Polizei in Neuss Polizei erwischt „falsche Kollegen“

Neuss. · Vier Verdächtige wurden festge- nommen, die sich als Polizeibeamte ausgegeben und einen Neusser betrogen haben sollen.

 Bei den Verdächtigen stellte die Polizei unter anderem Goldbarren sicher.

Bei den Verdächtigen stellte die Polizei unter anderem Goldbarren sicher.

Foto: Polizei

Sie sollen sich als Polizeibeamte ausgegeben und andere Menschen, um Geld gebrachten haben: Am Mittwoch, 12. Februar, hat die Polizei vier Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, mit der sogenannten Falschen-Polizeibeamte-Masche betrogen zu haben. Die Verdächtigen sind seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Das teilen die Polizei im Rhein-Kreis Neuss und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Montag mit.

Begonnen hat alles mit einem Vorfall am 11. Dezember im vergangenen Jahr. An jenem Tag wurde ein 57-jähriger Neusser von einer vermeintlichen Polizistin angerufen. Sie erzählte ihm, dass derzeit gegen einen Bankmitarbeiter ermittelt wird, der in kriminelle Machenschaften verwickelt sei. Davon sei auch der Neusser betroffen: Seine Daten und sein Vermögen seien in Gefahr. Der Neusser war zunächst skeptisch. Als jedoch weitere Anrufe von angeblichen Polizisten und einem Staatsanwalt folgten, ließ er sich auf die Geschichte ein. Er brachte seine Sparbücher und sein Geld an einen vereinbarten Ort. Von dort aus, so erzählten die Anrufer ihm, würden seine Wertsachen in Sicherheit gebracht. Ein dunkel gekleideter Mann holte das Geld in einem Auto ab und entkam unerkannt. Als dem 57-Jährigen bewusst wurde, dass er betrogen wurde, schaltete er die Polizei ein.

Daraufhin hat die Kriminalpolizei Neuss zu Beginn des Jahres 2020 die Ermittlungskommission „Sparbuch“ eingerichtet: Schnell seien drei Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft geraten. Sie sollen in Köln wohnen und auch für weitere Taten verantwortlich sein.

Goldbarren im Wert von
150 000 Euro sichergestellt

Die Staatsanwaltschaften Düsseldorf und Köln beantragten Haftbefehle wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges gegen das verdächtige Trio. Zu den Festnahmen kam es in Zusammenarbeit mit der Polizei in Köln und Osnabrück. Am Mittwochnachmittag war das Trio gerade auf einem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Osnabrück, als die Polizei Osnabrück die Männer festnahm. Darunter die beiden Verdächtigen aus Köln (20 und 22 Jahre alt) und ein 27-Jähriger aus Bremen. In dem Wagen wurden drei Kilogramm Gold im Wert von circa 150 000 Euro aufgefunden und sichergestellt. Das Gold stammt nach ersten Erkenntnissen aus einer Tat am Mittwoch in Mettmann. Der Geschädigte meldete sich bei der Polizei in Mettmann und gab an, Anrufe von Polizisten erhalten zu haben, die ihn vor einer Einbrecherbande schützen wollten. Sie brachten den Mann dazu, ihnen seine Goldbarren auszuhändigen. Erst als er mit seinem Enkel über den Vorfall sprach, wurde er misstrauisch und alarmierte die Polizei.

Nach der Festnahme in Osnabrück wurden die Wohnungen der mutmaßlichen Täter durchsucht. Dabei wurde ein weiterer Kölner im Alter von 22 Jahren festgenommen. Die Ermittler fanden außerdem 30 000 Euro Bargeld und stellten umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter Handy und Sim-Karten, die Hinweise auf die Arbeitsweise der Bande geben.

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen anhand ihrer Ermittlungen davon aus, dass innerhalb der Gruppierung strenge hierarchische Strukturen und Rollen bestehen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand kommt diese mutmaßliche Bande auch für einen versuchten Betrug der gleichen Art in Recklinghausen in Betracht. Wie viele Taten auf das Konto der Verdächtigen gehen, werden die Ermittlungen zeigen.

Erst in der vergangenen Woche ist Ermittlern ein Schlag gegen eine internationale Bande sogenannter falscher Polizisten gelungen. „Ein Zusammenhang ist noch nicht erkennbar“, sagt Polizeisprecherin Diane
Drawe.

(NGZ)
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