Kai Fobbe führt künstlerisch zu 99 Orten im Bergischen Land

In der Galerie Epikur feierte die Installation „99 Orte“ des Wuppertalers Premiere, die ein getanztes Navigationssystem und verschlüsselter Reiseführer ist.

Wuppertal. Kunst und die moderne Technik hat Kai Fobbe auf ein neues Level gehoben — seine jüngste Videoinstallation ist GPS-Stadtführer und App fürs Smartphone zugleich. Daneben aber auch als klassische Ausstellung zu sehen. „99 Orte“ heißt dieses Projekt, das den Betrachter an verschiedene Orte im Bergischen Land führt.

In 99 Filmsequenzen von etwa 30 Sekunden Länge sieht man im Hintergrund stets einen bekannten oder auch weniger bekannten Ort der Region. Im Vordergrund dagegen passiert immer das Gleiche: Der Pina-Bausch-Tänzer Jean Laurent Sasportes betritt den Bildausschnitt, nennt die Koordinaten des Ortes in Gebärdensprache und verlässt das Bild wieder. „Das ist für mich ein Thema, das ich kenne aber nicht unbedingt begreife“, so Fobbe in Bezug auf die für den Großteil der Bevölkerung nicht verständliche Gebärdensprache.

Der Inhalt des Filmes bleibe einem so verborgen: „Wenn ich Menschen so gestikulieren sehe, weiß ich sofort, dass das Gebärdensprache ist, aber ich verstehe sie nicht.“ So geht es auch dem Betrachter der Filme, die in einer Endlosschleife hintereinander geschnitten sind. Orte wie die Schwimmoper, die alte Synagoge oder den Bahnhof Steinbeck würde man sicher auch ohne Koordinaten finden. Doch wo genau der Ort ist, der aussieht, wie ein kleines Theater oder wo genau die einsam arbeitende Maschine steht, bleibt rätselhaft. Die Auswahl der Orte erfolgte teils willkürlich aber auch gezielt. Dass die Galerie Epikur, in der die Ausstellung zu sehen ist, Teil des Films ist, war sicher kein Zufall.

„Wichtig waren mir vor allem aber auch die Orte, die mit Pina Bausch zu tun haben“, sagt der Wuppertaler Künstler. Und so sieht man nicht nur das Schauspielhaus, Pina Bauschs Proberaum oder ihr Wohnhaus, sondern auch ihre Grabstätte.

In der Galerie Epikur laufen je drei Filme auf 33 Bildschirmen. An eine Wand projiziert ist aber auch der Film als Ganzes zu bestaunen. Darüber hinaus ist die Videoinstallation auch an drei öffentlichen Orten zu sehen, sowie als App für das iPhone erhältlich. „Ich wollte das Kunstwerk öffnen“, sagt Fobbe. Wer sich die App installiert, kann sich jeden der Filme noch einmal ansehen und erhält dazu auch die Auflösung der Ortsangabe.

Darüber hinaus bietet Fobbe an, für 99 weitere Personen ein Unikat zu drehen: „Das kann dann ein persönlich bedeutender Ort sein.“ Mehr dazu unter:

www.99orte.de.

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