Klubs fürchten Bürokratiemonster

Sportvereine erwarten durch die EU-Grundverordnungzum Datenschutz einen viel höheren Aufwand. Noch haben nicht alle reagiert.

Mehr oder minder gut vorbereitet reagieren die gut 300 Wuppertaler Sportvereine und Betriebssportgemeinschaften auf die europäische Datenschutz-Grundverordnung, die seit dem heutigen Freitag in Kraft ist. Sie soll zwar in erster Linie die Verbraucher noch stärker vor Datenschutzverstößen schützen als das bisher bereits bindende nationale Recht, stellt aber auch an Sportvereine erhöhte Anforderungen — vor allem was die Dokumentation betrifft.

Während beispielsweise der Vohwinkeler STV — mit 1900 Mitgliedern ein relativ großer Verein — im Hinblick auf die neue Verordnung bereits einen Datenschutzbeauftragten installiert hat, hat man es in vielen anderen Vereinen eher auf sich zukommen lassen, erwartet zunächst noch mehr Informationen der Dachorganisationen Landessportbund und Stadtsportbund.

„Es ist ja nicht so, dass die Vereine bei Null anfangen, sie waren ja auch bisher schon zum Schutz ihrer Mitgliederdaten verpflichtet“, sagt Landesportbundsprecher Frank-Michael Rall und versucht den Vereinen die Furcht vor einem „großen Bürokratiemonster“, wie sie etwa LCW-Geschäftsführer Norbert Korte beschreibt, zu nehmen. Korte hält die Verordnung im Bezug auf Vereine dagegen für „Humbug“. „Wir geben die Daten unserer Mitglieder ja selbstverständlich auch bisher nicht weiter.“

Aufwand ist ohne Frage da, wenn man es mit der neuen Verordnung genau nimmt, und schließlich sind bei Verstoß Strafen angekündigt, wobei angedrohte Millionenhöhen eher für Konzerne und nicht etwa für Vereine gelten.

So sollten die Vereine auf Anfragen, welche Personendaten erhoben werden, wie sie gespeichert werden und wer darin Einblick hat, vorbereitet sein. Sie müssen alle Mitarbeiter, die mit personenbezogenen Daten umgehen, mittels Erklärungen auf Vertraulichkeit verpflichten und, sollte deren Zahl größer als zehn sein, einen Datenschutzbeauftragten installieren.

Wobei Volkmar Schwarz, Geschäftsführer des Stadtsportbunds, da noch eine Grauzone sieht. „Was ist mit Übungsleitern, die natürlich Personen- und Telefonlisten brauchen. Was ist im Mannschaftssport, wo Ergebnisse und auch Namen an die Verbände weitergegeben werden?. Es ist die Frage, ob die Folgen für Vereine ausreichend bedacht und auch so gewollt sind“, so Schwarz. Er sieht die Ehrenamtlichkeit, die in fast allen Vereinen vorherrscht, stark belastet.

Viele, wie etwa Barbara Obrig und Fritz Ulbricht, Geschäftsführer von Barmer TV und SSG Wuppertal, warten noch auf Erläuterungen, auf was speziell Vereine künftigzusätzlich achten müssen. „Es ist nicht einfach, jetzt Experten zu bekommen, da besteht aktuell sicher ein Engpass“, begründet Schwarz, warum der Stadtsportbund ein entsprechendes Seminar in Wuppertal erst am 25. Juni anbieten kann. Aufmerksam gemacht habe man die Vereine auf das Thema aber schon länger.

„Wir haben fünf, sechs unserer Berater eigens auf das neue Recht geschult, die sind auch lange im Einsatz, aber wenn sie jetzt einen Termin machen wollen, werden sie sicher keinen vor den Sommerferien mehr kriegen“, sagt auch Frank-Michael Rall für den Landessportbund, unter dessen Dach es 18 500 Vereine gibt. Rall verweist auf die LSB-Homepage, die viele Fragen bereits beantworte.

Beim Vohwinkeler STV ist die hauptamtliche Geschäftsführerin Sigrun Leisner bei einem Seminar des DOSB vor vier Jahren auf das Thema aufmerksam geworden, beschäftigt sich für ihren Verein seit einigen Monaten intensiv mit der Umsetzung des EU-Rechts. Als Folge wurde im VSTV ein Datenschutzbeauftragter benannt, es gibt neue Hinweise auf der Homepage und natürlich die Datenschutzerklärung für Neumitglieder. „Die Leute sind beim Thema Datenschutz sensibler geworden“, findet Leisner. Sie sieht ihren Verein da gut aufgestellt, hofft aber auch, dass nicht ab heute viele Mitglieder auf der Matte stehen und Auskünfte verlangen. Das dürfte den Kollegen in den anderen Klubs ähnlich gehen.

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