Rudern Sabine Tschäge und die Mission Olympia

Krefeld · Die Duisburgerin ist seit Ende April Bundestrainerin des leichten Männer-Doppelzweiers. Sie ist die einzige weibliche Cheftrainerin im A-Kader Bereich der Herren des Deutschen Ruderverbandes.

 Bundestrainerin Sabine Tschäge ist die einzige weibliche Cheftrainerin im A-Kader der Herren des Deutschen Ruderverbandes.

Bundestrainerin Sabine Tschäge ist die einzige weibliche Cheftrainerin im A-Kader der Herren des Deutschen Ruderverbandes.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

„Der Klassiker ist ja, wenn man Trainer ist, kommt die Frage, was man noch macht. Jürgen Klopp würde man das doch auch nicht fragen“, sagt Sabine Tschäge im Podcast des Deutschen Olympischen Sportbundes. Im 30-minütigen Gespräch gibt Tschäge einen Einblick in ihre Tätigkeit und schärft dabei den Blick für den Beruf als Trainerin. Denn nur die Wenigsten werden Bundestrainer und dass eine Frau Bundestrainerin bei den Herren wird, ist in den meisten Sportarten gar ausgeschlossen. So sticht Sabine Tschäge auf Anhieb heraus, denn sie ist seit Ende April Bundestrainerin des leichten Männer-Doppelzweier – wohlgemerkt die einzige weibliche Cheftrainerin im A-Kader der Herren des Deutschen Ruderverbandes. 

Ein gutes Jahr wird Tschäges neuer Job dauern. Ihre Aufgabe ist es, den leichten Männer-Doppelzweier auf dem Weg zu den olympischen Spielen in Tokio zu begleiten. In „ihrem“ Boot sitzen der Krefelder Jonathan Rommelmann, den Tschäge schon lange begleitet als Heimtrainerin, sowie der in Mainz lebende Jason Osborne. Dabei bekommt die Mission eine besondere Note. Für die beiden Sportler ist es die letzte Möglichkeit, eine olympische Medaille zu gewinnen. 2021 ist ihre Gewichtsklasse das letzte Mal olympisch. „Wenn man die Saison betrachtet, muss der Anspruch eine Medaille sein, aber die Konkurrenz ist hammerhart. In der Spitze sind alle Teams ähnlich stark, da entscheiden Nuancen. Zumal es noch ein langer Weg bis Tokio ist“, stellt Tschäge klar.

Bis zum 19. Lebensjahr ruderte Tschäge für Mülheim

Olympia als Highlight einer Trainerkarriere, die so nicht geplant war. Tschäge: „Vor meiner ersten Festanstellung war ich mir schon unsicher, ob das der richtige Schritt ist. Heute denke ich, ich hätte den Weg ins hauptberufliche Trainergeschäft schon fünf Jahre eher gehen sollen.“ Bis zu ihrem 19. Lebensjahr ruderte die gebürtige Duisburgerin aktiv bei ihrem Heimatverein, der Renn-Ruder-Gemeinschaft Mülheim an der Ruhr. Ihre größten Erfolge als Athletin waren ein vierter Platz bei deutschen Nachwuchsmeisterschaften und der erste Rang bei internationalen belgischen Meisterschaften. Im Alter von 20 Jahren folgt der Einstieg ins Trainergeschäft. Parallel zum Lehramtsstudium pfeilt Tschäge an ihrer Trainerlaufbahn. Bei der Renn-Ruder-Gemeinschaft steigt sie schnell zur Trainerin im Juniorenbereich auf.

In dieser Funktion holt sie 2001 bei der U19 Weltmeisterschaft Gold mit dem Junioren Vierer. Im Boot sitz dabei unter anderem der Krefelder Jochen Urban. Zu dieser Zeit steht für die Trainerin fest: „Mir ist damals kurz vor dem Ende meines Studiums klar geworden, dass ich nicht an die Schule möchte.“ Stattdessen wagt sie den Schritt ins hauptamtliche Trainergeschäft. Beim hessischen Verband nimmt sie mit Anfang 30 die Stelle als Landestrainerin an. 2009 wächst der Wunsch, wieder heimatnäher zu arbeiten. Der Vorsitzende des Crefelder Ruderclubs (CRC) Christoph Lüke, mit dem Tschäge befreundet ist, hört von ihrem Wunsch und stellt sie als Trainerin ein.

Viel Lob für die Bundestrainerin, die auch in Krefeld trainierte

Beim CRC arbeitet Tschäge erfolgreich mit ihrer eigenen Trainingsgruppe zusammen. „Für mich ist Sabine eine der besten Trainerin in Deutschland, sie hat ein super Gefühl für uns Athleten. Da, wo ich jetzt stehe, das habe ich zum größten Teil ihr zu verdanken“, schwärmt Rommelmann über Tschäge. Der Krefelder Gruppe gehörten neben Rommelmann auch Michaela Staelberg und Laurits Follert an, die ebenfalls ein Olympia-Ticket gelöst haben. Hinzu kommt Marc Leske, der eine Nominierung knapp verpasste. „Die Arbeit in Krefeld war mit Leistungssportlern, Bundesliga und auch vielen Festivitäten sehr facettenreich. Es ist immer nett, wenn man nach Krefeld kommt“, erinnert sich Tschäge gerne an die Zeit in der Seidenstadt zurück.

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