Traumhaft: Jedes Blatt ist ein Unikat

Michael Arantes-Müller stellt in Peter Kowalds „Ort“ aus.

Wuppertal. Vulkane und Eisberge, der Glasberg aus dem Märchen oder der Götterberg Olymp, furchterregende Naturgewalt oder Faszination des Erhabenen: Das Verhältnis des Menschen zum Berg ist ein besonderes, und tief sind die Berge im mythischen Gedächtnis der Kulturen verwurzelt.

Das Thema "Berg" zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie neuer Farbholzschnitte, die Michael Arantes-Müller auf Einladung der Peter-Kowald-Gesellschaft im "Ort" an der Luisenstraße 116 zeigt. Ohne je bloß illustrativ zu wirken, setzen die Arbeiten doch vielfältigste Assoziationen frei, die bis in traumhafte oder surreale Ebenen reichen.

Arantes-Müller, der ein Kunststudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in seinem Geburtsort Leipzig absolvierte, bekennt sich durchaus zur expressiv-figürlichen Tradition, doch bedient er sich der Holzdrucktechnik auf höchst eigenwillige und kreative Weise. Eben das hat ihm - obwohl er die Malerei für sich als gleichberechtigt ansieht - internationales Renommee eingebracht.

Ganz anders als beim klassischen Gebrauch der Drucktechnik ist hier jedes Blatt ein Unikat. Nicht ein einzelner bearbeiteter Druckstock dient als Grundlage, sondern viele Einzelteile: Holz-Fundstücke mit Gebrauchsspuren oder das Brett eines Notenpultes dienen ebenso als Druckstempel wie detailreich bearbeitete Vignetten. Sie werden in bis zu 28 Farbschichten neben- und übereinandergesetzt.

Das Bild entsteht erst in diesem Prozess, das Ergebnis ist nicht wiederholbar. Offen für die ganz persönliche Lesart des Betrachters, laden Müllers Arbeiten ein, sich Schicht um Schicht hinein zu vertiefen und mal die formale, mal die inhaltliche, mal die farbliche Ebene in den Blick zu nehmen.

So ist denn auch der erste Eindruck beim Betreten der Ausstellung: Farbe füllt den Raum. Scheinbar unendlich in ihrem Variantenreichtum und überaus delikat sind die Farbklänge in ihrem Zusammenspiel. Es sind Bilder, die noch im Nachklingen vor dem inneren Auge Freude machen und eine nachhaltige Wirkung entfalten.

Arantes-Müller lernte Peter Kowald in den 80er Jahren kennen, als dieser mit einer Künstlergruppe zu Gast in Chemnitz war. "Von Anfang an war der Draht zwischen uns da", erinnert sich Müller. Die Freundschaft hielt bis zu Kowalds Tod 2002. Mit der sehenswerten Ausstellung möchte Müller auch die Arbeit der Peter-Kowald-Gesellschaft unterstützen: 50 Prozent des Verkaufserlöses fließen an den Verein.

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