Unfall am Kettenkarussel: Polizei ermittelt gegen Vater und Schausteller

Düsseldorf. Eigentlich sollte der kleine John am Montag aus dem Krankenhaus entlassen werden. Doch die Verletzungen im Gesicht waren schwerer als zunächst vermutet.

Die Ärzte entschieden nach Angaben der Polizei, dass der Junge weiter stationär behandelt werden muss. Wie die WZ berichtete, war der Vierjährige am Sonntag gegen 17.30 Uhr von einem Kettenkarussell gestürzt und mehrere Meter durch die Luft geschleudert worden.

Dabei hatte John mindestens einen Schutzengel. Denn das Kind landete im Wagen von Wahrsagerin Cassandra, die gleich neben dem Karussell der Familie Fuhrmann steht. „Der Junge kam mit den Füßen voran und schlug auf meinem Teppich auf“, erinnert sich die Hellseherin. Zunächst sei John ohnmächtig gewesen: „Ich habe mich in meinem Leben noch nicht so hilflos gefühlt.“

Wenige Augenblicke später sei der Vater erschienen und habe seinen Sohn auf den Arm genommen. Cassandra: „Zum Glück meldete sich sofort ein Arzt, der in der Nähe war.“ Danach wurde der Vierjährige mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Der Karussellbetreiber selbst wollte zu dem Unfall nichts sagen. Die Polizei hat gegen ihn und den Vater des Jungen ein Verfahren eingeleitet. „Wir ermitteln wegen Körperverletzung durch Unterlassen“, erklärte Polizeisprecher Markus Niesczery.

Fest steht, dass der Junge gar nicht allein auf dem Karussell hätte fahren dürfen. „Ich bin sofort vor Ort gewesen und habe mir das angesehen“, so Kirmes-Architekt Thomas König, „da stehen große Schilder, dass Kinder unter sechs Jahren nur in Begleitung von Erwachsenen mitfahren dürfen.“

Der Vater hatte den Jungen aber allein hineingesetzt. Kurz bevor die Fahrt zu Ende war, soll der Junge dann selbst den Bügel gelöst haben. „Er wollte plötzlich zu seinem Vater“, hat Willi Kebben mitbekommen, der nebenan seinen Wurststand hat. Als der Karussellbesitzer feststellte, dass eine Gefahr droht, versuchte er noch, den Kettenflieger per Hand anzuhalten. Aber da war es bereits zu spät.

Geklärt werden muss, wer die Verantwortung für den Unfall trägt. Thomas König: „Der Schausteller sagt, dass er nicht bei jedem Kind überprüfen könne, ob es schon sechs oder erst vier Jahre alt ist. Da müsse er sich auch schon auf die Eltern verlassen können.“

Technisch sei der Kettenflieger, an dem es vorher noch nie einen Unfall gegeben haben soll, in Ordnung gewesen. Nachdem das Bauamt das Karussell überprüft hat, wurde es schon kurz nach dem Zwischenfall wieder freigegeben.

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