Wuppertaler Spitznamen: Im Bikini auf dem Alten Markt

Barmens Alter Markt steht im jungen Jahrtausend für Tauf-Aktionismus ohne Erfolg.

Barmen. Quo vadis, Alter Markt? Als sich diese Frage nach der Jahrtausendwende stellte, hatte sie nichts mit spätrömischer Dekadenz zu tun, sondern mit einem einstimmigen Ratsbeschluss auf Vorschlag der CDU: Wie wäre es mit einem neuen Namen für den frisch umgestalteten Barmer Stadtplatz? Kurt Drees als ebenso angesehener wie langjähriger Kommunalpolitiker und Bürgermeister böte sich da doch geradezu an.

Gesagt, vertan: "Drees-Platz bald wieder Alter Markt?", titelte die WZ im März 2002 - nach einer Flut von Leserbriefen, erbitterten Diskussionen weit über die Barmer Grenzen hinaus und einer Forderung der SPD, besagten Ratsbeschluss mit Blick auf die Meinung potenzieller Wähler doch bitteschön schnell wieder zurückzunehmen. Drees hin, Drees her - bei allem Respekt ihm gegenüber setzten die Wuppertaler sich letzten Endes mit ihrem Flehen durch, die Kirche einfach nur im Dorf und den Alten Markt den Alten Markt sein zu lassen.

Man habe, so räumten dann auch die Christdemokraten ein, die Gemütslage schlichtweg falsch eingeschätzt. Sorry.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt: Um nach der harschen Diskussion rund um den Stadtplatz Wunden zu heilen und dabei auch eine Prise Humor als Balsam zu benutzen, griff die Stadtverwaltung kurze Zeit später ins noch lauwarme Taufbecken: Diesmal ging es um das spärlich dimensionierte Zeltdach am neuen Alten Markt, der zuvor für kollektives Stirnrunzeln und erneute Leserbriefe gesorgt hatte: Zu groß war das Ding, um übersehen zu werden, und zu klein war es, um bei bergischem Regen Schutz zu bieten.

Vorschlag: Wie wäre es, das straff gespannte, andeutungsvolle und textilarme Tüchlein in Anlehnung an den Bademode-Klassiker, mit dem Ursula Andress einst als Bond-Girl Honey Ryder in die Filmgeschichte schwamm, "Bikini" zu taufen?

So genannt, bald verbannt: Als der damalige Oberbürgermeister Hans Kremendahl (SPD) gut 30 potenzielle Namensgeber zum Sondierungs-Plausch ins Rathaus einlud - nicht zuletzt, um Bezeichnungen wie "Barmer Hungertuch" zu verhindern -, einigte man sich in trauter Runde auf den Spitznamen "Segel".

Eben diese hatte nicht nur Barmen wenig später gestrichen voll, als der Stadtplatz nahe der B7 mit jenem Pavillon versehen wurde, in dem heute Hamburger ihren Besitzer wechseln - womit ausdrücklich nicht die Bewohner der Hansestadt gemeint sind. Besagten Pavillon inklusive Toilette mit Doppel-Null tauften die Barmer in einer wieder erbitterten Diskussion schließlich als "Bunker".

Ursula hin, Ursula her - Bauwerke dieser Art sind, je nach darin gehegten Machenschaften, ein klarer Fall für 007. Oder für Stefan Derrick. Aber das ist eine andere Geschichte.

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