Wuppertaler Spitznamen: Immer schön auf den Deisemann

Bekannt und beliebt ist der „Deisemanns Kopf“. Doch warum heißt er so?

Heckinghausen. Kahl war der Hügel, übersäht von traurigen Stümpfen. "Nur dieser eine, einzige Baum stand da noch", sagt Günter Dusend, "der war weithin sichtbar."

Ein seltsamer Anblick sei das gewesen, berichtet der Heckinghauser. Doch es waren auch seltsame Zeiten, damals, in den Vierziger Jahren. Der Zweite Weltkrieg hatte sein Ende gefunden, die Not der Wuppertaler aber nicht. Überall waren Familien ausgebombt, es fehlte an vielem, besonders an Brennstoff. Holz war begehrt, Wuppertals Wälder wurden regelrecht verheizt.

Auch ein schönes Stück Grün in Heckinghausen fiel den Nachkriegswintern zum Opfer: der Wald auf der heutigen Kaiser-Wilhelm-Höhe, gelegen zwischen Konradswüste, Hammesberg und Plückersburg. Den einen Baum habe man damals stehen gelassen, erinnert sich Günter Dusend. Vielleicht als als Verpflichtung, das Gelände wieder zu bepflanzen - denn bekannt war der Hügel schon damals. Im Volksmund wird er "Deisemanns Kopf" genannt. Doch warum?

Mehr als 60 Jahre sind mittlerweile vergangen, und "Deisemanns Kopf" ist längst nicht mehr baumlos. Eichen, Kastanien und Buchen sind nachgewachsen, der Hügel ist ein lohnendes Ausflugsziel. Nur zehn Minuten Fußweg durch den Wald, dann steht man vor zwei Bänken und hat einen fantastischen Blick auf das benachbarte Langerfeld.

Günter Dusend hilft als Wegezeichner beim Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), er kennt sich aus. Der 74-jährige ist im Quartier geboren. Doch warum das Gelände "Deisemanns Kopf" genannt wird, weiß er nicht.

Der Heckinghauser ist in guter Gesellschaft: Ernst Hiller, ein echter Einheimischer, muss ebenfalls passen. Natürlich kenne er Deisemanns Kopf, sagt er. Früher habe es dort ja eine Schutzhütte gegeben. Und er meint, sich sogar an Musik-Kapellen, die dort aufgespielt hätten, erinnern. Wie es zu dem Namen kam? Da schüttelt Hiller den Kopf. "Ich habe keine Ahnung." Wen man auch fragt, niemand scheint zu wissen, was es mit dem Namen auf sich hat.

Eine Antwort gibt es von Friedrich Paul. Der Langerfelder interessiert sich seit langem für die Geschichte des Wuppertaler Ostens. Er hat die sichere Vermutung, dass es sich bei dem Begriff um Platt handelt - dass "Deisemann" ein umgangssprachliches Wort für "Kopf" ist: "Es gab den Ausspruch ‚Du kriegst gleich einen auf den Deisemann", sagt Friedrich Paul, was also hieß, eine Ohrfeige oder Kopfnuss angedroht zu bekommen. Und "Deisemanns Kopf" wäre also nichts weiter als der "Kopf des Kopfes". Ob das stimmt? Zumindest - und das ist unstrittig - ist dieser Kopf auf dem Heckinghauser Kopf ein ganz besonders ansehnlicher.

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