Chorkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker Seidenweberhaus: Im „Winter“ ist alle Stimmkraft wieder da

Großer Applaus für das 2. Chorkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker mit Haydns „Die Jahreszeiten“.

Krefeld. Der Text des Oratoriums „Die Jahreszeiten“ fiel schon bei Joseph Haydns Zeitgenossen durch. Sogar Johann von Goethe bedauerte den Komponisten wegen dieser Textvorlage und urteilte: „Wenn nur das Ganze des Textes nicht so unendlich absurd wäre!“ Der Name des „verhinderten“ Dichters: Baron Gottfried van Swieten.

Die Talente dieses Herrn lagen eindeutig auf einem anderen Sektor. Er sorgte für die Finanzierung des Oratorium-Projekts, und ermöglichte damit, dass sich Haydn von 1796 bis 1798 ganz aufs Komponieren konzentrieren konnte. Die Uraufführung im Kreis einer privaten Gesellschaft Adliger in Wien mit einem großen Aufgebot an Instrumentalisten und Sängern war im Etat auch noch drin. Das barocke Gartenschloss, das Palais Schwarzenberg, wurde zum Konzertsaal einer gefeierten Premiere.

Für das 2. Chorkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker und dem Niederrheinischen Konzertchor fällt der Rahmen mit einem — vermutlich wegen des Brückentags — nur halb gefüllten Seidenweberhaus wesentlich bescheidener aus. Sein Oratorium „Die Jahreszeiten“ beginnt Haydn am Übergang vom Winter zum Frühling. Der Winter flieht und „ihm folgt auf seinen Ruf der wilden Stürme brausend Heer mit grässlichem Geheul“, lässt der Textdichter singen. Den Part der beiden Solisten haben der Tenor Michael Siemon (Rolle des Lukas) und der Bariton Rafael Bruck (Rolle des Simon) übernommen.

Zunächst darf sich das Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson in dramatischen Klängen auslassen, bis Hanne, gesungen von der Sopranistin Sophie Witte, erste Frühlingsatmosphäre in den Saal bringt. Durch alle Widrigkeiten des Wetters im Laufe eines Jahres und Launen der Natur ist ihre Stimme der musikalische Höhepunkt des Abends.

Einen guten Auftritt hat auch der Tenor, während sich der Bariton vor dem vollen Klang des Orchesters nicht immer so recht durchsetzen kann. Dass in diesen Situationen der Inhalt seiner Arien nicht deutlich wird, ist kein Mangel - siehe oben!

Der Chor, dessen Part die Chorleiterin Maria Benyumova einstudiert hat, setzt die Inhalte musikalisch ausdrucksstark um. Zum Ende des Herbstes kann man leichte Ermüdungserscheinungen feststellen, doch für das große Finale im Winter mit Terzett und Doppelchor ist wieder alle Stimmkraft da. Der Appell an Gottes Gnade, Stärke und Mut zu verleihen, scheint oben angekommen zu sein. „Dann singen wir, dann gehen wir ein in deines Reiches Herrlichkeit. Amen.“

Der Parforce-Ritt durch die Jahreszeiten endet unter großem Applaus erst kurz vor 23 Uhr.

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