Beschluss der Neusser Politik Erster Schritt zum 365-Euro-Ticket

Neuss. · Die Bürgermeister von Düsseldorf und Neuss wollen sich auf eine gemeinsame Lösung einigen.

 VRR-Kunden könnten bald ein vereinfachtes Ticketmodell nutzen. Parallel dazu diskutiert die Politik ein günstiges Jahresticket.

VRR-Kunden könnten bald ein vereinfachtes Ticketmodell nutzen. Parallel dazu diskutiert die Politik ein günstiges Jahresticket.

Foto: dpa/Martin Gerten

Bürgermeister Reiner Breuer hat das „Go“ erhalten, um Gespräche mit Düsseldorfs OB Thomas Geisel zu konkretisieren. Worum geht es? Beide wollen sich im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) für günstigere Ticketpreise und die Einführung eines „365-Euro-Jahrestickets“ einsetzen. SPD, FDP, Linke und UWG/Davarci hatten im Planungsausschuss einen entsprechenden Antrag eingebracht.

Beschlossen wurde allerdings ein Änderungsantrag von CDU und Grünen. Der sieht vor, dass die Einführung eines solchen Tickets nur im Verbund geschehen soll und nicht als „Insellösung“, wie Sven Schümann (CDU) es nannte. Letztlich stimmten alle Ausschussmitglieder bis auf die AfD für den Änderungsantrag. Allerdings: Der VRR hat errechnet, dass 365-Tage-Tickets für 365 Euro bei verbundweiter Gültigkeit Einnahmeverluste um die 450 Millionen Euro bedeuten. VRR-Vorstand José Luis Castrillo hat bereits Bedenken geäußert, dass das System ohne vorherige Angebotserweiterung im Schienen- und kommunalen Nahverkehr aufgrund von Kapazitätsengpässen kollabieren könne.

Die Kommunen erhoffen sich Hilfe von Bundes- und Landesregierung

Die SPD hat in der Sitzung angekündigt, sich notfalls auch für eine Lösung ohne finanzielle Unterstützung durch den VRR einsetzen zu wollen. Die Kosten für ein „365-Euro-Jahresticket“ müsste dann allerdings die Stadt Neuss alleine tragen, wie SPD-Chef Sascha Karbowiak betont. Die Einführung des Tickets sei besonders dann sinnvoll, wenn Neusser damit auch nach Düsseldorf fahren können. Breuer und Geisel möchten mit ihrer Initiative auch erreichen, dass der VRR sowie die Bundes- und Landesregierung die interessierten Städte und Gemeinden auch finanziell bei der Einführung von günstigeren Ticketpreisen für Busse und Bahnen unterstützt.

Darüber hinaus wurden die Stadtwerke beauftragt, insbesondere die Stadtteile im Neusser Süden deutlich besser an das Bus- und Bahnnetz anzubinden. „Die Stadtwerke sollen in einem ersten Schritt gemeinsam mit der Stadt Neuss entsprechende Verbesserungsvorschläge erarbeiten“, sagt Karbowiak.

Der VRR hat zudem angekündigt, seine Tarifstrukturen vereinfachen zu wollen. Das soll durch das sogenannte „nextTicket“ geschehen. Der Tarif setzt sich dann künftig zusammen aus einem Festpreis in Höhe von 1,40 Euro sowie einem Leistungspreis von 26 Cent pro angefangenem Luftlinienkilometer. Preisstufen sollen dann keine Rolle mehr spielen. Heißt: Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen. So zahlen Fahrgäste beispielsweise auf einer sieben Kilometer langen Strecke von Neuss Hbf zur Heinrich-Heine-Allee in Düsseldorf 3,22 Euro.

Im kommenden Jahr folgt zunächst eine Erprobungsphase

Doch entschieden ist diesbezüglich noch nichts. Denn der VRR will im Rahmen des Projektes „nextTicket 2.0“ den elektronischen Tarif, der Fahrgästen direkt über ihr Smartphone zur Verfügung steht, im kommenden Jahr ein weiteres Mal erproben. Das soll voraussichtlich im Verlauf des zweiten Quartals 2020 geschehen. Unterstützt wird der Test durch die Stadtwerke Neuss als Kooperationspartner, die während des Erprobungszeitraums die Abrechnung und Kundenbetreuung übernehmen werden.

Bereits 2018 hatte der VRR einen solchen Test vorgenommen. Dieser dauerte sechs Monate. Nach Angaben des Unternehmens hätten die Marktforschungsergebnisse gezeigt, dass Nutzer einen elektronischen Tarif positiv annehmen und dieser für viele eine Alternative zu herkömmlichen Ticket-Modellen sein könne. Rund 8350 Teilnehmer hatten sich damals registriert. Insgesamt gab es 3500 Rückmeldungen zum Angebot.

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