Bergische Universität Wuppertal Eine besondere Förderung für Yasmina

Mit den Wupper-Stipendien fördert die Bergische Universität ab März erstmalig Schüler aus dem Bergischen, die von den Talentscouts der Uni begleitet werden.

 Yasmina Bennouna (r.) ist eine der ersten Stipendiaten, die vom Wupper-Stipendium profitieren.

Yasmina Bennouna (r.) ist eine der ersten Stipendiaten, die vom Wupper-Stipendium profitieren.

Foto: Fischer, Andreas

Nicht jeder Studierende trifft an der Uni auf eine Struktur, die zu ihm passt. Nicht zuletzt bei untypischen Hintergründen kann das bis hin zum Abbruch führen - so die Einschätzung hinter einem neuen Stipendienprogramm: Vier Schüler aus dem bergischen Raum erhalten nun für zwei Jahre besondere Förderung. Es sind Jelena Basuric von der Gesamtschule Langerfeld, Yasmina Bennouna von der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule, Meri Khachatryan vom Johannes-Rau-Gymnasium und Finn Paulsen von der Bettine-von-Arnim-Schule in Langenfeld.

Yasmina Bennouna ist also eine der Stipendiaten, die nach der offiziellen Auszeichnung am Freitag schon ab März ein Programm durchlaufen, das ihnen den Weg zur Uni ebnen soll. Dass der ihrige Richtung Studium geht, ist für die vier längst beschlossene Sache, und gerade Yasmina scheint im Gespräch ein starkes Beispiel für Zielstrebigkeit. Ärztin - das war schon als Kind ihr festes berufliches Vorhaben, erzählt sie. Zu ihrem Kontext gehört, dass ihre Eltern nicht studiert haben. Dass die Herkunft der Familie nicht deutsch ist, erwähnt sie gar nicht; interkulturelle Probleme scheint sie nicht zu befürchten. „Durch den Namen“ und seine fremde Anmutung allerdings rechnet sie durchaus damit, vorschnell eingeordnet zu werden. Doch beirren ließ sie sich davon nie - den Eindruck vermittelt schon ihr sicheres Auftreten, und sie sagt es auch: „Ich habe nicht viele Hindernis gesehen. Man muss es wollen. Der Kopf ist wichtig.“

Dabei gehört ihr Hintergrund zu denen, die in der Wissenschaft als nicht-klassisch gelten. Dr. Claudia Schuchart, Professorin für Empirische Bildungsforschung, sprach bei der Feierstunde zum Thema „Bildungsgerechtigkeit: Auch eine Aufgabe von Universitäten?“ und nannte dabei Merkmale von Studierenden, die untypische Bedingungen mitbringen. Die Herkunft gehört dazu, neben der geografischen auch die soziale. 48 Prozent der Eltern waren in ihrer Darstellung wie bei Yasmina ohne Hochschulabschluss. Generell ist demnach die Studierendenschaft heterogen geworden; ein Faktor dabei sei auch die Ausweitung der allgemeinen Hochschulreife, über die heute auch Inhaber etwa des Meistertitels im Handwerk verfügten.

Hohe Abbrecherquoten veranlassen nun zur Forschung über die Ursachen - eigens bei diesen Gruppen, die „speziell“ zu nennen sich künftig erübrigen soll. Hier kommt dann besagter Befund ins Spiel, dass hergebrachte Strukturen an der Uni nicht zu jedem passen; um dem zu begegnen, empfahl Schuchart einen „inkludierenden Habitus“ - sprich: Angehenden Akademikern hilft eine Universitätskultur mit Bedingungen wie wertschätzendem Umgang oder unkompliziertem Zugang zu Dozenten.

Junge Vermittler sind
regelmäßig an den Schulen

Den Kontakt mit ambitionierten Schülern wie Yasmina knüpfen nun „Scouts“ - nicht erst für die Stipendien ein wichtiger Baustein in der Förderung nicht-klassischer Studenten, besser: ein Bindeglied. Ein- bis zweimal im Monat sind diese jungen Vermittler Ansprechpartner an den Schulen. Bei der Else-Schülerin war es Halil, an der Uni angestellt für die Verbindung zur Schülerschaft auch an der Elberfelder Gesamtschule.

Yasmina erzählt: „Wir haben uns sofort gut verstanden.“ Entscheidend wurde er für sie nicht zuletzt als treibende Kraft: Als ab September 2018 zur Bewerbung fürs Stipendium aufgerufen wurde, nahm er die begabte Elftklässlerin dafür nicht nur in den Blick, sondern hielt sie auch zum Durchhalten an, als ein privater Trauerfall sie abzubringen drohte. So blieb sie am Ball, bewarb sich und stellte sich der Prüfung - mit Erfolg.

 „Motiviert“, das ist eine Qualität, an der Yasmina schon beim ersten Gespräch keinen Zweifel lässt. Auch in den zwei weiteren Grundanforderungen wusste sie die Jury zu überzeugen: „leistungsstark“ und „engagiert“. Wobei sie selbst manche Vorstellung zur Art der Erwartungen heute mit einem Augenzwinkern sieht: „Manchmal fragen jetzt Leute, ob ich denn ein Instrument spiele oder tanze.“ Den Ausschlag gab ganz offensichtlich auch die Persönlichkeit.

 Yasmina scheint ein gutes Beispiel dafür, dass gezielte Begleitung auch bei solchen Schülern sinnvoll ist, die neben den Leistungen schon ein gesundes Selbstvertrauen mitbringen. Auch dank Unterstützung durch den Scout hat sie es jedenfalls zum Stipendium nun schon einmal geschafft. Und für die Uni bedeuten sie und alle Geförderten auch einen Schritt zu gerechteren Studiums-Zugängen, oder wie es Prof. Schuchart formulierte: „Unterschiedliche Erfahrungshintergründe nicht als Defizit zu sehen - sondern als Ressource.“

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