Burg Linn: Gelungene Interpretation von Bruckners Siebter

Mit dem Thomas Christian Ensemble endete die Konzertsaison.

Krefeld. Die Notwendigkeit zu sparen ist nicht nur eine Erscheinung unserer Tage; damit hatten auch schon vor gut einem Jahrhundert Komponisten ihre besonderen Probleme.

Vor dem Zeitalter von Radio und „Musik-Konserven“ war es für sie schwer, eine Öffentlichkeit für ihre Werke zu finden. Vor allem, wenn sie ein großes und damit teures Orchester erforderten und dann vielleicht auch nicht einen breiten Geschmack getroffen hätten. So mussten Musikliebhaber zu Uraufführungen, beispielsweise von Mahler-Sinfonien, nach Wien reisen, um die vielleicht einzige Chance zu nutzen, das Opus in seiner originalen Form zu hören.

Aus dieser Not wurde die Kammerbesetzung von sinfonischen Werken geboren; die Teamarbeit um Bruckners Sinfonie Nr. 7 ist ein Beispiel dafür. Drei Komponisten dampften die Orchestermusik aus den frühen 1880er Jahren ein: Hanns Eisler den ersten und dritten Satz, Erwin Stein den zweiten und Karl Rankl den vierten.

Die drei waren aktive Mitglieder im Verein für musikalische Privataufführungen, den Arnold Schönberg 1918 gegründet hatte, um dem Dilemma der Branche zu entgehen. Im kleinen Kreis konnte man so den „Kunstfreunden eine genaue Kenntnis moderner Musik“ verschaffen. Und da die Konzerte des Privatclubs nur für ein ausgewähltes Publikum zugänglich war, konnte man auch schlechte Kritiken verhindern — die Mitglieder mussten sich verpflichten, solche „weder zu verfassen noch zu inspirieren“.

In diesem geschützten Raum wäre vermutlich auch Bruckners „kleine“ Siebte aufgeführt worden, hätte der Verein nicht 1921 aufgeben müssen. So kam es erst 1994 in den USA zur Uraufführung der Kammerversion und 2004 spielte das Thomas Christian Ensemble die erste CD ein. Dank der Zusammenarbeit mit Bayer Kultur war es dem Kulturbüro möglich, das zehnköpfige Kammerorchester in den Rittersaal einzuladen. Zum Streichquintett hatten die Arrangeure noch Klarinette, Horn, Klavier und Harmonium hinzugefügt.

Dabei konnte man die Klarheit der einzelnen Stimmen in dieser Kammerausgabe und Interpretation des Thomas Christian Ensembles rühmen. Aber etwas mehr „Fleisch“ an dem musikalischen „Gerippe“ der Sinfonie wäre auch nicht zu verachten gewesen. Es gab schon Applaus im Rittersaal, der auf größere Begeisterung schließen ließ.

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