Nach Pannenserie WSW stellen Schwebebahn auf alte Radtechnik um

Wuppertal · Ab Mittwoch, 12. August, müssen die Fahrgäste der Schwebebahn auf die Busse des Schwebebahnersatzverkehrs umsteigen - zumindest an den Werktagen.

 Der Technische Leiter, Michael Krietemeyer, zeigt die Abnutzungsspuren an den Radreifen.

Der Technische Leiter, Michael Krietemeyer, zeigt die Abnutzungsspuren an den Radreifen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ab Mittwoch, 12. August, müssen die Fahrgäste der Schwebebahn auf die Busse des Schwebebahnersatzverkehrs umsteigen - zumindest an den Werktagen. Bis Sommer 2021 wird die Schwebebahn nur an Samstagen und Sonntagen Personen transportieren. Die Stadtwerke wollen bis dahin grundlegende Probleme an den Rädern der neuen Schwebebahnen beheben. Der Verschleiß dieser Räder ist so groß, dass sie nicht wie geplant mehr als 60 000, sondern lediglich 20 000 Kilometer halten. Da die WSW mit dem Austausch der Räder nicht nachkommen, stünde nach den Sommerferien keine ausreichende Zahl an Fahrzeugen für einen regulären Fahrbetrieb bereit.

Das laute Rattern der Schwebebahnen ist ein Symptom für die Probleme, die bei den neuen Bahnen in der Rad-Schiene-Beziehung aufgetreten sind. Wer die Fahrt der Bahnen nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren wahrnimmt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass inzwischen neben einigen extrem lauten Bahnen deutlich leisere unterwegs sind.

Die WSW haben an zwei Bahnen Räder mit einem veränderten Profil eingebaut. Außerdem wurden einige der lautesten Bahnen aus dem Rundlauf genommen und durch andere mit einem neuen oder erneuerten Satz Rädern ersetzt. Das ist nicht zuletzt eine Kostenfrage, denn der Wechsel von acht Rädern an einer Bahn verursacht allein für das Material Kosten von 64 000 Euro.

Michael Krietemeyer, Technischer Leiter der Schwebebahn, ist vorsichtig optimistisch, was den Versuch mit den veränderten Radprofilen angeht. „Vor drei Monaten haben wir diese Veränderungen im Radprofil ad hoc entwickelt und der Technischen Aufsichtsbehörde zur Prüfung vorgelegt. Diese Räder sind jetzt 15 000 Kilometer im normalen Betrieb gelaufen und weisen keinen außergewöhnlichen Verschleiß auf. Das Problem könnte aber auch erst bei 30 000 oder mehr Kilometern auftreten. Wir müssen abwarten“, erklärt Michael Krietemeyer.

Zur Eingrenzung der Ursachen für die Schäden an Rädern und Schienen im Gerüst sollen demnächst Testfahrten vorgenommen werden. Die Probleme mit den Rädern waren erst seit dem Lockdown in der Coronakrise massiv aufgetreten. Die Bahnen transportierten über Wochen weit weniger Fahrgäste als sonst. Es besteht daher der Verdacht, dass sich das geringere Gewicht negativ auf das System ausgewirkt hat.

Bei Testfahrten ab dem 12. August sollen deshalb Fahrten ohne Fahrgäste, Fahrten mit geringem Gewicht und unter voller Last simuliert werden. „Spezialisten der DB-Systemtechnik werden ab Mitte August Videoaufnahmen machen und uns bei der Video-Analyse der Testfahrten unterstützen“, so Krietemeyer.

WSW wollen zurück zum bewährten System mit Radreifen

Die Testfahrten sollen freitags und an Wochenenden stattfinden. An den restlichen Werktagen werden lediglich Montagewagen im Gerüst zu sehen sein. An den Freitagen sollen zudem Inspektions- und Bremsfahrten sowie Überführungen von Vohwinkel nach Oberbarmen und zurück vorgenommen werden.

Für die kommende Woche erwarten die Stadtwerke Ergebnisse der Untersuchung des Materials, das beim Bau der Räder verwendet wurde. Möglicherweise ist hier der Grund für den extremen Verschleiß zu finden. Unabhängig vom Ausgang der Materialtests wollen die Stadtwerke aber langfristig zum Prinzip des Vorgängermodells zurückkehren. Die Fahrzeuggeneration der 1970er Jahre fuhr mit Rädern mit Radreifen. Diese boten zwei Vorteile: Die Radreifen ließen sich leichter als Räder austauschen und sie waren haltbarer und damit kostengünstiger.

Stadtwerkesprecher Holger Stephan erinnert an die Planungsphase der 31 neuen Schwebebahnen, als es darum gegangen sei, gewichtsparend zu bauen, um das zulässige Gesamtgewicht einzuhalten. „Später hat sich dann herausgestellt, dass die halbe Tonne pro Zug an Gewicht zu verkraften wäre, die Räder mit Radreifen zusätzlich mit sich bringen“, sagt Holger Stephan.

Die Umstellung auf Räder mit Radreifen erfordere aber einen Vorlauf von mindestens zwei bis drei Jahren, denn nach der Planung müsse ein Genehmigungsverfahren bei der Technischen Aufsichtsbehörde durchlaufen und ein neuer Hersteller gefunden werden. Der Vorteil sei, dass man für die Radreifen das bei der 72er-Reihe bewährte Material verwenden könnte. „Die Umstellung von Vollrädern auf Räder mit Radreifen würde dann sukzessive erfolgen, wenn für jeweils ein Fahrzeug die technische Untersuchung ansteht“, sagt Michael Krietemeyer. Fahrzeug für Fahrzeug wäre die Schwebebahn dann mit „alten“ neuen Rädern zurück in die Zukunft unterwegs.

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