Stadtentwicklung : Schmuckstücke der Nernststraße
Sprecher der Baudenkmal-Stiftung ärgert sich über den Zerfall alter Häuser. Ein Rundgang.
Krefeld. Von den vier hohen Stufengiebeln am inneren Backsteintor der Nernststraße sind nur noch drei erhalten, einer wurde durch eine Gaube ersetzt. Fast jedes Fenster, jede Haustüre der Siedlung sieht mittlerweile anders aus als die anderen, manche Scheibe ist zerbrochen. Schöne architektonische Gestaltungselemente wie Sockel oder Simse sind teils nicht mehr vorhanden.
Für Klaus Reymann von der Krefelder Baudenkmal-Stiftung sind das nur einige Beispiele für Bausünden vergangener Jahre. Er ist beim Gang durch die Straßen oftmals geradezu fassungslos über die „Verschandelung der ehemals schönen Siedlung.“ Der Fachmann nimmt die großen Gärten im Innern nicht aus, die teilweise durch Garagen oder ungepflegte Hecken verstellt sind. „Diese grünen Bereiche hatten früher die soziale Funktion von Nutzgärten.“
Der Architekt kämpft im Ehrenamt dafür, schöne alte Gebäude, ja komplette Siedlungen oder kleinere Ensembles, der Nachwelt im Original zu hinterlassen. Auch an der Nernststraße und angrenzenden Straßen. „Die Häuserzeilen müssen subventioniert, dann restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht werden“, sagt der Sprecher der Stiftung und er findet: „In einer satten Gesellschaft, arm an Orientierung, ist die Erstellung und Erhaltung der alten und neuen ,Steine‘ umso wichtiger, ja entscheidend für die gestaltete Umwelt. Umwelt formt den Menschen. Gemessen am Gesamtvolumen gehen wir zu nachlässig und mit zu wenig Gestaltungswillen damit um.“