Für Deutschlands erstes Fertighaus wird ein neuer Pächter gesucht

Nach Schimmelbefall dauerte die Sanierung fast drei Jahre — dem Pächter war das zu lang.

Wuppertal-Uellendahl. Das Haus hat eine lange Tradition. 1900 entdeckte August Freiherr von der Heydt das norwegische Holzhaus bei der Weltausstellung in Paris, er verliebte sich sofort in das Schmuckstück und ließ es ein Jahr später mit dem Zug nach Elberfeld bringen. Seitdem steht das Haus, das oftmals als das erste Fertighaus Deutschlands bezeichnet wird, an der Kohlstraße.

Auch bei Petra Kohleick war es Liebe auf den ersten Blick — heute will sie das Haus nicht mehr betreten: Die Betreiberin der Gaststätte Landhaus Ewig war lange auf der Suche nach einem zweiten Standbein, nach einer kleinen Bar, in der auch Musik- und Kulturabende steigen können. „Das norwegische Holzhaus war dafür perfekt geeignet“, blickt sie heute zurück.

Im Mai 2006 eröffnete sie mit ihrem Mann das Old Woodhouse. Sie boten amerikanische Speisen abseits des Fast-Food und organisierten Kulturabende. „Wir hatten immer viele Gäste und die Musikabende kamen toll an“, erinnert sich Gunnar Kohleick an bessere Zeiten für das Old Woodhouse.

Denn zwei Jahre später wurde Petra Kohleick plötzlich krank. Ständig musste sie husten, hinzu kamen starke Kopfschmerzen. Ein Gutachter fand einen möglichen Grund: Schimmel im Keller des Holzhauses. Umgehend schloss die Betreiberin Petra Kohleick das Woodhouse. „Auch, um die Gesundheit meiner Gäste nicht zu gefährden“, stellt sie klar.

Die GWG, in deren Besitz sich das Gebäude seit 1996 befindet, leitete sofort Sanierungsmaßnahmen ein. Als die Arbeiten abgeschlossen waren, folgte der nächste Rückschlag für das Woodhouse: Ein Rohrbruch im ersten Stock setzte über Weihnachten 2008 das komplette Gebäude unter Wasser. Gift für ein Holzhaus — sofort bildete sich neuer Schimmel.

Seitdem dauert die Sanierung an. Für Petra und Gunnar Kohleick unverständlich: „Seit drei Jahren wird hier angeblich saniert, aber davon sieht man nichts. Es ist traurig, wie die GWG das Haus verkommen lässt.“

Die Mietzahlung haben sie bereits 2008 eingestellt, jetzt verklagen sie die GWG auf etwa 50 000 Euro wegen entgangener Einnahmen und entstandener Kosten. „Ich zahle seit drei Jahren eine Versicherung gegen Vandalismus. Auf diesen Kosten will ich nicht sitzenbleiben“, sagt die ehemalige Betreiberin.

Die GWG bedauert den Ausstieg: „Das ist enttäuschend, wenn man lange gut zusammengearbeitet hat“, sagt Wilfried Moll von der GWG. Dass immer wieder Schimmel entdeckt worden sei, habe die Sanierung so lange dauern lassen. „Die Trockenlegung und mehrere Feinreinigungen haben so lange gedauert, das kann man nicht beschleunigen“, so Moll. Jetzt sei man an dem Punkt, an dem ein Pächter die weitere Neugestaltung mitbestimmen könne. „Dass der Ausstieg an diesem Punkt kommt, ist schade“, sagt Pressesprecherin Gerhild Gössing.

Ob die GWG Schadensersatz an die alten Pächter zahlen muss, wird nun ein Zivilgericht entscheiden müssen. Fest steht: Die GWG wird nach dem Prozess einen neuen Pächter suchen. „Wir gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit vorbei ist“, so Moll. Das sieht Petra Kohl-eick genau so: „Wir haben die Nase voll.“

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