Galerie Prettyland: Mehr als Tusche und Tinte

Mit „Open Liquids“ werden drei zeitgenössische Positionen aus China gezeigt.

Krefeld. Auf chinesische Künstler hat sich die Galerie Prettyland spezialisiert: In der aktuellen Gruppenausstellung „Open Liquids“ sind drei Positionen zu sehen. Tusche beziehungsweise Tinte ist jeweils das farbgebende Material, doch mit traditioneller chinesischer Malerei haben die Exponate nichts zu tun. Andre Chi Sing Yuen aus Düsseldorf, Liu Guangyun als Mainz und die im Schweizer Biel lebende Luo Mingjun markieren unterschiedliche zeitgenössische Positionen.

Yuen zeigt 42 Portraits von Persönlichkeiten, die ihn beeinflusst haben, dies sicher ein Nebenwerk im Oeuvre des Künstlers. Man sieht Beuys, Christo, Pollock, aber auch Madonna oder Pina Bausch, alle in Schwarzweiß, alle im Anschnitt, alle Fotos unscharf reproduziert und mit einer Wachsschicht überzogen.

Eine weitere Druckserie variiert die Konturen eines Buddhas in verschiedener Farbigkeit, Begriffe wie Wahrheit oder Schicksal sind in englischer Sprache übers Bild gelegt. Die Werke Yuens entstehen am Computer, seine digitalen Montagen sind in der Regel aber wesentlich weniger reduziert als die Arbeiten, die man jetzt hier zu sehen bekommt. Eine Solo-Schau ist in der Planung.

Guangyun hat mit chinesischer Tusche auf chinesischem Papier gearbeitet. Doch weder ein feiner Strich noch die Reduktion auf Zeichen ist hier zu sehen, stattdessen gibt es flächige Verwischungen, expressive Collagen freier Formen. Vielen Bildern wurden noch metallene Gegenstände wie Winkel, Beschläge, Klingen von hinten erhitzt aufgelegt, so dass sich die Konturen eingebrannt haben. Das wirkt jedoch nicht zwingend für die kraftvollen Kompositionen.

In ihrer Bildinstallation „Break up“ kommt Luo Mingjun der Tradition in der Reduktion doch wieder ganz nahe, andererseits verweigert auch sie die traditionelle Pinselführung. Die Künstlerin hat Tusche einfach auf 40 Papierquadrate mit 50 Zentimetern Seitenlänge auftropfen lassen. Die komplette Installation wirkt wie das Negativ einer großen Sternenkarte und hinterlässt in dieser Ausstellung vielleicht den größten Eindruck.

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