Neviges „Kiste rückt unsensibel an den Dom“

Neviges · . Als „rücksichtslos und unsensibel“ empfindet Gottfried Böhm, der Schöpfer des Mariendoms, die geplante Neubebauung des ehemaligen Krankenhausgeländes. „Die besondere städtebauliche Situation nimmt der Dom mit dem vielfach gestalteten Dach auf, das auf die vielen Dächer in der Umgebung eingeht.

 Von der Tönisheider Straße aus gesehen, versteckt sich der Mariendom hinter einer riesigen Halde aus dem klein geschredderten Material des ehemaligen Krankenhauses. Die hier geplante mehrstöckige Wohnbebauung missfällt dem Architekten der Wallfahrtskirche.

Von der Tönisheider Straße aus gesehen, versteckt sich der Mariendom hinter einer riesigen Halde aus dem klein geschredderten Material des ehemaligen Krankenhauses. Die hier geplante mehrstöckige Wohnbebauung missfällt dem Architekten der Wallfahrtskirche.

Foto: Ulrich banger5t/Ulrich Bangert

Damit bezieht sich die Kirche auf den Ort. Demnächst erhebt sich daneben eine riesige Kiste, fast in Traufhöhe“, fasst es Peter Böhm zusammen. Der Sohn des berühmten Kölner Architekten und Schöpfer der Wallfahrtskirche führt die Familientradition des Vaters fort, der im Januar 100 Jahr alt wurde. Böhm junior hat eine Zeichnung angefertigt, wie der Baukörper der Eigentumswohnungen an der Löher Straße wirken wird: „Da sieht man, wie unsensibel die Kiste an den Dom heran rückt.“

Für Investor Rolf Neudahm kommt die Kritik des renommierten Architekten nicht überraschend: „Mir war klar, dass Herr Böhm nicht begeistert sein wird.“ Der Inhaber des Wuppertaler Immobilienentwicklers Pro Objekt möchte sich nicht mit dem Dombaumeister streiten und verweist auf einen alten, noch gültigen Bebauungsplan: „Demnach sind wir noch gar nicht bis an die Linie gegangen. Die Zeichnung von Peter Böhm entspricht im Übrigen nicht der Realität, er hat weder bei uns oder unserem Architekten irgendwelche Maße angefordert. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht und empfinde es als Stimmungsmache gegen uns. Unsere Grafikerin wird eine Ansicht mit den richtigen Maßen darstellen“, kündigt Rolf Neudahm an. Er sieht im Übrigen die Stadt Velbert mit der Bewertung seines Neubaues in der Pflicht: „Bisher haben alle Gremien zugestimmt.“ Die Offenlage des Bebaungsplans „Hospitalstraße/ Tönisheider Straße“ endet am heutigen Dienstag, 7. Juli.

Während der Urheberarchitekt Gottfried Böhm seinen Bau durch die Wohnbebauung in der Hanglage erheblich beeinträchtigt sieht, stellen für Martin Struck die Neubauten kein bautechnisches Problem dar. Der Erzdiözesan-Baumeister ist zufrieden, dass mit der Fertigstellung des Daches über der Gnadenbildkapelle, die nächste Woche ausgerüstet wird, genau 75 Prozent der Dachflächen fertiggestellt sind. „Von 2835 Quadratmetern stehen noch 711 aus. Nachdem die Wüstenrot-Stiftung die Sanierung über dem Gnadenbild übernommen und der Kirchensteuerrat weitere Gelder zur Verfügung gestellt hat, reichen die Finanzmittel aus, um die gesamte Dachfläche zu sanieren. Bis Mai kommenden Jahres sollte die dritte größere Dachpyramide mit den angrenzenden Pultdachflächen fertiggestellt sein.“

Wenn die Gerüste einmal stehen, werden diese genutzt, um die Wandflächen zu reinigen, den Beton zu sanieren und um die Fensterrahmen neu zu streichen. Die Flächen über der Sakramentskapelle wurden vor drei Jahren fertiggestellt. Seither wurden keinerlei Schäden sichtbar. „Die unvermeidlichen Bauteilbewegungen haben sich über Krakelee-Risse abgebaut. Erkennbar wird mit der Zeit eine beginnende Verschmutzung der bewitterten Betonoberflächen“, so die Erkenntnis des kirchlichen Baumeisters. Dieser sprach auch mal davon, den Innenraum nach mehr als 50 Jahren von den Spuren des Kerzenrußes zu befreien: „Diese Arbeiten, die wegen der aufwendigen Gerüststellung voraussichtlich mit bis zu 1,5 Millionen Euro veranschlagt werden, sind aktuell nicht geplant. Das Erzbistum ist auf der Suche nach Sponsoren.“

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