Die Vorschüler sind zurück Ein großer Schritt zurück in den Kita-Alltag

Düsseldorf · Nun sind auch alle Vorschüler zurück in den Kitas. Der Tag wurde nicht nur von vielen Kindern, sondern auch von Erziehern und Eltern herbeigesehnt. Auch im Awo-Familienzentrum Pusteblume war die Freude groß.

 Amira (l.) und Vorschülerin Valentina freuen sich, dass sie nach langer Wartezeit endlich wieder in die Kita dürfen.

Amira (l.) und Vorschülerin Valentina freuen sich, dass sie nach langer Wartezeit endlich wieder in die Kita dürfen.

Foto: arn

Noch immer bringt der Regenbogen die Eingangstür des Familienzentrums zum Leuchten. An einigen Stellen platzt die Fingerfarbe aber schon ab. Damit steht der Regenbogen nun nicht mehr nur als Symbol für den Gemeinschaftssinn und die Hoffnung, dass alles bald wieder gut wird, sondern vor allem für die Länge der Kitaschließung. Ein vierjähriges Mädchen, das zu Beginn des Betretungsverbots eineinhalb Wochen allein die Notbetreuung nutzte, hatte mehrere Fenster mit den Regenbögen bemalt.

Nun ist die Zahl der Kinder, die die Awo-Kita Pusteblume an der Liststraße besuchen, auf 29 angestiegen. Darunter sind 13 „Schlaufüchse“, so nennt die Kita ihre Vorschüler, die seit diesem Donnerstag in die Kita zurückkehren dürfen. 81 Kinder gehen normalerweise in die Einrichtung, aufgeteilt in vier Gruppen. Dass nun wieder alle vier Gruppen geöffnet sind, ist für Annette Sid Ahmed ein großer Schritt in Richtung Normalität. „Es war schon sehr komisch, als hier nur vier, fünf Kinder herumliefen“, sagt die stellvertretende Kitaleiterin. Die Kinder sind nun wieder ihren Stammgruppen zugeordnet, haben ihre Bezugserzieher um sich. Bis auf wenige Ausnahmen. „Die Geschwisterkinder werden zurzeit nicht getrennt und gehen deshalb in eine Gruppe.“

Insgesamt zählen 17 Kinder der Einrichtung zu den „Schlaufüchsen“. Dass am Tag ihrer Rückkehr nur 13 von ihnen da sind, hat verschiedene Gründe. Eine Familie ziehe um, andere hätten ihre Angst vor einer Infektion als Begründung angegeben, erst einmal abzuwarten. „Wer weiß, ob sie sich noch umentscheiden, wenn sie sich mit anderen Eltern darüber austauschen, wie es hier läuft.“

Der Hygieneplan des Familienzentrums sieht vor, dass die Eltern die Kinder am Tor zum Außengelände abgeben. Dort hängt nun eine schwere Zink-Glocke. Am Zaun erinnern laminierte Briefe, gemalte Bilder und Fotos an den regen Austausch der Erzieherinnen, der Kinder und Eltern während der Corona-Zwangspause. Angekommen in der Gruppe waschen sich die Kinder erst einmal gründlich die Hände.

Mehrmals am Tag gehen die Kinder draußen spielen. Dabei wird darauf geachtet, dass jeweils nur zwei Gruppen gleichzeitig auf dem Außengelände sind. Um die Kinder gut zu verteilen, wird auch die kleine Terrasse vor einem der Gruppenräume als Außenfläche genutzt. Dort können die Kinder an Tischen malen oder mit Erbsen und Zahnstochern kleine Gebilde erschaffen. Wenn am Montag die weiteren Vorschüler zurückgekehrt sind, wird es für alle Kinder auch wieder ein Mittagessen vom Caterer geben. Zurzeit bringen einzelne Kinder dieses noch mit, die Erzieherinnen machen es dann warm. An eine Veränderung werden sich die Kinder mit Sicherheit schnell gewöhnen: Aus Gründen des Infektionsschutzes fällt das Zähneputzen der Kinder nach dem Mittagessen zurzeit aus.

Die meisten Veränderungen interessieren Valentina, Daniel und Muhammed herzlich wenig. Sie sitzen auf dem Außengelände der Kita im Stuhlkreis und werden von Erzieherin Heidi Kolb noch einmal an die Zeit ohne Kindergarten erinnert: In der Mitte liegt ein gelbes Tuch. Darauf sind Gegenstände verteilt, mit denen sie sich zu Hause beschäftigt haben. Valentina sieht ein Buch und weiß sofort, wer es ihr vorgelesen hat – Annette Sid Ahmed. „Wow, du hast meine Stimme erkannt, man hat mich auf dem Video doch gar nicht gesehen“, sagt sie. Auch an die Videos der Kollegin Almut Rahn können sich die „Schlaufüchse“ bestens erinnern. Die Erzieherin hatte den Kindern für den Ampel-Indianer-Führerschein, Verkehrserziehung für Vorschüler, einige Aufgaben aus dem Straßenverkehr gestellt.

Bis zum 18. Mai waren die Erzieherinnen im Home-Office und haben von dort aus täglich Videos mit Liedern, Bastelanleitungen oder Experimenten erstellt. Im rollierenden System waren die Kollegen in der Kita, um die Notgruppen zu betreuen. Drei von insgesamt 17 Erzieherinnen fallen im Einsatz vor Ort aus, weil sie zur Risikogruppe gehören. „Ich habe mir die Videos immer angeguckt“, erzählt Valentina. Ihre Mama habe viel mit ihr gebastelt zu Hause. Langweilig sei ihr nie gewesen. Und dann verrät sie aber doch: Wenn die Eltern beschäftigt waren, habe man ihr auch mal den Fernseher angestellt. „Dann meckere ich nämlich nicht“, sagt sie und grinst.

Die Fünfjährige hat sich am meisten darauf gefreut, in der Kita ihre Freundinnen wiederzusehen. Doch von den aufgezählten Mädchen sind mindestens zwei noch nicht wieder da. Wenn das Betretungsverbot am 8. Juni aufgehoben ist und alle Kinder in die Kita zurückkehren dürfen, wird sich das ändern.

Das Pusteblumen-Team steht dann vor weiteren Herausforderungen. Neben den Überlegungen, wie der Hygieneplan bei der großen Anzahl von Kindern eingehalten werden kann, stellt sich auch die Frage, wie leicht Kinder nach knapp drei Monaten Pause in den Kita-Alltag zurückfinden. Bei einigen könnte eine völlig neue Eingewöhnung erforderlich werden, schätzt Sid Ahmed. Hinzu kommen Fragen, auf die zurzeit noch niemand eine Antwort geben kann: Etwa wann das neue Kitajahr starten und wie die Eingewöhnung der neuen Kinder ablaufen wird.

Jetzt aber genießen erst einmal die Vorschüler ihre letzten Wochen in der Kindertagesstätte, bevor für sie schon bald ein neuer Lebensabschnitt beginnt: die Schulzeit.

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