Ein Himmel voller Drachen: Am Rhein wird jetzt „gekitet“

Mit einem Rollbrett und einem Segel rasen die Sportler am Ufer entlang— unter ihnen der amtierende deutsche Meister.

Düsseldorf. Es ist windig am Rhein. Die Spaziergänger ziehen die Reißverschlüsse ihrer Jacken zu, halten ihre Hüte fest, einige kuscheln sich an den Partner. Für eine kleine Gruppe von Sportlern ist der Wind aber nur ein laues Lüftchen. Für sie kann es nicht windig genug sein. Jedes Wochenende treffen sich etwa 20 Fans der Brettsportart Kitelandboarding südlich der Rheinkniebrücke auf linksrheinischer Seite. Einige trainieren mit ihren Lenkdrachen für die deutschen Meisterschaften, andere lassen sich vom Wind einfach nur kreuz und quer über die Wiese oder in die Lüfte ziehen.

Ein Profi ist Yannick Schwickert. Er ist amtierender deutscher Meister im Kitelandboarding. „Das ist eine Mischung aus Kite-Surfing auf dem Wasser und dem Snowkiting im Schnee“, erklärt er die Sportart. Dafür stehen die Sportler auf einem Allwetterbrett, vergleichbar mit einem Skateboard mit übergroßen Rollen, und lassen sich vom Lenkdrachen ziehen. „Dabei erreichen wir schon mal Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern in der Stunde und springen bis zu fünf Meter hoch“, sagt er.

Schwickert hat die Trendsportart an den Rhein geholt. „Angefangen hat es mit einer kleinen Clique, jetzt schließen sich immer mehr Menschen an“, sagt Schwickert, dessen Vater einen Laden für Drachen betreibt.

Im Internet, vor allem über Facebook, verabreden sich die Kite-Fans, um am Rhein mit dem Wind zu tanzen. „Es ist wirklich alles dabei, von Hobby-Kitern bis hin zu Profis, die für die Meisterschaften trainieren“, sagt er. Schwickert nutzt jede Jahreszeit für sich: Im Winter ist er mit dem Drachen im Schnee unterwegs, im Sommer auf dem Wasser.

Der Profi trainiert auch den Nachwuchs, darunter Pascal Schmidt. Der Elfjährige war der jüngste Teilnehmer bei den letzten Meisterschaften und hat den sechsten Platz belegt. Anders als in klassischen Sportarten gibt es jedoch keine Altersklassen. „Einige sind halt einfach schlechter, dann ist es egal, dass sie 15 Jahre älter sind als ich“, sagt er selbstbewusst. Sein Vater Mike Schmidt fügt hinzu: „Wir haben die Kitelandboarder bei Spaziergängen gesehen, da haben wir uns der Gruppe gleich angeschlossen.“

Kitelandboarding kann aber auch gefährlich sein: Mike Schmidt hat sich dabei mal an der Hand verletzt und überlässt jetzt seinem Sohn das Feld. Der wiederum geht ans Limit: „Ich trainiere für die nächsten Meisterschaften und will den Titel holen“, sagt der Elfährige und düst gleich weiter über die Wiese.

Die perfekten Voraussetzungen für das Kitelandboarding bietet ein starker Westwind. „Den hatten wir vergangene Woche, aber heute sind wir mit einigen unsicheren Manövern auch gut unterwegs“, sagt Schwickert. Den Sport könne jeder machen, sagt Schwickert. „Man muss aber ein gutes Koordinationsgefühl haben sowie eine gute Körperbeherrschung und -spannung. Es hilft, wenn man vorher schon mal auf irgendwelchen Brettern gestanden hat, ob Skier oder Skateboard“, sagt er.

Eine Voraussetzung sei aber unabdingbar: „Man sollte schon Spaß an Geschwindigkeit haben, ein bisschen wagemutig und gerne an der frischen Luft sein.“

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