Wülfrath Nicht nur Corona schadet der Wirtschaft

Wülfrath · Auch ohne die derzeitige Krise ist es um die Wülfrather Wirtschaft nicht rosig bestellt. Die Forderung nach schnellen Finanzlösungen in der Not wird auch von städtischer Seite gestellt.

 Am Standort von Knorr-Bremse könnte sich ein neues Unternehmen ansiedeln.

Am Standort von Knorr-Bremse könnte sich ein neues Unternehmen ansiedeln.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Das Thema Wirtschaftsförderung ist problembehaftet, nicht nur in Zeiten von Corona. Der Online-Handel hat das Kaufverhalten der Bürger spürbar verändert. Vor diesem Wandel kann auch die Stadt Wülfrath nicht die Augen verschließen. „Und das ist ein ganz wesentliches Kernproblem, mit dem wir umgehen müssen“, sagt Wirtschaftsförderer Karsten Niemann, der seinen Appell – für normale Zeiten – an die Bürgerschaft richtet. „Kaufen sie vor Ort und unterstützen den lokalen Handel.“

Vielen Filialisten sind die hiesigen Ladenlokale nicht groß genug

Leerstände fallen besonders im Innenstadtbereich auf. Gespräche, die Lokale mit neuen Angeboten zu befüllen, werden regelmäßig von Stadtseite geführt. Hürden gibt es an dieser Stelle aber viele. „Da wären beispielsweise die Größen der Lokale, die für viele Filialisten nicht groß genug sind“, sagt Karsten Niemann. In enger Zusammenarbeit mit Eigentümern werden Modelle entwickelt und Mieten heruntergeschraubt, um individuelle Maßnahmen zu ergreifen und die Branchenvielfalt attraktiv zu gestalten.

Doch an dieser Stelle wird bereits ein weiteres Problem – die personellen Ressourcen der Wirtschaftsförderung – deutlich. „Bei uns ist auch der Punkt Kultur verankert, der ebenfalls personell abgedeckt werden muss“, erläutert Niemann, der diesen Spagat derzeit noch mit einem vierköpfigen Team bewältigen kann. Die Zukunft ist jedoch ungewiss. Erst gerade hat sich die Politik für eine halbe Stellenschaffung im Kulturbereich ausgesprochen, auf Grund der Umstrukturierung am Zeittunnel sollte der personelle, städtische Kulturbereich eigentlich entfallen.

Das größte Fragenzeichen über den Unternehmerköpfen stellt aktuell jedoch die ­Corona-Krise dar. Für inhabergeführte, kleine Betriebe kann schnell eine Existenzbedrohung entstehen. „Wir sind im engen Austausch mit der IHK, schnelle Lösungen für diese Unternehmen zu schaffen“, erklärt Karsten Niemann, der in günstigen Unternehmerkrediten oder Steuerstundungen keine Allgemeinlösung sieht. „Wir benötigen Förderprogramme und Fonds, auf die zeitnah zugegriffen werden kann.“

Die Auswirkungen sind nicht absehbar. Auch größere Unternehmen sind vor dem wirtschaftlichen Einbruch nicht sicher. „Die Krise wirkt sich beispielsweise auf die Produktion aus“, so Niemann, der aktuell proaktiv Unternehmen vom Homeoffice aus anruft, um die Kernprobleme zu erfassen. Nebenher läuft das Hauptgeschäft der Wirtschaftsförderung weiter. An der Ellenbeek beispielsweise laufen Gespräche mit dem Eigentümer, einen Nahversorger zu etablieren. Hier steht die Stadt aufgrund des Einzelhandelskonzepts vor der Aufgabe, keine Konkurrenz zur Innenstadt zu schaffen. „Flächen mit bis zu 1000 Quadratmeter wären vertretbar, lassen sich für Anbieter aus dem Vollsortiment aber wirtschaftlich schwer umsetzen. Einfacher wird es bei Discountern, dort laufen aktuell Gespräche.“

In der Wartestellung sitzt man hingegen in Bezug auf den Real-Markt, der ganz aktuell an einen Investor verkauft wurde. „Die Standorte werden bewertet, auf das Ergebnis warten wir derzeit“, so Niemann. Mit einer Veränderungssperre soll die Nahversorgung in den Fokus der Neuansiedlung gelegt werden. Weg vom Vollsortiment. „Auch dies könnte eine Chance für die Innenstadt sein“, hofft der Wirtschaftsförderer.

Neuansiedlungen sind ein weiteres, wichtiges Stichwort. Am Standort Knorr-Bremse laufen Verhandlungen, ein Unternehmen aus der Industriebranche anzusiedeln. Sollte es zu keiner gütigen Einigung kommt, setzt Karsten Niemann auf eine Alternativlösung. „Ich könnte mir an dieser Stelle einen Gewerbepark vorstellen, der ein breitgefächertes Dienstleistungsangebot bietet.“

Das 100 000 Quadratmeter
große Areal weist Altlasten auf

Allerdings ist der Industriestandort seit Jahrzehnten für die Automobilbranche genutzt worden, das knapp 100 000 Quadratmeter große Gelände weist Altlasten auf. „Eine Umnutzung muss von Eigentümerseite natürlich auch gewollt sein“, ist sich der Fachmann sicher, der ebenso auf die Notwendigkeit des Technischen Dezernats hinweist. „Unternehmen möchten sich schnell verändern oder ansiedeln. Dafür sind schnelle Lösungen, Flächenumnutzungen und Bauanträge notwendig, die auch personell bedient werden wollen. Das ist ein weiteres Problem, mit dem wir verwaltungsintern zu kämpfen haben.“ Zudem hält die Stadt Wülfrath kaum eigene Flächen zur Vermarktung vor. Abschließend sagt Karsten Niemann, dass Wülf­rath zahlreiche Möglichkeiten bereithält und betont: „In Wülfrath ist noch viel zu bewegen.“

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