Rosenmontagskonzert: Wenn ein Waldgeist auf der Geige spielt...

Bunter Spaß für das Publikum mit den Mitgliedern des Wuppertaler Sinfonieorchesters im Schauspielhaus.

Wuppertal. "Romoko", das ist nicht etwa eine neue Schuhmarke, auch kein fantasievoller Roboter-Name, es ist bei den Mitgliedern des Wuppertaler Sinfonieorchesters schlicht die interne Abkürzung für das traditionelle "Rosenmontagskonzert". Wer dabei am Montag im Schauspielhaus Dienst hatte, brachte nicht nur sein Instrument mit, sondern war auch ins Narrenkostüm geschlüpft und hatte jede Menge Schabernack im Sinn. Sehr zur Freude des ebenfalls bunt kostümierten Publikums, das sich zum Mitsummen und -singen, zum Schunkeln und Klatschen nicht zweimal bitten ließ.

Dirigent Evan Christ hatte sich eine wüste Maestro-Mähne gestylt und trug zum Frack rotes T-Shirt und bunte Fliege. Zwergenhüte, bunte Perücken, orientalischer Fez und Nikolausmützen waren bei den Streichern auszumachen, und an den großen Kesselpauken saß ein mit Dreizack bewehrter Teufel. Ein echtes Teufelchen spukte irgendwo im Orchester herum, denn immer, wenn ein Walzer gar zu langatmig, eine Arie gar zu schmalzig geriet, hupte und trötete ein schauriges Kinder-Instrument dazwischen oder schluchzte die traurige Weise mit.

Markus Wallrafen, Musiker-Kollege bei der Neuen Philharmonie Westfalen, führte mit trockenem Humor und flotten Sprüchen durchs Europa-Programm, das er spitzfindig auf die anstehende Fußballmeisterschaft bezog und dem WSV ein 3:2 gegen Schalke in Berlin im nächsten Jahr prophezeite. Denn das Paul-Linke-Potpourri mit dem unverwüstlichen Theophil, den Schlössern, die im Monde liegen, vom flimmernden Glühwürmchen beschienen, führte bei der "Berliner Luft" unweigerlich zur rhythmussicheren Klatschtirade.

Von Franz Lehar sang die für die erkrankte Anne Kathrin Fetik eingesprungene Sopranistin Sally Stevens mit timbrereicher Stimme "Meine Lippen, die küssen so heiß" - der Moderator jedoch warnte vor Erkältungsgefahr, Norovirus und Tollwut bei Umsetzung in die Realität. Selbst vor dem sehnsüchtigen "Vilja-Lied" aus "Die lustige Witwe" hatte die freche Tröte keinen Respekt, nur in der Puccini-Arie "O mio babbino caro" schwieg sie dann endlich auch mal. Die Schnellpolka von Johann Strauß mutierte mit "Wuppdika"-Ruf am Ende zu einer ganz neuen, bergischen Fassung und Offenbachs "Pariser Leben" sah der Moderator just in Wuppertal, die Stadt der Lebenslust und des Amusements.

Für einen Musiker mischte sich in die Karnevals-Gaudi sicher auch etwas Wehmut: Für den Hornisten Helmut Valentin war es nach knapp vierzig Dienstjahren das letzte Konzert.

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