Bülent Ceylan teilt aus: „Weil ich Kanake bin!“

5000 Zuschauer kamen zum Auftritt des frischgebackenen Comedypreisträgers in die Halle an der Siegburger Straße.

Düsseldorf. Über Randgruppen zu lachen ist ein Tabu — es sei denn, man gehört dazu. Genau diesen Vorteil nutzt Bülent Ceylan in seiner Comedy. Und der Mannheimer mit deutscher Mutter und türkischem Vater macht keinen Hehl daraus: Am Sonntag kam Ceylan mit seinem neuen Programm „Wilde Kreatürken“ in die Halle an der Siegburger Straße und nahm wieder Vorurteile und skurrile Eigenheiten von Türken wie Deutschen aufs Korn. Auch Ossis, Griechen und Chinesen bekamen ihr Fett weg.

„Ein Deutscher dürfte den Gag nicht machen, aber ich schon, weil ich Kanake bin“, ruft Ceylan in den Saal. Und die Tatsache, dass ein Großteil des Publikums türkischer Abstammung ist — ein Zuschauer schwenkte gar eine Türkische Flagge — scheint ihm Recht zu geben.

Die Erwartungen an den Comedian sind groß, hatte dieser doch erst letzte Woche den Deutschen Comedypreis als Bester Komiker gewonnen. Die Tatsache, das Proll-Königin Cindy aus Mahrzahn als beste weibliche Kabarettistin abräumte, spricht jedoch Bände über die Ansprüche der Kölner Jury.

Tatsächlich bleibt die Vorstellung von Ceylan in Düsseldorf recht flach, die größten Kracher kommen aus der Pyro-Anlage, die jede Menge Feuer über die Bühne speit. Ansonsten hat Ceyland seine bekannten Figuren im Gepäck: Prolet „Mompfreeed“, Flachbirne Harald und Gemüsehändler Aslan mit seinem ostdeutschen Schwiegersohn in spe lassen schmunzeln, bringen aber wenig Neues.

Als eitle Kürschner-Gattin Anneliese und Obermacho Hassan („Produzier mich net!“) zeigt Ceyland immerhin mit urkomischer Mimik und gutem Wortwitz durchaus zutreffende Charakter-Satire. Völlig daneben ist die neue Figur, Halb-Yeti „Gündääää“: Ceylan wirft seine gewaltige Mähne vors Gesicht, setzt eine Sonnenbrille darauf und spricht nur noch (und völlig sinnfrei) in Schlager-Titeln.

Am Ende geht Ceylan voll in seiner Metaller-Identität auf. Aus dem Rahmen fällt eine unvermittelte Gesangseinlage: Mit dem Song „Geradeaus“, einer Ballade über den Mut zur Individualität, zeigt der Comedian zwar, dass er tatsächlich singen kann, ins Programm passt die Nummer allerdings nicht. Der Zuschauer wartet den ganzen Song über auf eine Pointe, die nicht kommt.

Dennoch versprüht Ceylan jede Menge Energie und animiert die 5000 Zuschauer immer wieder zum Aufstehen und Mittanzen, besonders gegen Ende seines Programms, als der Mannheimer ganz in seiner „Metler“-Identität aufgeht: Er schwärmt von seinem Auftritt beim Heavy-Metal-Festival in Wacken, wirft seine wilde Mähne umher und röhrt zu jeder Menge Feuerwerk und in bester Rammsteinmanier den Song „Lieb“ ins Micro.

Insgesamt ein kurzweiliges Vergnügen — nach zwei Stunden blieb jedoch ein Satz des Comedians besonders im Gedächtnis: „Es gibt Momente als Künstler, da haste mehr Spaß als dein Publikum.“ Die gab es tatsächlich.

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