Kultur Lebensgefährliche Missverständnisse

Das Stück von Albert Camus feiert am 5. Oktober im Theater am Engelsgarten Premiere.

 Anne Manss, Peter Wallgram und Martin Kindervater (v.l.).

Anne Manss, Peter Wallgram und Martin Kindervater (v.l.).

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Sein zentrales Thema ist: Man muss sich aussprechen.“ Das sagt der Regisseur Martin Kindervater über Albert Camus, den Autor der nächsten Premiere im Theater am Engelsgarten. Dass die Figuren ebendies nicht tun, führt zu lebensgefährlichen Missverständnissen. Und „Das Missverständnis“, französisch „Le Malentendu“, hat am 5. Oktober Premiere.

Die morbide Handlung zeigt zwei Frauen, die ihre Gäste vergiften. Es sind Mutter und Schwester von Jan, besagtem verlorenen Sohn, der sich als Neuankömmling nicht zu erkennen gibt. Ein dramatischer Fehler.

Diese Geschichte überhaupt zu inszenieren, ist für Kindervater eng verknüpft mit einer Idee, auf die er mit Intendant Thomas Braus gekommen ist und die beide frappierte: Die Konstellation lässt sich lesen als Anknüpfen an seine Regiearbeit in der vorigen Spielzeit: die „Glasmenagerie“ von Tennessee Williams. Die Thematik ist eine andere - dort kam eine Familie nicht von Erinnerungen los und verharrte in einer Traumwelt. Als aber dort der Sohn das Haus verließ, endete dort das Stück mit Abschied und Aufbruch - und so gesehen als mögliche Vorgeschichte für Camus‘ Werk eines Rückkehrers.

Zu hoch möchte die Regie den Bezug nicht hängen, was die Wahrnehmung für den Zuschauer betrifft: Mit einer „Fortsetzung“ ist natürlich nicht zu rechnen, und niemand muss vorab Williams gesehen haben. „Ich wünsche mir einen assoziativen Dialog“, sagt Kindervater. In Bühne und Ausstattung, die wieder Anne Manss verantwortet, wird es Anknüpfungen geben.

Die Besetzung folgt
der der „Glasmenagerie“

Etwas Besonderes ist dabei aber sicher die Besetzung, denn sie folgt sehr direkt der „Glasmenagerie“: Julia Wolff spielt wie auch dort die Mutter, Lena Vogt ihre Tochter und Konstantin Rickert ihren Sohn – nun Jan, den Unerkannten. Der „alte Knecht“ bei Camus wiederum hat kein Pendant, bietet dafür aber eine Wiederbegegnung der ganz anderen Art: Ihn gibt der beliebte und in Wuppertal für Jahrzehnte präsente Hans Richter.

Gerade die Besetzung gibt der Inszenierung für Intendant Braus denn auch noch einen weiteren Akzent, abseits der Stück-Parallelen: „Das erzählt etwas übers Theater.“ Es braucht so ein Phänomen wie ein Ensemble, um in dieser Weise arbeiten zu können. Denn zusammen geklaubte Einzelkämpfer, das ist wohl gemeint, wären als Basis für solch eine Inszenierung keine Option. Und nicht zuletzt ist die Verbundenheit mit langjährigen Kollegen ein Pfund, mit dem man nun wuchern kann: Wo es mancherorts an „Alten“ fehlt, macht die Verbindung zum Publikumsliebling Richter nun diese besondere Besetzung möglich.

„Das Missverständnis“ von Albert Camus hat am Samstag, 5. Oktober um 19.30 Uhr im Theater am Engelsgarten Premiere. Am Sonntag darauf gibt es dort um 18 Uhr die nächste Aufführung, insgesamt folgen neun weitere.

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