BÜRGERVEREIN Gerlitz: „Meine Aufgabe ist erfüllt“

Krefeld · Eigentlich war es nicht ganz seins, als er vor acht Jahren Vorsitzender des Bürgervereins Kliedbruch wurde. Mit seinen Mitstreitern engagierte er sich für mehr Bewusstsein für den Stadtteil, mehr Grün und gegen Bausünden.

 Peter Gerlitz an einem der Orte, für die sich der Bürgerverein Kliedbruch in den vergangenen Jahren engagiert hat – an einer der Bänke am Flünnertzdyk, die der Verein gestiftet hat.

Peter Gerlitz an einem der Orte, für die sich der Bürgerverein Kliedbruch in den vergangenen Jahren engagiert hat – an einer der Bänke am Flünnertzdyk, die der Verein gestiftet hat.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

. 150 neue Mitglieder, mehr als 40 Alleebäume an der Moerser Straße und demnächst noch am Breiten Dyk, 18 Info-Tafeln am Kulturwanderweg Kliedbruch, drei Holzbänke am Hökendyk, zig Narzissenbeete und Papierkörbe – so sieht die rein rechnerische Bilanz der Amtszeit von Peter Gerlitz aus. Der 56-Jährige wird sich am morgigen Donnerstag bei der Jahreshauptversammlung des Bürgervereins Kliedbruch nicht mehr als Vorsitzender zur Wahl stellen. „Ich sehe meine Aufgabe als erfüllt an“, sagt der wissenschaftliche Berater im Bereich Marktforschung, der vor acht Jahren gebeten worden war, den Vorsitz zu übernehmen und damit Hans-Dieter Oelgard zu folgen.

Der Kliedbrucher kam
eher zufällig ins Amt

Gerade relativ frisch – im Jahr 2008 – ins Kliedbruch gezogen, war er eher in die Bürgervereinsarbeit hineingerutscht als eingestiegen. Alle Nachbarn hatten ihm und seiner Frau nach dem Einzug gesagt, dann müssten sie jetzt auch Mitglied im Bürgerverein werden. Kurz darauf wurde er gebeten, für eine erkrankte St.-Martins-Sammlerin einzuspringen. „Und dann hatte ich einen ominösen Brief im Kasten, ob ich Vorsitzender werden wolle“, erinnert sich der gebürtige Krefelder Gerlitz. Eigentlich war das nicht so ganz seins. „Aber meine Frau sagte, wenn nicht du, wer soll es dann machen, vielleicht ist es Schicksal.“

Seine Aufgabe sollte sein, den Verein zu „verlebendigen“. Man suchte jemand Jüngeren, der weitere – auch jüngere – Nachbarn motiviert. Mittlerweile sind mehr als 600 Familien Mitglieder im Verein, eine Zahl, durch die das Wort des Vereins Gewicht habe. Neben sichtbaren Aktionen wie Baumspenden oder den Texttafeln zu historischen Gebäuden und Orten, die für mehr Bewusstsein für den Stadtteil sorgen sollen, steht eben noch eine andere Seite der Vorstandsarbeit: die Kontaktpflege mit Verwaltung, Politik und Wirtschaft.

So habe das Engagement des Bürgervereins unter anderem dafür gesorgt, dass keine Wohnhäuser auf dem Gelände des Preußen-Tennenplatzes am Appellweg entstanden. Am Immenhofweg wurde, weil der Verein nachhakte, ein fehlerhafter Bebauungsplan nicht so umgesetzt und die Gebäude deshalb kleiner gebaut als vorgesehen. Außerdem freut sich Gerlitz unter anderem darüber, dass „die Gräben saniert werden oder schon wurden und wieder fließfähig sind“. Das sei einerseits positiv für die Häuser wegen des hohen Grundwasserspiegels.  Andererseits gut für das Bruch, das „als naturnaher Raum durch das Wasser aus diesen Gräben belebt wird“.

Als Helfer wird Gerlitz sich auch in Zukunft zum Beispiel für den Martinszug im Kliedbruch engagieren. Aber aus dem Vorstand verabschiedet er sich komplett. Auch um einem Nachfolger, über den am Donnerstag entschieden wird, „nicht reinzureden“, wie er mit einem für ihn typischen leicht süffisant wirkenden, aber ganz ehrlich gemeinten Lächeln sagt.

Warum er aufhört, erläutert der Anhänger philosophischer Gedankenspiele mit einem Vergleich mit dem menschlichen Wandel. „Man sagt, dass es einen Rhythmus von sieben Jahren gibt, in dem sich Entwicklungen vollziehen: Beim Menschen ist das so, von der Geburt bis zum Zahnwechsel, zur Pubertät und so weiter. Auch bei Organisationen wie dem Bürgerverein ist das so: Gründung – Wachstum – Konsolidierung – Neuausrichtung – Wachstum.“ Er hofft, dass es bald 700 Mitglieder sind.

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