Neviges „Es wird nichts mehr so sein wie es war“

Neviges. · Ohne staatliche Hilfe befürchten Nevigeser Gastronomen viele Schließungen. Gerichte vom Sternekoch gibt es auch außer Haus.

 Sascha Stemberg macht sich große Sorgen um die gastronomischen Betriebe und befürchtet eine Pleitewelle.

Sascha Stemberg macht sich große Sorgen um die gastronomischen Betriebe und befürchtet eine Pleitewelle.

Foto: Holger Bernert

„Gerade hatte ich das Ordnungsamt da. Drinnen dürfen nur noch bis 15 Uhr Gäste sitzen, bis 18 Uhr ist mir der Verkauf außer Haus erlaubt“, sagte am Freitagvormittag Maria Della Corte von dem gleichnamigen Eiscafé auf Tönisheide der Westdeutschen Zeitung. „Das ist der Stand von heute. Wie es weitergeht, weiß ich nicht.“ Als jetzt sonniges Frühlingswetter wieder den Appetit auf italienisches Gelato weckte, kamen viele Gäste, deren Verhalten die Eismacherin lobte: „Die Leute hielten schön Abstand von einander“, beobachtete die Italienerin, die sich selbstverständlich Sorgen um ihre Verwandtschaft macht, die auf der ganzen Halbinsel verstreut lebt: „Gott sei Dank sind bisher alle gesund geblieben.“

Für Sternekoch Sascha Stemberg steht selbstverständlich die Gesundheit auch oben an. Er hat in seinem Restaurant Tische und Stühle weiter auseinander gestellt und hält alle Hygieneregeln ein. „Ich vertraue meinen Gästen, dass sie ebenso wenig Krankheitssymptome haben wie meine Mitarbeiter.“ Vor den beiden Ruhetagen am Donnerstag und Freitag kamen noch Gäste zur Mittagszeit, alle Tischbestellungen für abends sind automatisch storniert.

Sascha Stemberg wünscht sich einheitliche Regelungen in Deutschland. „Wer eigenständig schließt, erhält keine staatliche Hilfen.“ Die fordert der Kuhlendahler Kochkünstler dringend für die gesamte Branche – von der gehobenen Gastronomie bis zum Imbiss. „Wenn das so weiter geht, werden 60 bis 80 Prozent aller gastronomischen Betriebe schließen. Nicht nur Restaurants sind dann weg, sondern auch viele Freizeiteinrichtungen. Es wird nichts mehr so sein wie es war. In der Gastronomie arbeiten 2,5 Millionen Menschen, hinzu kommen noch viele Arbeitsplätze bei Lieferanten, in der Landwirtschaft und bei Lebensmittelproduzenten, wie Bäcker oder Metzger, die nur für den gastronomischen Bereich tätig sein“, gibt Stemberg zu bedenken.

Der Inhaber des 156 Jahre alten Familienbetriebs lässt den Kopf nicht hängen. „Die abendlichen Vorbestellungen für Gerichte außer Haus sind gut angelaufen. Ich versuche, die Kurzarbeit für meine Mitarbeiter so lange wie möglich herauszögern.“

Zur Zeit werden noch
Fremdenzimmer nachgefragt

Beim Haus Sondermann wird das abendliche Catering zögerlich angenommen. Am Freitag konnte Inhaberin Katja Lippe noch einigen Gäste das Mittagessen servieren. „Es war schon mal voller.“ Dafür ist sie froh, dass noch Fremdenzimmer nachgefragt werden. „Keine Touristen, es sind alles Monteure, die in der Gegend arbeiten, um zum Beispiel Fertighäuser zu montieren. Ich hoffe, die dürfen weitermachen und kommen nächste Woche wieder.“

Dagen wurden die beim „Graf Hardenberg“ an der Bernsaustraße reservierten Hotelzimmer bereits alle abgesagt. „Normalerweise öffnen wir Gaststätte und Restaurant um 17 Uhr, das dürfen wir nicht mehr und haben deshalb ganz geschlossen“, so Ilias Georgiou. Eine Ausnahme ist der Donnerstag, wenn durch den Markt die Stadt belebt ist. „Es kam diesmal kein einziger Gast. Wir warten ab, was passiert, das Ordnungsamt schickt uns immer E-Mails.“

Bürgermeister Dirk Lukrafka hat sich per Videobotschaft über die Website der Stadt an seine Mitbürger gewandt. Er sagte unter anderem: „Haben Sie weiterhin Vertrauen in uns und in mich. Wir halten Sie natürlich weiter auf dem Laufenden über die Dinge, die noch folgen werden und das, was in der Stadt Velbert passiert.“

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