Umwelt Wuppertals Hambacher Forst

Beim CDU-Ortstermin im Osterholz ging es um die Fällung von bis zu 1000 Bäumen.

 CDU-Vorsitzender Matthias Nocke (r.) und einer Waldbesetzer im Osterholz begegneten einander an einer der Barrieren aus Geäst. 

CDU-Vorsitzender Matthias Nocke (r.) und einer Waldbesetzer im Osterholz begegneten einander an einer der Barrieren aus Geäst. 

Foto: Fries, Stefan (fri)

Über den Baumwipfeln im Osterholz knattert der Hubschrauber, einige Teilnehmer beim Ortstermin der CDU zum Thema Waldrodung recken die Köpfe. „Ich gehe mal davon aus, das gilt uns“, sagt einer.

Überraschend wäre der Einsatz  nicht nach den jüngsten Berichten über Waldbesetzungen im Osterholz und vermummte Aktivisten, die sagen: „Der Wald bleibt, oder wir werden von der Polizei rausgetragen.“

Willkommen in Wuppertals Hambacher Forst: Ganz lässt sich die Situation im Naherholungsgebiet an der Stadtgrenze zwar nicht übertragen, doch die Stimmung ist angespannt im Wuppertaler Westen. Dort setzen sich Anwohner und Naturschützer seit Wochen für den Erhalt eines rund fünf Hektar umfassenden Waldstücks im Besitz und in Nachbarschaft zum Abbaugebiet der Kalkwerke Oetelshofen ein: Das Unternehmen plant die Erweiterung seiner Abraumhalde, wofür der Wald weichen soll, und etwa 30 Personen, darunter Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie etliche Bürger, sind der Einladung der CDU-Fraktion gefolgt, um sich vor Ort  über die geplanten Fällungen zu informieren. Und einen Blick zu werfen auf die jüngst errichteten Barrieren und Baumhäuser.

Initiative „Osterholz bleibt“: Sympathie für die Waldbesetzer

„Wir werden das Planfeststellungsverfahren aufmerksam verfolgen“, sagt  der CDU-Vorsitzende Matthias Nocke zu den Bürgern - denn die Stadt wird dabei nur angehört.

Geschätzte 1000 Bäume seien betroffen, sagt Till Iseke vom Unternehmen, „die meisten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren“. Doch es gibt auch mächtige Buchen, die deutlich älter wirken, und Iseke versucht zu erklären, warum die Rodung aus Sicht der Kalkwerke Oetelshofen notwendig ist, und dass sich das betroffene Gebiet vor allem aus logistischer und rechtlicher Sicht für den Abraum aus Lehm, Sand und Erde anbiete. Entferntere Standorte würden „das Problem nur verlagern und anderswo Bäume oder Äcker wegnehmen“. Es müsse doch möglich sein, eine Alternative zu finden, bei der nicht 140 Jahre alte Bäume abgeholzt werden, entgegnet ihm die Vohwinkelerin Marina Jenkner: „Natürlich ist es Ihr Wald, und Sie werden von der Bezirksregierung vermutlich das Recht bekommen, fällen zu dürfen. Doch es gibt ein Recht, das nicht juristisch festgehalten ist, und das ist Generationengerechtigkeit: Es geht um die Zukunft unserer Kinder.“ Till Iseke sagt, die Sorgen der Bürger seien nachvollziehbar: „Ich bin hier in der Nähe aufgewachsen und verbringe selbst viel Zeit im Wald“, erklärt der Sohn von Oetelshofen-Geschäftsführer Jörg Iseke. Es handele sich  um einen Interessenskonflikt. „Ich denke, dass unser Interesse beziehungsweise das der Kalkgewinnung auch einen Wert hat“.

Über die Jahre habe man eigentlich ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn entwickelt, so Iseke, „jetzt hat sich die Diskussion aber leider sehr hochgeschaukelt. Zu sachlichem Austausch sind wir immer bereit“, sagt er. Was Marjolein Schlüter von der Initiative „Osterholz bleibt“ freut, wie sie im Gespräch mit der WZ erzählt. Aber sie  betont auch, sich mit den Waldbesetzern solidarisch zu erklären: „Das sind absolut friedliche  Leute.“

Einige von ihnen sind beim Ortstermin hinter Barrieren aus Geäst  zu sehen: „Wir haben die klare Forderung, die Bäume stehen zu lassen“, sagt einer der Vermummten, der sich selbst Jay nennt. Er kommt aus der Region, ist Umweltschützer, mehr will er über sich nicht verraten.  Für ihn und seine  Mitstreiter ist klar: Sie werden nicht weichen, so lange sie den Wald in Gefahr sehen.

Zuletzt hatte die Initiative „Osterholz bleibt“ einen Polizeieinsatz am Dienstag mit  „Androhungen von Gewalt“ gegen Waldspaziergänger und die „Einschüchterung“ von Waldbesetzern  „auf das schärfste verurteilt“. Von der Polizei ist dazu zu hören, dass die Kollegen die Situation in Augenschein genommen und  parallel mit dem Eigentümer Rücksprache genommen hätten, „ob Maßnahmen wegen der Eigentumsstörung getroffen werden sollten“. Das Unternehmen habe sich aber dagegen entschieden, also sei der Einsatz zurückgefahren und keine weiteren Maßnahmen getroffen worden. Allerdings habe man zwei Personengruppen Platzverweise ausgesprochen und Pfefferspray sei als Konsequenz des Nichtbefolgens des Platzverweises angedroht worden. Es sei aber weder in Gesichtshöhe gehalten noch sei damit gesprüht worden.

Beim CDU-Ortstermin bleibt alles ruhig. Und der Hubschrauber ist nicht vom Polizeipräsidium Wuppertal dazu angefordert worden, heißt es auf Nachfrage bei der Polizei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort