Journalismus Ein Chronist der Wuppertaler Stadtgeschichte nimmt Abschied

Hendrik Walder war 37 Jahre für die Wuppertaler Rundschau tätig.

 Hendrik Walder tritt nach 37 Jahren Rundschau – darunter die meisten Jahre als Redaktionsleiter – den Ruhestand an.

Hendrik Walder tritt nach 37 Jahren Rundschau – darunter die meisten Jahre als Redaktionsleiter – den Ruhestand an.

Foto: WZ/Bettina Osswald 2019_mail@photog

Mehr als ein Drittel der Wuppertaler Stadtgeschichte hat Hendrik Walder intensiv als Journalist begleitet. Vor 37 Jahren begann er seine journalistische Laufbahn, am Donnerstag war für den langjährigen Redaktionsleiter der Wuppertaler Rundschau sein ganz persönlicher „Redaktionsschluss“.

„Ich bin an keinem einzigen Tag ungern zur Arbeit gegangen. Wer kann das schon von sich behaupten“, sagt der gebürtige Wuppertaler, der mit seiner fairen, ruhigen, kritischen und sachlichen Art wie ein Gegenentwurf zu dem „Fake-News-Krawalljournalismus“ in den sozialen Medien wirkt. Sein journalistisches Talent wurde bei der Rundschau früh erkannt, denn nachdem er 1983 dort als freier Mitarbeiter eingestiegen war, übernahm Walder bereits 1985/1986 die Redaktionsleitung. Unter seiner Regie entwickelte sich die Rundschau zu einem der erfolgreichsten Auftritte eines Anzeigenblatts bundesweit, das Maßstäbe in der Branche setzte. An seinen ersten Artikel über Integration im Fußball kann er sich noch gut erinnern. Der erschien Heiligabend 1982 noch in der Westdeutschen Zeitung.

Den Erfolg der Rundschau führt er auf das sechsköpfige Redaktionsteam zurück, das sich vor allem durch Bodenständigkeit und Beständigkeit auszeichne. Ein Kompliment, das auf den Chef zurückfällt, denn der hat mit seiner ausgeglichenen und ausgleichenden Art, den Redaktionsalltag zu meistern, großen Anteil, „dass viele, die zu uns gekommen sind, bis heute geblieben sind“.

Folgerichtig war der Wechsel in der Redaktionsleitung von Walder zu Roderich Trapp, ebenfalls ein Urgestein des Wuppertaler Lokaljournalismus, gut vorbereitet. Vor anderthalb Jahren übernahm Trapp die Leitung, während Walder sich mit einem reduzierten Pensum auf ein Leben vorzubereiten begann, das nicht von Terminen, Andruckzeiten und Seitenumfängen bestimmt ist.

Dass der Aktualitätsdruck und die Anforderungen im Job gewachsen sind, verschweigt Walder nicht. Schon bald produzierte die Rundschau unter seiner Regie zahlreiche Stadtteilausgaben, das Topmagazin kam 1986 dazu. „1991 haben wir eine Ausgabe mit 266 Seiten in Telefonbuchstärke gedruckt.“ Für eine Beschleunigung sorgte dann noch einmal das Internet mit journalistischen Herausforderungen und Chancen.

„Neben der Westdeutschen Zeitung als einziger Tageszeitung war Platz für eine zweite Stimme und Meinung, und die wurde in der Stadt gehört“, sagt Walder. Themen bietet Wuppertal aus seiner Sicht zur Genüge. Auf den Punkt bringt er das Wuppertaler Lebensgefühl so: „Wuppertal ist auf der Schneide. Es geht immer haarscharf gut, aber am nächsten Tag geht es dann aus irgendeinem anderen Grund wieder bergab. Am nächsten Tag funktioniert dann etwas, und alle denken: Ja, jetzt geht es wieder bergauf.“

Seine freie Zeit als Privatmann will Hendrik Walder vor allem für den Chorgesang in Wuppertal und als Vorsitzender der Initiative Wuppertaler in Not (WiN) einsetzen. „Ich singe seit 50 Jahren in verschiedenen Chören wie der Kurrende, dem Extrachor der Oper oder dem Konzertchor der Konzertgesellschaft“, sagt Walder. Bei WiN, der Initiative der Wuppertaler Medien für hilfsbedürftige Wuppertaler, zählt er zu den Gründungsmitgliedern. „Ehrenamtliche leisten seit Jahren im Außendienst großartige Arbeit, da möchte ich mich in Zukunft stärker einbringen.“ 2,5 Millionen Euro kamen in den vergangenen Jahren für unbürokratische Hilfe zusammen.

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