Gemeinde Mit Geld und Gottvertrauen

Mitte · Erst eröffnete das Café Südlicht, jetzt vergrößert sich die Freie evangelische Gemeinde in der Südstadt.

 Pastor Andreas Ullrich, Irmhild Reuber und Programmplaner Armin Raether (v.l.) vor dem Café Südlicht.

Pastor Andreas Ullrich, Irmhild Reuber und Programmplaner Armin Raether (v.l.) vor dem Café Südlicht.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Freie evangelische Gemeinde vergrößert sich. Unter der Überschrift „Farbwechsel“ arbeitet sie daran, die Halle des ehemaligen Malereinkaufs, die an ihr Grundstück mit dem Gemeindezentrum an der Oelschlägerstraße grenzt, zu renovieren und umzubauen. Doch die Ausdehnung geht noch weiter - bis zur Gerber- und Lewerentzstraße.

Sichtbares Zeichen ist das Café Südlicht an der Lewerentzstraße. Es ist ein neuer Anlaufpunkt für alle Liebhaber von Kaffee und selbstgebackenem Kuchen und zeigt das Bestreben der Betreiber, auf verschiedenen Begegnungsflächen als Christen erkennbar zu sein und mit Menschen ins Gespräch kommen zu wollen. Die Gemeinde hat zuvor nur das seit 1966 bestehende Gemeindehaus an der Oelschlägerstraße betrieben. Es ist als Kirche errichtet worden und wird auch so genutzt. Gleichzeitig finden dort Kinderprogramm und Jugendarbeit statt. Auch Sprachkurse für EU-Migranten ohne Aufenthaltsstatus und Anspruch auf Förder- und Integrationskurse werden dort seit fünf Jahren durchgeführt. Doch es fehlen Räume. Jetzt gibt es auf weiteren 3800 Quadratmetern Platz zur Expansion.

Viel Lebendigkeit mit 35 verschiedenen Kulturen

„Unser ,Farbwechsel` ist ein eindeutiges ,Ja` zum Standort Südstadt und zu den Menschen, die hier leben“, sagt Andreas Ullrich, Pastor und Mediator der Gemeinde. „2011 hat sich die Gemeinde, als unser Haus an der Oelschlägerstraße zu klein wurde, einheitlich für den Erhalt des Standortes und nicht für eine Bleibe am Stadtrand ausgesprochen. Es ist ein gutes Viertel, aber es hat sich verändert durch die ,Vereinten Nationen`. Hier herrscht irre viel Lebendigkeit mit 35 verschiedenen Kulturen im direkten Umfeld.“

2017 sei die Immobilie, der Malereinkauf, dann erstanden worden, berichtet Ullrich weiter. „Eine Million Euro wurden bisher von uns investiert“, ergänzt Gemeindemitglied Armin Raether. „Wir haben marode Teile abgerissen, neu gebaut und haben nun einen Baustopp, da die nötigen weiteren 1,6 Millionen noch fehlen.“ Denn wie so oft, seien die Kosten während der Arbeiten gestiegen, berichtet er weiter. „Wir haben einen Backofen und einen Brunnen gefunden, die Statiker mussten ans Werk.“

Ullrich: „Wir bekommen als Freikirche keine Kirchensteuermittel, müssen uns durch die Spenden unserer Mitglieder und anderer Personen finanzieren. Weiterhin helfen die Einnahmen durch die Vermietung des angrenzenden Wohnhauses. Außerdem haben wir großes Gottvertrauen, dass es weitergeht.“

Im ersten Bauabschnitt ist das helle Café mit dem großen Fenster entstanden. „Der Name ,Südlicht` kam aus der Gemeinde heraus“, berichtet Irmhild Reuber, die gemeinsam mit Beate Raether dort Geschäftsführerin ist. Die „Tür zur Lewerentzstraße“ sei die Möglichkeit, sich zu öffnen. „Es ist auch ein Ruhepol, die Hektik bleibt draußen.“

Nahrung für Geist
und Seele im Café Südlicht

Armin Raether ist der selbsternannte „gute Geist“ dort. „Wir haben 36 Plätze und zusätzlich 18 im Innenhof. Unsere Botschaft ist der christliche Glaube, verbunden mit dem besten Kaffee und Kuchen“, sagt er und lächelt. „Wir halten immer knapp 20 selbstgemachte Torten vor und auch ein samtiges Süppchen.“

Zudem gibt es auch Nahrung für Geist und Seele. Einmal monatlich finden dort Konzerte statt oder Dichterlesungen, fast immer ist eine Gemälde-Ausstellung zu sehen. Es besteht eine Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft Samtweberei für die Quartiers- und Stadtteilentwicklung. Es existiert jetzt der Wunsch, für die Schulkinder, die dort morgens vorbei kommen und noch nichts gegessen haben, ein kostenloses Frühstück anzubieten. „Dazu können Gutscheine von den Gästen des Cafés oder von Passanten gekauft werden.“

Über dem Café findet Jugendarbeit für 15- bis 19-Jährige statt, die dort selbstbestimmt während der Schulzeit eine Wohnwoche verbringen können. Nebenan ist das „Cross“ für junge Leute, deren Leben eine Struktur bekommen soll.

Es ist aber noch mehr in der Planung, wenn wieder Geld zur Hand ist: Die große Halle soll als neues Gemeindezentrum dienen mit einer Bühne und einem Saal für etwa 320 Sitzen. Ullrich: „Ein Konzertsaal wird gebraucht. Im Innenhof sollen an einer Seite neue Schulungs- und Computerräume gebaut werden.“

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