern des Abends hinter dem Flügeltor, öffnete dieses und ließ die Besucher in die Einfahrt. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie sie die vergangenen Wochen erlebt hat.

Wie groß war Ihre Angst, dass Sie das Tor öffnen und niemand dasteht?

Alexandra Wehrmann: Gerade am ersten Abend war ich mega aufgeregt. Ich bin deshalb auch nicht als ich, sondern als Eule gekommen. Als ich dann das Tor geöffnet habe, waren gut 50 Leute da, das hat mich sehr gefreut.

Wenn Sie ein Türchen nochmal öffnen dürften, welches wäre das?

Wehrmann: Die Abende waren so unterschiedlich, da mag ich niemanden herausheben. Nach dem Abend mit Till Kampfhenkel und seinem Diavortrag über Transnistrien könnte ich mir gut vorstellen, dass wir eine Reihe über Osteuropa machen.

Wie sind die Abende möglich geworden?

Wehrmann: Wir haben das alles ohne öffentliche Gelder gemacht. Für die Künstler haben wir eine Sammelbox aufgestellt. Alles, was wir brauchten, haben wir dank Hilfe anderen bekommen. Den Vorhang vom Düsseldorf Festival, den Strom dank einer Kabeltrommel aus der Wohnung eines Bekannten, der direkt über der Einfahrt wohnt.

Wie hat das Publikum auf die Aktionen reagiert?

Wehrmann: Alle Abende hatten eines gemeinsam: Sie waren total reduziert auf den Künstler, die Besucher waren offen, interessiert und voller Respekt für sie. Aber jeder Abend hatte auch eine eigene Stimmungslage. Manche waren total aufgekratzt, etwa beim Karaokesingen oder beim Pole Dance. Andere waren ganz ruhig und zart.

Wie waren die Reaktionen auf die ernsten und traurigen Themen, etwa den Vortrag zur Beschneidung von Frauen?

Wehrmann: Die Vortragende hat viel Erfahrung und hat erzählt, dass am Ende eigentlich nie Fragen gestellt werden. Hier war es so, dass einer eine Frage gestellt hat und dann ein sehr gutes Gespräch entstanden ist. Raum für solche Themen war mir ganz wichtig, denn nur Spökes fand ich zu einfach.

Wird es im nächsten Jahr wieder Aktionen in der Hofeinfahrt geben?

Wehrmann: Ich weiß nicht, ob ich das in so einem Umfang nochmal hinkriege. Und ich finde es grundsätzlich langweilig, sich zu wiederholen. Deshalb gibt es meine Rundgänge ja auch immer nur einmal. Aber ich kann mir vorstellen, mit dem Ort Einfahrt etwas zu machen. Unsere Einfahrt ist toll. Sie ist ziemlich rummelig und erst einmal unglamourös. Wenn dann aber das Programm anfängt, fängt der Ort an zu leuchten. Das mag ich sehr.

Wo könnte diese Fortsetzung stattfinden?

Wehrmann: Eine Besucherin, die an einigen Abenden da war, hat mich eingeladen, mir ihre Einfahrt an der Ellerstraße anzuschauen. Das werde ich auf jeden Fall machen. Aber auch unsere Einfahrt an der Industriestraße ist toll. Ein Bekannter von mir hat mich auf die Idee gebracht stimmt so nicht ganz: Ein Bekannter hat die Einfahrt vermittelt, als ich auf der Suche war, und der Eigentümer hat, ohne dass er mich kannte, zugesagt. Der war am ersten Abend mal da, und alles war gut.

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