Videoüberwachung Kameras: Wuppertalbewegung sieht keine andere Lösung

Die Wuppertalbewegung hat am Samstag zum Gespräch wegen der Kameraüberwachung der Schwarzbachtrasse gebeten. Viele kamen nicht, informativ war es dennoch.

 WZ-Redakteur Eike Rüdebusch im Gespräch mit Ulrich Daugs, Christine Granzeuer, Claus-Jürgen Kaminski und Carsten Gerhardt.

WZ-Redakteur Eike Rüdebusch im Gespräch mit Ulrich Daugs, Christine Granzeuer, Claus-Jürgen Kaminski und Carsten Gerhardt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Wir haben viel Zeit darauf verwendet, ob und wie wir das machen wollen“, sagte Claus-Jürgen Kaminski von der Wuppertalbewegung am Samstagmorgen auf der Schwarzbachtrasse. Er sprach von der Kameraüberwachung, die seit rund zwei Wochen an fünf Standorten an der neuen Strecke im Osten der Stadt installiert ist. „Es hat auch Gegenstimmen gegeben.“ Trotzdem hat man die Kameras aufgestellt.

Im Netz hat das eine Diskussion über Grundrechte nach sich gezogen. Im Zuge des Gesprächs mit der WZ dazu, hatte der Vorsitzende der Wuppertalbewegung, Carsten Gerhardt, zu einem Ortstermin geladen, um das Thema zu diskutieren.

Zugegeben, viele kamen nicht. „Ich finde es enttäuschend, dass viele, die im Netz so entschieden diskutieren, nicht gekommen sind“, sagte Gerhardt. Aber das war auch angekündigt worden – weil die Fragen ja alle online gestellt worden seien und auch da beantwortet werden könnten, damit alle sie nachlesen könnten, so ein Argument. Dennoch kam es zu einem lebhaften Gespräch an der Trasse.

Für die Kamera-Nutzung waren Christine Granzeuer und Ulrich Daugs – sie Mitglied des Vereins, er immerhin Spender für den Verein. Sie sagte: „Herr Gerhardt hat meine absolute Unterstützung. Ich sehe nicht mehr ein, dass eine Minderheit alles zerstört und die Freiheit der Mehrheit einschränkt, die Trasse zu genießen und den Zustand des Weges zu bewahren.“ Daugs sagte, er hebe morgens regelmäßig Müll auf, der nachts hinterlassen werde. Die Kameras unterstützten, dass die Trasse sauber bleibe, war er sich sicher. Und sie sollen helfen, dass es weniger Sachbeschädigungen gebe.

Daten von Belvedere-Kamera
erst einmal ausgelesen

Gerhardt hatte von einem fünfstelligen Betrag an Schäden seit der Bauphase gesprochen. Darunter fiele auch ein Bodenlicht vor dem Tunnel, das mehrfach eingeschlagen worden sei. „Da kann ein Tieflader drüber rollen – um das kaputt zu machen, muss man sich richtig anstrengen.“ Die Kameras sollen „Vandalismussicherheit“ herstellen – solche Schäden vermeiden helfen. Immerhin müsse die Bewegung sie für die kommenden fünf Jahre selbst tragen, weil erst dann die Stadt die Trasse übernehme.

Ulrich Schmidt, bekannt als Fahrradaktivist, sagte, das sei ihm als Argument nicht ausreichend. Es gebe ja Datenschutzrechte. Und er vermisse die Transparenz, was man anderweitig alles versucht habe.

Die Trasse wird durchgehend überwacht – und die Daten nach sechs Tagen überschrieben. Gerhardt und Kaminski, die die Daten auslesen können, sagen, das sei so, weil es auch tagsüber Vorfälle gegeben habe, und weil so sicher gestellt werde, dass einer von beiden es schaffe, bei Bedarf Daten auszulesen. Gerhardt arbeite etwa nicht in Wuppertal, sei unter der Woche nicht da.

Ob die Überwachung denn etwas bringe, fragte Schmidt. Denn wer plane, ein Verbrechen zu begehen, der könne auch vorher die Kameras außer Gefecht setzen – falls sie denn störten. Kaminski berichtete, dass die Bilder vom Aussichtspunkt Belvedere erst einmal von der Polizei abgerufen worden seien. Die Kamera stehe dort etwa ein Jahr. Was bei Schmidt eben die Frage nach dem Nutzen der Kameras verstärkte. „Geben die uns ein besseres Gefühl oder hat das tatsächlich einen Nutzen für die Sicherheit?“ und: „Haben die Bilder zur Aufklärung beigetragen?“

Schmidt appellierte daran, auf soziale Kontrolle der Nutzer der Trasse zu setzen. Sowohl Gerhardt wie auch Daugs berichteten aber von unangenehmen Erfahrungen nach Ansprachen von Jugendlichen. Auch Gerhardt habe auf soziale Kontrolle gehofft: „Aber das ist nicht passiert.“ Wenn Schmidt und andere sich einsetzen würden, „würden wir liebend gerne die Kameras abschalten“, versicherte Gerhardt. Ausreichend Engagement gebe es aber nicht.

Schmidt fragte, ob denn Stadt und Polizei eingebunden worden seien. „Wir haben uns mehrfach um Kontrolle bemüht“, sagte Kaminski. Ohne Erfolg.

Schmidt hat am Sonntag in der Facebook-Gruppe „Nordbahntrasse“ einen Aufruf geteilt, auf der Trasse mehr auf Sauberkeit und Fehlverhalten zu achten, und gegebenenfalls anzusprechen. Für ihn ist die Kritik an den Kameras keine Fundamentalkritik an der Bewegung. Deren Trassen seien das beste, was Wuppertal passieren konnte. Aber er hätte lieber keine Kameras.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort