App statt Tickets in NRW Ohne Ticket Bus und Bahn fahren - Das plant der VRR

Düsseldorf · In ganz NRW sollen Fahrgäste in Zukunft öffentliche Verkehrsmittel nutzen können, ohne vorher ein Ticket kaufen zu müssen. Laut VRR dauert es gar nicht mehr so lange, bis es so weit ist. Die wichtigsten Infos im Überblick.

Das NextTicket des VRR war ein Test.

Das NextTicket des VRR war ein Test.

Foto: Federico Gambarini/dpa

Worum geht es?

Anfang des Jahres hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das sogenannte „NextTicket“ getestet. Per Smartphone-App checken Kunden vor Beginn der Fahrt ein - am Ziel checken sie wieder aus. Der Ticket-Kauf vor der Fahrt fällt weg. Ein weiterer Vorteil: Auch den Kampf mit dem Tarifdschungel können sich Kunden sparen. Einfach einsteigen und losfahren ist das Versprechen des VRR. Dazu gab es während der Testphase einen Tarif, bei dem Kilometerweise abgerechnet wurde (siehe auch unten).

Wie soll das System ab 2020 funktionieren?

Zusammen mit den Verkehrsverbünden Nahverkehr Rheinland (NVR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) soll das NextTicket-System weiterentwickelt und voraussichtlich im Jahr 2020 in ganz NRW an den Start gehen. Es soll sowohl im Nahverkehr der Kommunen als auch im Eisenbahnverkehr genutzt werden können.

Dabei will man einen Schritt weitergehen, erklärte ein VRR-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Beim NextTicket-Test haben Kunden noch aktiv am Smartphone eingegeben, dass sie eine Fahrt mit einer Bahn begonnen und beendet haben. Bei der Weiterentwicklung soll der Kunde den Einstieg - wie auch beim Test - aktiv angeben, beim Ausstieg gebe es vorerst einen „assisted Check-out“.

Der Kunde bekomme eine Nachricht auf dem Smartphone angezeigt und müsse das Ende der Fahrt nur noch bestätigen. Nach zwei bis drei Jahren soll es auch möglich sein, dass das System komplett automatisch den Ausstieg erkennt. Dazu würden GPS-Daten des Kunden und Kenntnisse über mögliche Linienwege genutzt. Kunden sollen dann aber die Wahl haben, für welche Methode sie sich entscheiden. Die Krönung wäre es, wenn in Zukunft gar kein aktiver Vorgang mehr nötig ist, so ein VRR-Sprecher.

Wie lief der NextTicket-Test ab?

In zwei Phasen von März bis Mai und Juni bis August hat der VRR das neue Ticket-Modell getestet. Insgesamt 8.350 Kunden haben das NextTicket laut Angaben des VRR ausprobiert und dabei insgesamt von März bis August 260.000 Kilometer zurückgelegt. „Erste Zwischenergebnisse der Marktforschung zeigen, dass NextTicket für die Nutzer eine lohnenswerte Alternative zu herkömmlichen Tarif- und Ticketing-Modellen ist“ - Das war das Fazit des VRR Anfang September.

Wie und was bezahlen Kunden ab 2020?

Im Test sah die Bezahlung so aus: Kunden zahlten einen Festpreis - je nach Preisstufe zwischen 1,40 und 1,45 Euro. Hinzu kamen 20 Cent pro gefahrenen Kilometer. Der Ticketpreis wurde direkt nach der Fahrt abgerechnet. Wie das ab 2020 aussieht, steht noch nicht fest, erklärte ein VRR-Sprecher unserer Redaktion. Verschiedene Möglichkeiten stünden noch zur Wahl.

Abgerechnet werden könnten beispielsweise - wie im Test - die gefahrenen Kilometer oder alternativ die Luftlinien-Kilometer. Außerdem sei noch offen, ob Abo-Modelle auch im neuen System einen Platz haben.

Was passiert mit den alten Tickets?

Tickets aus Papier werden auch im Jahr 2020 nicht abgeschafft, machte ein VRR-Sprecher gegenüber unserer Redaktion klar. Kunden, die weiterhin ihr Einzelticket am Automaten kaufen wollen oder ihr bekanntes Abo-Modell schätzen, gehen also nicht leer aus.

Wie geht es weiter?

Der VRR führe derzeit für die Beschaffung der entsprechenden Technik ein europaweites Wettbewerbsverfahren durch. Im Februar 2019 soll der Auftrag vergeben sein. Die Technik soll bereits 2020 zur Verfügung stehen. Ob das neue System Anfang oder Ende 2020 von Kunden genutzt werden kann, stehe noch nicht fest, so ein VRR-Sprecher.

(pasch)
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