Harter Schlag für die Gastronomie Corona trifft Gastronomen hart

Mönchengladbach. · Restaurantbesitzer in der Stadt beklagen mangelnden Informationsfluss und unklare Ansagen.

 Nino Abate von „La Tavernetta da Nino“: „Seit über 30 Jahren sind wir in Mönchengladbach. So eine seltsame Stimmung haben wir noch nie erlebt.“

Nino Abate von „La Tavernetta da Nino“: „Seit über 30 Jahren sind wir in Mönchengladbach. So eine seltsame Stimmung haben wir noch nie erlebt.“

Foto: Christian Albustin

Kaum eine Branche steht so sehr für das öffentliche Leben wie die Gastronomie. Doch genau diese wird mit immer härteren Einschränkungen konfrontiert, um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Zwei Meter Abstand zwischen den Tischen, jeder Gast muss sich mit Namen und Adresse in eine Liste eintragen, überall hängen und liegen Hygienehinweise aus. Und weil all das nicht unbedingt zu einer gemütlichen Atmosphäre beiträgt und natürlich auch aus reiner Vorsicht, bleiben die meisten Gäste zu Hause.

Informationsmangel

„Für die zwei Meter Abstand werden wir sorgen, auch dass sich die Leute in eine Liste eintragen“, sagt Nino Abate, Inhaber der „La Tavernetta da Nino“. Verwirrung stifteten aber die unterschiedlichen Ansagen zu den Öffnungszeiten. „Die Kanzlerin hat 18 Uhr verkündet, auf der Seite der Stadt steht davon nichts“, klagt er. Am Dienstagnachmittag spricht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet dann sogar von 15 Uhr. „Dürfen wir jetzt aufmachen oder nicht?“, fragt Abate. „Seit über 30 Jahren sind wir in Mönchengladbach. So eine seltsame Stimmung haben wir noch nie erlebt. Hoffen wir, dass der Albtraum schnell vorbeigeht.“ Eine Schließung zieht Abate bereits in Erwägung. „Wenn keiner kommt, macht es auch keinen Sinn, weiter aufzumachen“, sagt er.

Die verzögerten Ansagen von Bund, Ländern und Städten sind auch Andreas Graf, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga für Mönchengladbach, ein Dorn im Auge. „Klar haben wir ein föderales System, aber es wäre wünschenswert, wenn da kein Interpretationsraum wäre“, betont er. In zu vielen Punkten, darunter auch bei den staatlichen Soforthilfen, gebe es noch Klärungsbedarf. So etwa, was eigentlich „unbürokratisch“ genau heiße. „Nur, soviel Zeit haben wir nicht“, mahnt er.

Erste Schließungen

Daniela Marischen hat ihr Café LouLou’s bereits zugemacht, vorerst bis zum 19. April. Die Ankündigung dazu stellte sie am Montag auf die Facebook-Seite ihres Cafés. „Mein Telefon steht kaum still, ich bekomme enorm viele Anrufe von Leuten, die sich Sorgen machen“, sagt Marischen. Die Solidarität ihrer Gäste sei erstaunlich, viele böten sogar finanzielle Unterstützung an. Marischen hat in ihrem kleinen Lokal vier Tische drinnen und zwei draußen. „Wenn ich versucht hätte, den Abstand von zwei Metern einzuhalten, hätte ich noch zwei Tische drinnen gehabt“, erklärt sie. Damit sei die Stimmung, für die ihr Lokal bekannt sei, hinüber gewesen.

Erste Maßnahmen ergreifen auch die Mitarbeiter des Steakhauses „La Pampa“. So ist die dazugehörige Tapas-Bar „Hans José“ bis auf weiteres geschlossen. Die Lebensmittel, die dort noch eingelagert sind, werden ins Restaurant gebracht. „Wir haben zwei Reservierungen, das habe ich in 43 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Tom Kleindiek. Bislang gehe keiner nach Hause, die Mannschaft stehe fest zusammen. Aktuell öffnet Kleindiek das Restaurant von 12 bis 18 Uhr. Sollte die Stadt den Ladenschluss auf 15 Uhr festsetzten, ist Kleindiek aber skeptisch, ob sich eine Öffnung dann noch lohne. „Wir müssen mal sehen, was jetzt kommt“, sagt er.

Offener Brief der Altstadtwirte

Der Club der Wirte schlägt ebenfalls Alarm. „Gastronomisch betrachtet stehen wir vor dem Abgrund“, sagt Marco Raspe vom „Foormat“. Die Anordnung zur Schließung von Bars und Diskotheken sei nicht rechtssicher, es existiere kein Schutz für 450-Euro-Kräfte und Hilfspakete seien perspektivisch unbrauchbar. Eigentlich sei man in Corona-Zeiten für eine Schließung der Lokale. „Wir wollen ja auch die Eindämmung der Pandemie“, sagt Raspe. Doch für Wirte wie ihn greife kein vorgesehener Rettungsschirm. „Mein Lokal ist zwar eine Bar, wird beim Ordnungsamt aber als Schankwirtschaft geführt“, sagt er. Das heißt: Er muss nicht schließen. „Aber alle denken, es sei eine Bar, also kommt keiner. Wir brauchen jetzt ganz schnell Hilfe. Sonst bleiben, wenn diese Situation bis zum Sommer so bleibt, vielleicht nur noch zwei Altstadtlokale übrig.“

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