Reittherapie in Nierst Wenn ein Maultier-Ritt zur Therapiesitzung wird

Nierst. · Die Reittherapie von Daniela Dzieia in Nierst hat tierischen Zuwachs bekommen. Das Maultier Alegria – spanisch für Freude – ergänzt das Team und macht auf dem Reithof seinem Namen alle Ehre.

 Das neue Duo bei der Reittherapie in Nierst: Heilpraktikerin Daniela Dzieia und Maultier Alegria. Danielas Neffe Jonas (M.) und der zwölfjährigen Lea (l.), die in ihrer Freizeit im Stall mithilft, gefällt der Zuwachs.

Das neue Duo bei der Reittherapie in Nierst: Heilpraktikerin Daniela Dzieia und Maultier Alegria. Danielas Neffe Jonas (M.) und der zwölfjährigen Lea (l.), die in ihrer Freizeit im Stall mithilft, gefällt der Zuwachs.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Verwirrte Blicke, ein leichtes Schmunzeln und dann fast immer die selbe Frage: „Hast du jetzt ein Maultier?“ Daniela Dzieia, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Leiterin der Reittherapie in Nierst, kennt diese Situationen, seit Maultier Alegria – eine Mischung aus Pferdestute und Eselhengst – ihr Team verstärkt hat. Kein Wunder: Mit ihrer Größe, den langen Ohren und dem lauten Ruf fällt Alegria (spanisch: Freude) neben den anderen Pferden und Ponys sofort auf und ist so schnell zu einer Attraktion in Nierst geworden.

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Daniela Dzieia mit Pferden im Coaching-Bereich und hat bei ihrer Reittherapie die unterschiedlichsten Menschen zu Gast. „Meine Kundschaft ist komplett durchmixt“, erzählt sie. „Das sind Kinder mit wenig Selbstwertgefühl, depressive Erwachsene, Frauen über 50 in der Selbstfindungsphase, Menschen mit Angsstörung oder ADHS.“

Heilpraktikerin und Therapiepferd sollen eine Einheit bilden

Für die selbstständige Heilpraktikerin ist es dabei besonders wichtig, dass sie mit dem Therapiepferd eine Einheit bildet, um dem Kunden auf dem Pferd bei seinen Problemen bestmöglich helfen zu können. Bislang hatte diese Aufgabe die erfahrene Stute Stacy übernommen. Das 28 Jahre alte Pferd war allerdings im Mai verstorben. „Dieses Pferd war eine Seelenguckerin. Nach ihrem Tod habe ich mich zunächst sehr schwer getan, Ersatz für sie zu finden“, erklärt Dzieia.

Über eine Suche im Internet stößt sie das erste Mal auf Alegria. Als sie auf das spanische Maultier aufmerksam wird, ist es keineswegs Liebe auf den ersten Blick. „Sie entsprach eigentlich nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte. Aber das Tier hat unheimlich viel Charme und bringt alles mit, was ein Therapiepferd auszeichnet: Ruhe, Intelligenz, Belastbarkeit, eine weiche Gangart und einen etwas eigenwilligen Charakter.“

Seit knapp zwei Monaten lebt Alegria nun auf dem Nierster Reithof und hilft Daniela Dzieia bei der Therapie. Für ihre Kunden ist das große Maultier etwas ganz Besonderes: „Alegria befindet sich ja noch in der Ausbildung zum Therapiepferd. Und in die binde ich meine Kunden jetzt auch ein. Dazu gehört das Verhalten während der Therapiestunde, aber auch andere Aufgaben, wie zum Beispiel das Füttern“, erklärt die Heilpraktikerin.

Fast alle therapeutischen Ansätze, die sie mit ihren Kunden aller Altersklassen angeht, könne man auch in einem geschlossenen Raum machen. „Aber auf einem Pferd – oder Maultier – spürt man sich einfach mehr. Nach einer Reitstunde auf dem Pferd kommen die Kunden mit einem ganz anderen – viel intensiverem – Gefühl nach Hause, als nach einer gewöhnlichen Therapiestunde.“

Für die Kinder und Jugendlichen, die zur Nierster Reittherapie kommen, hat Daniela Dzieia viele klassische Spiele vorbereitet: Wurfspiele mit Ringen und Bällen, Memory, Puzzle. „Dabei sitzen die Kinder auf Alegria. Das macht nicht nur die Übungen schwieriger, die Kinder können sich so oft viel besser öffnen und sind am Ende immer mächtig stolz, dass sie auf einem Pferd saßen“, erklärt die erfahrene Therapeutin.

Davon berichtet auch Jonas. Der achtjährige Neffe von Daniela Dzieia ist öfters zu Gast am Stall und durfte auch schon auf Alegria reiten. „Es ist toll hier oben, ich sehe viel mehr und weiter als sonst“, erzählt er stolz. Dass auch Alegria ihre Schnauze immer wieder Richtung Spiele bewegt und in manchen Momenten noch etwas unruhig umherläuft, ist für die frühe Phase der Ausbildung noch ganz normal, wie Dzieia mit einem Schmunzeln erklärt. „Sie möchte halt einfach mitspielen, das ist aber gar nicht schlimm. Außerdem ist sie ja noch in der Ausbildung.“ Die kann mitunter noch einige Jahre andauern. „Für Kunden mit Autismus etwa benötigt das Therapiepferd hohe Anforderungen. Das wird sich über die Jahre aber festigen“, ist sich die Heilpraktikerin sicher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort