Im Schauspielhaus fliegen die Fetzen

Opernregisseur Georg Köhl setzt in seiner Inszenierung der Oper "Siroe" von Georg Friedrich Händel auf Ironie und Intrigen.

Wuppertal. Das Schlachtengemälde in der Rotunde (Bühne: Peter Werner) ist ein harmloser Bilderbogen gegen das, was auf der Bühne tatsächlich geschieht: Da fliegen die Fetzen, zertrümmert Porzellan und stürzen Tische um.

Nicht zimperlich geht Georg Köhl in seiner Inszenierung der Oper "Siroe" von Georg Friedrich Händel, die am Sonntagabend im Schauspielhaus Wuppertal-Premiere hatte, mit Mobiliar und Figuren um. Denn Missgunst, Heimtücke und Ungerechtigkeit gibt es heute ebenso wie am persischen Hof und vor 280Jahren, als die Oper entstand.

Das prachtvolle Werk der Vergessenheit zu entreißen, ist ein Gewinn. Händels Musik mit den vielen Da-capo-Arien, punktierten Rhythmen, großen Intervallen und eigenständigen Orchesterparts ist qualitätsvolle, affektreiche Barockmusik.

Leichtigkeit kennzeichnet sie, selbst Hochdramatisches wirkt geschmeidig, wenn die wenigen Rezitative mit Cembalo, Cello und Laute als Continuo-Gruppe Handlung und Dramatik antreiben. Dennoch könnte das Wuppertaler Sinfonieorchester unter Evan Christ an barocker Gestaltung noch feilen. Den Sängern aber ist es zuverlässiger Partner.

Die abgeschattete Mezzolage von Titelheldin Joslyn Rechter setzt den loyalen Prinzen, der im Ringen um die Thronfolge zum Tod des Vaters Cosroe beitragen soll, ins rechte Licht. Zwiespältig ist seine heimliche Liebe zu Emira (mit kräftigem Sopran: Banu Böke), die als Mann verkleidet, Cosroe ermorden will. Reinhold Schreyer-Morlock zeichnet ihn als ungerechten Herrscher mit machtvollem Bariton, der erst spät die Tugend seines Erstgeborenen erkennt.

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