Die Wuppertaler K-Wege (4): Elend und Hoffnung liegen nah beieinander

Der vierte K-Weg bietet zwischen Berg und Tal viel Historie und noch mehr Natur.

Wuppertal-Südstadt. In Wuppertal finden sich viele Straßen mit interessanten Namen — die Kleingartenvereine stehen dem in Nichts nach. So gibt es in Elberfeld die Siedlungen In der Hoffnung oder auch In der Heiterkeit.

Für Wanderführer Helmut Pfannkuchen, selbst leidenschaftlicher Kleingärtner und darüber hinaus Initiator des K-Wege-Wandernetzes, gehören die bildhaften Namen zur Wuppertaler Sozialgeschichte.

Deshalb hat er sie in den vierten K-Weg integriert. Im Gegensatz zu diesen positiv besetzten Begriffen steht der Name Am Elend: Dort ermöglichte 1872 Hanna Faust den Bau einer Kapelle und später eines großen Zeltes für 1000 Personen, die von ihr und ihren Helfern versorgt wurden. Es war eines der ersten Armenviertel auf deutschem Gebiet. Durch ihr Engagement ist „Tante Hanna“ zu einem Wuppertaler Original geworden.

Während Am Elend — im Tal, am Abhang des Kiesbergs — also die Hungernden und die Kranken versorgt wurden, entstand auf der Königshöhe, die ebenfalls auf dem Rundwanderweg Elberfeld-Süd liegt, ein Ausflugslokal — angeschlossen an einen herrschaftlichen Sommersitz. „Die Familie von der Heydt ist im Sommer mit ihrem ganzen Tross auf die Höhen gezogen“, erzählt Pfannkuchen.

Um zu verstehen, warum diese Erholung nötig war, muss man sich das Tal der Wupper Ende des 19. Jahrhunderts als Moloch vorstellen: Die vielen Fabriken verpesteten Wasser und Luft. Auf der Königshöhe hingegen genossen die Von der Heydts die Sommerfrische — im wahrsten Sinne des Wortes.

Auch neben der Kleingartenanlage In der Hoffnung steht eine alte Villa — doch dem interessierten Wanderer versperren hohe Mauern die Sicht und so muss er sich mit dem Blick von der Zeppelinallee ins Tal der Wupper begnügen.

Dieser ist aber mehr als spektakulär. Denn so unterschiedlich die vielen Kleingartenanlagen der Stadt sind, so haben doch viele von ihnen eine atemberaubende Aussicht gemein.

Wer auf dem K-Weg 4 die Zeppelinallee verlässt, wandert ein kleines Stück neben dem Dürrweg, um kurz darauf zur Kleingartenanlage In den Stöcken einzubiegen.

Geradezu vorbildlich setzen sich die Gärtner für die Natur um sie herum ein: Beinahe schon obligatorisch ist das Insektenhotel des Vereins. Streuobstwiese und Benjeshecke bieten darüber hinaus Lebensraum für zahlreiche Vogelarten und Kleinsäuger.

Das Prinzip dieser Naturhecke besteht darin, dass Äste, Zweige und Reisig durcheinander — als Haufen oder in Streifen — als Wall locker gestapelt werden. Windanflug und Samen aus dem Kot rastender Vögel übernehmen dann die Bepflanzung. Die Wuppertaler Kleingartenanlagen sind also nicht nur ein Refugium für den Menschen, sondern auch für Spitzmaus, Goldammer und Ringelnatter.

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